Südamerika mal anders
Peru (Teil 2): Auf dem Weg nach Ecuador
Am 11. Oktober verabschiede ich mich kurz nach neun Uhr von den Gastgebern und begebe mich zum Terminal von CIFA internacional. Um zehn Uhr will ich den Bus nach Machala (Ecuador) nehmen. Dieser fällt leider aus, erfahre ich am Schalter und so muss ich noch 4 Stunden warten , fängt ja gut an, denke ich mir. Kurz nach zwei Uhr kommt dann tatsächlich der Bus. Nun, eigentlich kommen zwei Busse, die nun in dem kleinen Hof eng nebeneinander stehen. Das Ein- und Aussteigen sowie die Gepäckübergabe entwickeln sich nahezu zu einem Kampf. Vor allem bin ich total verunsichert, welcher Bus der richtige ist. Ich frage mich durch, erhalte unterschiedliche Aussagen. Hab schon gelernt, dass die Südamerikaner nicht einfach "No lo sé - Ich weiß es nicht" sagen können, stattdessen sagen sie irgendetwas, auch wenn es falsch ist. Nach mehrmaligem Nachfragen des Typen, der die Taschen in den Bus reinlegt, entscheide ich mich dann für den richtigen Bus. Zusammen mit wenigen anderen Passagieren geht es dann auch kurze Zeit später los. Die Grenze nach Ecuador ist nicht weit und so erreichen wir diese nach weniger als einer Stunde. An den Schaltern ist nicht viel los und wir kommen schnell dran. Zuerst die Ausreise aus Peru und dann die Einreise nach Ecuador am Schalter nebenan, das ist der Plan. Ich überreiche der Dame meinen Pass, sie fragt, ob ich das erste Mal nach Ecuador einreise. Nein, antworte ich, ich war bereits vor einigen Jahren in Ecuador. Sie tippt im System rum, sucht irgendwas, blättert meinen Pass durch... hmmm .... und dann fragt sie mich, wann ich aus Ecuador ausgereist bin. Das weiß ich leider nicht. Sie erklärt mir, dass ich nicht einreisen darf. Im System steht, dass ich mich immer noch in Ecuador aufhalte, ein weiteres Mal darf ich nicht einreisen. Ihr dürfte klar sein, dass das Blödsinn ist, denn sie sieht die vielen Stempel in meinem Pass von den letzten Reisen, doch laut dem blöden, elektronischen System halte ich mich immer noch dort auf und zwar ohne gültiges Visum. Sie ruft jemanden an, erklärt mir, dass wenn ich ihr sagen kann an welchem Tag und von wo ich ausgereist bin, könnten sie genauer suchen und vielleicht was finden. Doch ich habe keine Daten! Sie fragt mich nach meinem alten Pass, in dem die Stempel der Ausreise sind. Doch ich habe nur den aktuellen Pass, den ich ein paar Monate nach der Reise nach Ecuador beantragt habe. Wer reist denn schon mit seinem abgelaufenen, nicht gültigen Reisepass rum!? Ich suche in meinen alten Fotos rum und finde nur heraus, dass ich irgendwann im Januar 2013 Ecuador verlassen habe. Zudem kann ich mich noch nicht mal mehr erinnern, ob wir damals direkt von Guayaquil nach Madrid oder erst über Quito geflogen sind. Könnte ich nicht jemand anrufen, fragt sie mich. Da frage ich sie zurück, ob ich ihr Telefon benutzen könnte, denn hier an der Grenze gibt es keinen Empfang. Nein, das ginge nicht. Aaaahhhrrrr! Ich frage also, was ich tun könnte und sie erklärt mir so einiges, was ich nicht 100 %-ig verstehe. Irgendwas mit, ich müsse nachträglich ein Visum für die Zeit seit 2013 beantragen. Hah!! Vermutlich mit einer netten Geldstrafe und im anderen Land, denn ich darf ja nicht einreisen! Ich kann es nicht fassen!!
Ich weiß noch nicht mal, ob die mich in Peru am gleichen Tag wieder einreisen lassen, ich bin total verunsichert, was ich tun soll. Da die anderen Passagiere vermutlich alle schon fertig sind, gehe ich zunächst zum Bus und erkläre dem Busfahrer kurz die Lage und dass ich noch etwas Zeit brauche, er möge bitte auf mich warten. Doch ich habe den Eindruck, dass der mir überhaupt nicht zuhört. Außer einem leisen "mmm" am Anfang kommt von ihm nichts, und er ist durchgehend mit seinem Handy beschäftigt. Ich drehe mich also um und steige aus, erst dann reagiert er doch jetzt kann er mich mal... . Ich bitte die anderen Passagiere darauf zu achten, dass der Bus noch nicht wegfährt, erkläre auch ihnen meine Lage. Sie wünschen mir Glück. Ich überlege kurz was ich mache und gehe zum peruanischen Schalter, erkläre denen die Lage, die schmunzeln, als ich denen sage, dass die in Ecuador vor fünf Jahren meine Ausreise nicht elektronisch erfasst haben und sagen mir, dass es kein Problem sei, wieder nach Peru einzureisen. Puh, da bin ich erleichtert, ich sah mich schon an der Grenze übernachten. Doch dafür muss ich auf die andere Seite, wo die Einreise nach Peru ist. Diese befindet sich 4 km weit weg . Also gehe ich wieder zum Bus, bitte den Busfahrer, mir meinen Rucksack auszuhändigen. Überraschenderweise reagiert er sogar. Ich nehme meinen Rucksack, verabschiede mich von den netten Passagieren, die mit mir Mitleid haben und nehme ein Taxi, das mich zu dem peruanischen Einreiseposten bringt. Dort finde ich eine mega Menschenschlange vor. Und so warte ich gute eineinhalb Stunden, bis ich dran komme. Glücklicherweise wurde dieses Jahr die zulässige, visumfreie Aufenthaltsdauer von 90 auf 180 Tage verlängert, so dass ich problemfrei noch einige Zeit in Peru verbringen kann und nicht nach wenigen Tagen das Land verlassen muss. Von hier aus nehme ich ein weiteres Taxi, das mich zurück nach Tumbes bringt. Da ich nicht länger in dem kleinen, aber lauten und unfreundlichen Städtchen bleiben will, suche ich nach einem Busunternehmen, das für den gleichen Abend eine möglichst lange Nachtfahrt anbietet, denn ich möchte nicht mitten in der Nacht am fremden Ort ankommen. El Dorado fährt für wenig Geld nach Chiclayo, Ankunft um 6 Uhr morgens. Das hört sich gut an. Ich kaufe also ein Ticket, nach dem ich erstmal zwei penetrante Peruanerin daran gehindert habe, sich vorzudrängeln. Das Vordrängeln scheint hier in Tumbes eine Lieblingsbeschäftigung zu sein, es ist das x-te Mal, dass ich es hier erlebe. Am Gepäckschalter will ich meinen Rucksack abgeben, um noch was essen zu gehen. Vor mir eine Frau, die vergeblich einen Mitarbeiter hinter dem Tresen um etwas bittet. Er ist mit seinem Handy beschäftigt und überhaupt nicht daran interessiert ist, seiner Arbeit nachzugehen. Irgendwann erbarmt sich ein anderer Mitarbeiter und bedient uns.
Die Fahrt nach Chiclayo ist..... anstrengend. Wir fahren in einem sehr einfachen Bus ohne Klimaanlage. Unterwegs hält er immer wieder an, um Leute aufzunehmen. Ich schlafe also nicht sonderlich viel. Denke mir, dass es gut ist, mit wenig Plänen zu reisen. Ich habe nur das Geld für das Ticket nach Machala und eine Übernachtung dort verloren, naja, und das Geld für die Taxifahrten. Bin froh, nicht mehr geplant und reserviert zu haben, in dem wunderschönen Land, das ich nicht bereisen darf.
Aufbruch: | 17.05.2017 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 22.12.2017 |
Bolivien
Argentinien
Uruguay
Kolumbien