Südamerika mal anders
Peru (Teil 2): Tumbes
Nach einer etwa 12 stündigen Busfahrt mit Cruz del Sur komme ich mittags, am 08.10. in Tumbes an. Die meisten Passagiere bleiben im Bus sitzen, sie fahren bis nach Guayaquil (Ecuador) weiter, haben noch eine ordentliche Strecke vor sich. Das Terminal in Tumbes ist winzig, schon alleine daran kann ich erkennen, dass ich mich in einem kleinen Ort befinde.
Es ist Sonntag und dazu noch Fiestazeit und so sind viele Geschäfte geschlossen, schwierig, was zu essen zu finden. Am späten Nachmittag setze ich mich in ein größeres Lokal, wo Hähnchen mit Pommes verkauft werden und bestelle für 5 Soles Pommes (glücklicherweise verkaufen sie mir nur eine Portion Pommes, habs auch schon in Bolivien erlebt, dass sie außer ihrem Standardmenu keine Pommes verkaufen wollten). Die Portion ist riesig und ich kann sie nicht aufessen. Ja, ich bin auf dem Lande, große Portionen für wenig Geld.
Am nächsten Tag suche ich zunächst nach dem Busunternehmen, das mich in zwei Tagen zum nächsten Ort bringen kann und erkundige mich nach den Abfahrtszeiten und dem Preis.
Danach suche ich eine Reiseagentur, da ich gesehen habe, dass hier Ausflüge zu den Mangroven angeboten werden. Doch die Ausflüge werden hier nur auf Anfrage organisiert und da ich alleine bin, müsste ich für zwei zahlen, damit die mir was arrangieren. Zurück in der Unterkunft erfahre ich, dass man selbst zum Hafen fahren und dort direkt was buchen kann .
Zorritos
Am 09. Oktober mache ich mich Mittags auf den Weg nach Zorritos. Es fahren Autos hin, die losfahren, wenn sich 4 Passagiere finden. Die Abfahrtsstelle ist direkt neben meiner Unterkunft, auf der Avenue Tumbes. Preis: 10 Soles. Leider kommen keine weiteren Interessenten vorbei und es fehlen noch 2 Fahrgäste. Der Fahrer dreht sich zu mir um und sagt, wenn ich die zwei fehlenden Leute mit bezahle, könnten wir sofort losfahren. Ich gucke etwas blöd zurück und frage ihn etwas genervt "Por qué yo?!-"Warum ich!?" und schaue zu dem anderen Fahrgast rüber, der nicht angesprochen wird. Also fahren wir zum Markt, wo es mehr Leute gibt, und es finden sich auf Anhieb welche, die mit fahren wollen. Die Fahrt dauert etwa eine halbe Stunde.
Zorritos liegt direkt am Meer so dass ich mich nach der Ankunft direkt zum Strand begebe. Nicht weit weg befinden sich viele Fischerboote im Wasser, ein paar auch am Strand. Und ich sehe unglaublich viele Vögel! Wooooow, das habe ich gar nicht erwartet, das ist ja eine tolle Überraschung!! Viele Fregattvögel kreisen über dem Meer, dazwischen einige Pelikane. Ein tolles Bild!
Da bemerke ich auf dem Sand auf einmal Unmengen an roten Krabben, die über den Strand laufen. Ich stoppe zunächst, weil mir bei dem Gedanken, die könnten über meine Füße laufen, unwohl wird. Doch schnell wird mir klar, dass die mehr Angst vor mir haben und so bald ich mich ihnen nähere, verschwinden sie in ihren Löchern.
Ich gehe ein paar Meter den Strand entlang, schaue immer wieder nach oben wo die Fregattvögel kreisen. Da bemerke ich etwas weiter hinten eine Gruppe anderer Vögel am Strand. Das sind ja.... Blaufußtölpel!!! Eine kleine Gruppe, aber ja, es sind Blaufußtölpel!!! Ich traue mich gar nicht weiter zu gehen, ich will sie nicht verscheuchen, denn auf den Galapagosinseln waren das damals so ziemlich die einzigen Tiere, die scheu waren und sich nicht aus der Nähe beobachten ließen. Doch dann sehe ich einen Fischer an ihnen vorbeilaufen und sie scheinen ihn gar nicht als Gefahr wahrzunehmen. Hmm... also versuche ich es auch. Ich nähere mich ihnen langsam und als uns nur wenige Meter trennen, setze ich mich in den Sand. Coooool! Ich kann mein Glück kaum fassen Ein Blaufußtölpel latscht mit seinen blauen Füßen auf dem Sand, kommt mir entgegen. Na der ist ja neugierig! Und dann erfahre ich auch warum und warum die keine Angst haben! Weiter unten am Strand hockt sich ein Fischer hin und bearbeitet seinen Fang, sprich, holt die Innereien aus den Fischen und schmeißt sie den Vögeln zu. Da kommen auch schon ein paar Blaufußtölpel angelaufen und schnappen sich die Fischreste. Über ihnen kreisen nun vermehrt die Fregattvögel, doch die versuchen nur im Flug was aufzuschnappen.
Ich widme mich wieder der kleinen Gruppe Blaufußtölpel, die keinen Hunger zu haben scheinen. Sie sitzen und und putzen sich das Gefieder was das Zeug hält. Linker Flügel, rechter Flügel, der Bauch, dann der Rücken... . Da bemerke ich einen Tölpel, dessen linker Flügel schlaff runter hängt. Er versucht immer wieder, diesen Flügel hoch zu ziehen, in die eigentliche Lage zu bringen, doch sein Flügel oder sein Gelenk scheint gebrochen zu sein. Ein sehr trauriges Bild, wie er da seinen Flügel immer wieder hochzieht... Ich frage mich, wie lange er überleben wird. Nun, vielleicht, wenn er sich von den Fischern die Reste schnappt, kann er noch etwas länger leben. Das hoffe ich zumindest für ihn.
Als der Fischer seine Arbeit beendet, verschwinden so langsam die Vögel. Als letztes kommen nun aber die..... Geier! Noch nie habe ich Geier am Strand gesehen!
Das war auch schon das Highlight von Zorritos, ein Superhightlight!
Danach spaziere ich noch an dem langen Sandstrand, sehe aber nichts erwähnenswertes mehr. Es zieht sich zu, die Sonne scheint nicht mehr und so mache ich mich auf dem Weg nach Tumbes.
Achja, hab ich eigentlich schon erwähnt, dass es hier heiß ist? Die Sonne kommt nicht immer richtig durch, doch auch im Schatten ist es ordentlich warm. Hier sind nur kurze Hosen und leichte T-Shirts angesagt!
Puerto Pizarro
Am nächsten Tag fahre ich auf ähnliche Weise wie am Vortag (also einem Sammeltaxi) zum Puerto Pizarro. Der Hafen gehört zu Tumbes, doch das Leben ist hier erheblich ruhiger. Als ich aussteige, heftet sich auch direkt einer an mich dran und will mir Bootsfahrten andrehen. Ich frage also was er anbietet, für wie viel und wie lange, und ob andere dabei sind. Er drängelt und meint, das Wasser gehe jetzt zurück und später wird es schwierig, eine Tour zu machen, bla, bla. Ich erkläre ihm, dass ich erst mal ankommen will und so gar nicht mag, wenn man mich zulabert. Er wird tatsächlich ruhiger, und sagt nichts mehr, wartet geduldig in der Nähe. Nachdem ich mal einen Schluck Wasser genommen habe und mir den überschaubaren Hafen angesehen habe, entscheide ich mich für die Tour zu der Vögelinsel, denn Reptilien interessieren mich nicht. Der Himmel ist leider grau heute, und die Sicht und die Stimmung dementsprechend. Wir tuckern also über das Wasser und hier und da erzählt er mir was, leider verstehe ich nicht alles.
Vom Weiten sieht man über der Insel die Fregattvögel kreisen und als wir uns der Insel nähern, sehe ich erst, wie viele in den Bäumen sitzen. Wahnsinn! Er macht das Boot fest und wir laufen über dem matschigen Untergrund. Bin ziemlich wackelig auf den Beinen. Wenn man so unkontrolliert und unterschiedlich stark in diesem Masch versinkt, ist es schwierig, das Gleichgewicht zu halten. Er sammelt irgendwelche Krabben oder Ähnliches und will mir was davon geben, damit ich mir später ein Essen zubereite, und ich erkläre hier auf meiner Reise zum x-ten Mal, dass ich Vegetarierin bin. Gedanklich bin ich bei den armen Tierchen, die nun aufgrund meines Ausflugs in seinen Armen landen.
Auf dem Rückweg machen wir noch an einer größeren Insel halt. Hier könnte ich auch baden wenn ich wollte, doch ich mache nur einen Spaziergang am Strand.
Nach dem Ausflug verbringe ich ein Weilchen an der niedlichen Plaza in der Nähe des Hafens, laufe ein paar Schritte durch eine Straße und kehre anschließend zum Zentrum von Tumbes.
Der Hafen Pizarro mit seinen Ausflugs- und Fischerbooten, Fischern und Unmengen an Fregattvögeln, im Hintergrund die Mangroven
Heute ist wieder Fussballtag. Während ich am späten Nachmittag durch das Städtchen laufe und einen Bäcker suche, sehe ich überall Verkäufer mit ihren Peru Trikots, die sie noch vor dem Spiel heute Abend an den Mann bringen wollen. An der Plaza wird es wohl Publing Viewing geben, doch ich entscheide mich, auf dem Zimmer zu bleiben. Kurz nach dem Spiel, das ich mit halbem Ohr im Fernsehen verfolge, höre ich auch schon die feiernde Menschenmenge auf der Straße. Hmmm.... irgendwie verstehe ich es nicht ganz, das Ergebnis war 1:1, sie haben sich also nicht qualifiziert. Später erfahre ich, dass sie immer noch die Chance haben, sich zu qualifizieren, dafür müssen sie als nächstes (und auch letztes Mal) im sogenannten "repechaje" gegen Neuseeland spielen. Also immer noch alles offen. Die machen es richtig spannend!
Aufbruch: | 17.05.2017 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 22.12.2017 |
Bolivien
Argentinien
Uruguay
Kolumbien