Südamerika mal anders
Bolivien: Cochabamba
von Copacabana nach Cochabamba
Am 29.06.2017, um 13:30 nehme ich den Bus von Copacabana nach La Paz, lasse mich aber schon in El Alto in der Nähe des Flughafens absetzen. Ich fahre wieder mit Vicuña Travel, da die mir wirklich symphatisch sind. Alles läuft wieder super, ich kann die auf dieser Strecke wirklich empfehlen. Auf dem kurzen Stück zum Flughafen teile ich das Taxi mit einem brasilianischen Pärchen, das ebenfalls mit mir aussteigt.
Am Flughafen habe ich mehr als drei Stunden Zeit, kann aber schon einchecken. Das ist hier in Südamerika echt klasse. Man geht zu dem Schalter der jeweiligen Fluggesellschaft, fragt nach und kann einchecken, man ist den großen Rucksack los und kann sich freier bewegen.
Ich trinke einen Tee, schreibe ein wenig am letzten Blogeintrag, lade meine Pre-Paid Karte auf, hole mir was zu essen und während des Essens lerne ich am Tisch zwei Bolivianer kennen eine Frau und einen Mann, die geschäftlich unterwegs sind und nach Hause fliegen. Sie sind Anwälte. Die Frau verstehe ich gut, sie gibt sich mühe langsamer und einfacher zu sprechen, bei ihm habe ich Probleme. Er interessiert sich für Geschichte und erzählt uns was er alles über den zweiten Weltkrieg weiß und auch die Zeit davor. Mir scheint, er weiß mehr über die europäische Geschichte als ich... Ich frage sie, ob sich vieles im Bolivien geändert hat, seitdem Evo Morales regiert und sie geben mir eine positive Antwort und nennen mir Beispiele, was sich zum positiven geändert hat. Sie betonen dabei, dass es nun unter den Senatoren viele Frauen gibt. Das Gespräch ist interessant, und ich würde gerne weiter mit denen reden, leider muss ich langsam los. Als ein Flug nach Cochabamba ausgerufen wird, verabschieden wir uns und ich renne zur Sicherheitskontrolle und zum Gate.
In Cochabamba habe ich eine richtig luxuriöse Unterkunft in einer gehobenen Gegend und nicht teuer als sonst. Der Vermieter holt mich abends nach neun am Flughafen ab, so brauche ich kein Taxi zu nehmen.
Cochabamba
Cochabamba ist die viertgrößte Stadt Boliviens. Sie liegt auf etwa 2560 m über dem Meeresspiegel. Die Stadt liegt in einem Tal. Geschützt durch die umliegenden bis zu 5000 m hohen Berge herrscht ein moderates und sonniges Klima mit einer mittleren Temperatur um 18 °C.
Ja, das mit dem Klima kann ich bestätigen. Nach langer Zeit friere ich nicht mehr, hahaha. Meine Stiefel haben eine Pause, stehen in der Ecke und atmen durch...
Am 30.06. nach dem Frühstück starte ich meine Erkundungstour durch die Stadt. Ich wohne etwas weiter weg vom Zentrum und habe daher etwas über 2 km bis dorthin. Ich laufe zunächst durch moderne Stadteile, mit breiten Straßen, Hochhäusern, besseren Wohnkomplexen. Je mehr ich mich dem Zentrum der Stadt nähere, um so schmaler werden die Straßen und quierliger das Leben auf der Straße. Es ist schön hell und grün in der Stadt. Immer wieder passiere ich grüne Plätze oder Alleen, die sich durch viele unglaublich hohe Bäume, Palmen sowie blühende Büsche auszeichnen.
An der Plaza Colón mache ich halt und genieße das Ambiente, es ist sehr schön, viele Pflanzen, Wasser, Blick auf die schöne Kirche....
Ich versuche ein Reisebüro zu finden, in dem ich einen Ausflug in die Umgebung buchen könnte oder mich zumindest erkundigen könnte, was es so für Möglichkeiten gibt. Ich finde auch jede Menge Reisebüros, doch die verkaufen nur Flüge und Fernreisen. Bei dieser Suche komme ich schließlich an der wunderschönen Plaza Familiar bzw. der Plaza 14 de Septiembre an. Sie ist weitläufig, sehr grün, mit vielen Bänken die zum Verweilen einladen (vor allem die schattigen denn in der Sonne wird man gebraten ), umgeben von schönen Gebäuden. Die Bäume sind unglaublich hoch, ein Foto mit allem drauf unmöglich (Ich verwende hier in der Stadt nur mein Handy zum Fotografieren. Meine große Kamera schleppe ich zwar immer mit, habe aber ein komisches Gefühl sie zu benutzen.)
Nach einer Pause gehe ich weiter in Richtung des Busbahnhofs. Ich möchte wissen, wohin man mit dem Bus von hier aus fahren kann. Ich passiere dabei einen ziemlich quirligen Stadtteil mit viel Verkehr und vielen Menschen auf der Straße. Der Busbahnhof selbst ist .... schwierig zu beschreiben. Er hat hier einen ganz besonderen Sound und durchgehend werden Busse ausgerufen, die Stimmen hallen durch die Halle, es ist eine ganz einzigartige Stimmung. Es gibt sehr viele Busanbieter, die fast alle Fahrten in die selben wenigen Städte anbieten.
Ich gehe weiter und lande sehr schnell in einem überdimensionalen Markt, auf dem es vermutlich wirklich alles zu Kaufen gibt. Ich laufe nur auf der Straße, gehe nicht in die Hallen rein, denn sie erscheinen mir dunkel und eng und ich möchte mit meinem Rucksack nicht da rein. Es ist unglaublich, wie groß das Angebot an allem ist. Ich finde es also eine Zeitlang sehr interessant aber irgendwann möchte ich doch mal langsam raus aus diesem Viertel, nur.... schaffe ich es nicht. Ich laufe straßenweit und es gibt überall an der Straße Stände, die was verkaufen... es ist (ich weiß, ich wiederhole mich) unglaublich.
An einem Brotverkaufsstand kaufe ich mir zwei Brötchen, wenige Meter weiter sehe ich eine Señora mit einem Verkaufsstand, da drauf lecker aussehende Pommes. Ich bitte um eine Portion (die 5 Bolivianos kostet) und bekomme ein Schälchen mit Kartoffeln, einer gebratenen Minibanane, einem Eierchen (huevito*) und Wurststückchen. Ich konnte einfach nicht widerstehen, als sie mir alles der Reihe nach anbot - ich hatte wohl ziemlichen Kohldampf. Und, was soll ich sagen, bis auf die Wurst war es sehr lecker!
*huevito - ich musste drei mal nachfragen, bis ich verstanden habe, dass sie die Verniedlichung von "huevo"(Ei) sagt. Und weil mir dieses Wort so schwer zu verstehen war, habe ich bei einer spanischen chat Unterhaltung auch noch den Bock geschossen mit der Eigenkreation von "huevenito" statt "huevito". Wir haben Tränen gelacht. @LuzMarina: ich weiß, dass Du jetzt auch ein Lächeln im Gesicht hast...
Ich verlaufe mich in diesem Viertel total, Hahaha... schaffe es aber irgendwann wieder raus. Nächstes Ziel, das ich mir vornehme ist die Sprachschule die ich im Internet gefunden habe. Kurz vorher lande ich allerdings durch Zufall auf einem Uni-Campus und bleibe hier hängen. Woooow, da möchte man glatt noch mal studieren.... schattige Plätze unter den Palmen, ein kleines cafe im Freien, sieht alles sehr einladend aus. Ich verweile also auch hier eine Weile... und als ich anschließend noch die Schule suche, die ich nicht finde,... entscheide ich mich gegen einen Sprachunterricht hier. Nach der ernüchternden Erfahrung in Cusco bin ich skeptisch, und 9$ pro Stunde ist, wenn man was davon haben will und einige Stunden nimmt, auch nicht gerade wenig. Ich gehe also wieder zurück nach Hause.
Kurz vorm Ziel treffe ich an der Hauptstraße auf eine Verkäuferin bei der ich eine volle Tüte Früchte kaufe. Sie fragt mich aus woher ich komme, wo ich schon war, wohin ich will. Sie warnt mich, in Potosí wird es die kältesten Nächte geben im ganzen Land auf meiner Reise, erzählt kurz von ihren beiden Töchtern... . Es ist ein sehr nettes kurzes Gespräch, das mich glücklich macht.
Auch hier gibt es eine Seilbahn....
...allerdings als touristische Attraktion. Zu dieser begebe ich mich an einem Sonntag und stelle dabei fest, dass es so gut wie keine Fußgänger auf den Straßen gibt. Unheimlich.. echt, mit Menschen fühlt es sich deutlich angenehmer an. Kurz bevor ich die Seilbahnstation erreiche, treffe ich auf eine Familie, die ebenfalls dorthin will. Sie sprechen mich an, da sie nicht genau wissen, wo es lang geht. Sie sind aus Santa Cruz und machen Ferien, da hier gerade zwei Wochen Winterschulferien sind.
An der Seilbahnstation gibt es dagegen viele Menschen, vele Einheimische, die ebenfalls nach oben zu dem Cristo wollen. Es dauert nicht lange, und ich sitze in einer der drei Kabinen, die nach oben fahren. Als ich mich zu der Familie in die Kabine setze, werde ich von dem Mädchen begrüßt: "Buenas tardes señora!" - ich fühle mich alt... ihr Vater lächelt..
Oben begrüßt uns mit offenen Armen der Cristo de la Concordia
Von oben hat man eine schöne Aussicht auf die Stadt, die bei sonnigem Wetter vermutlich besser ausgefallen wäre... hehe.
Man kann im Cristo bis auf die Höhe seiner Arme hochgehen und das lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Kosten: 2 Bolivianos.
Es gibt hier wohl die Möglichkeit, einen Park Namens ToroToro zu besuchen, er ist jedoch so weit entfernt, dass man es üblicherweise mit einer Übernachtung verbindet. Es gibt dort eine Höhle, die man besuchen kann, doch so ganz alleine, ich weiß nicht, möchte ich da nicht hin. Da ich sonst keine Ausflugsmöglichkeiten gefunden habe, die ich buchen könnte, bleibe ich in dieser Stadt und sehe mir jeden Tag etwas anderes an.
An einem anderen Spaziergang schaue ich mir noch andere Ecken der Stadt an.
Laguna Alalay
Im südlichen Teil der Stadt befindet sich eine Lagune, die ich vom Aussichtspunkt aus gesehen habe. Diese besuche ich am letzten Tag in Cochabamba. Eigentlich ist mein Gedanke, einmal um die Lagune rum zu gehen, doch als ich dort ankomme, habe ich kein gutes Gefühl dabei. Ich gehe bis zum Wasser, mache ein paar Fotos, schaue den Teichhühnern auf dem Wasser zu und gehe ein paar Schritte am Wasser entlang. Vereinzelt sehe ich Menschen, ein Pärchen, eine Familie, einzelne Personen. Ich setze mich im Schatten hin und versuche die Natur zu genießen, chatte ein wenig und gehe wieder zurück, durch den Armenviertel, durch den ich gekommen bin. Der Unterschied zwischen arm und reich ist in dieser Stadt sehr deutlich, je nach dem, wo man sich befindet. Ich weiß nicht ob es hier extremer ist als bei uns oder ich nur hier die Augen dafür mehr öffne... .
Aufbruch: | 17.05.2017 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 22.12.2017 |
Bolivien
Argentinien
Uruguay
Kolumbien