Südamerika mal anders
Peru (Teil 2): Paracas und die islas Ballestas
Am 13.September geht es tagsüber mit Cruz del Sur von Lima nach Paracas, eine recht komfortable Reise also, mit Mittagessen und Filmen an Bord und das auch noch zum Sonderpreis (ofertas)
Wir fahren an der Küste entlang und unterwegs ändert sich die Farbe des Wetters von grau in gelb/braun (also quasi vom Regen in die Traufe... haha). Man sieht die Sonne zwar hinter dem Sandnebel, doch sie erscheint wie ein Mond. In Paracas angekommen, suche ich erstmal eifrig meine Sonnenbrille, die ich sehr selten benutze, doch hier brauche ich sie dringend! Nicht weil die Sonne mich blendet, nein, ich brauche sie um meine Augen vor dem Sand zu schützen! Es weht ein starker Wind, der den Sand hochwirbelt und durch die Luft trägt. Wir können kaum nach vorne schauen, haben Gegenwind, während wir die Straße lang laufen und das Hostal suchen.
Mein einziger Gedanke: Hoffentlich bessert sich das Wetter, denn ich bin hier, um meine Lieblingstiere zu sehen!!!
Im Hostal reservieren wir voller Optimismus auf besseres Wetter eine Bootstour zu den Islas Ballestas für den kommenden Tag. Bezahlen müssen wir noch nicht, denn die wissen selbst nicht, ob der Ausflug stattfinden wird oder nicht.
Das Örtchen Paracas ist sehr überschaubar. Eine kleine Placita, eine Strandpromenade mit vielen eng aneinander gereihten Restaurants, die auf Touristen warten, sowie viele Hostals und natürlich ein Hafen. Zwei, drei Geschäfte, in denen man Lebensmittel kaufen kann, das Angebot sehr überschaubar. (In den Orten, die ich besuche, gibt es entweder einen super ausgestatteten Markt oder Supermarkt aber keine Küche im Hostel, oder andersrum. Warum?? ) Drumherum noch ein paar Straßen mit kleinen Lokalen und Wohnhäuschen, und das war´s mehr oder weniger.
Früher war wohl Pisco die Anlaufstelle für Touristen, die ankamen, um die Inselchen zu sehen. Doch das Erdbeben in 2007 hat in Pisco viel zertört und nun profitiert Paracas vom Tourismus.
Islas Ballestas
Am kommenden Tag haben wir Glück, das Wetter hat sich gebessert und die Bootstouren finden statt! Gegen halb acht werden wir am Hostal abgeholt, und mit Touris anderer Unterkünfte werden wir mit einem kleinen Bus zum Hafen gebracht. Dort müssen alle noch die Eintrittskarte kaufen und so bilden sich lange Schlangen an den Kassen. Es sind ganz schön viele Leute zusammengekommen, vermutlich weil gestern oder schon früher der Ausflug nicht stattfand.
Obwohl es nach Chaos aussieht, scheint es doch gut durchorganisiert zu sein. Nach dem Kartenkauf bilden sich einige Grüppchen, die zu ihren Booten geleitet werden und ein Boot nach dem anderen verlässt den Hafen.
Unterwegs zu den Inseln beobachten wir Scharren von Vögeln, die über dem Meer fliegen. Sie bilden Linien auf dem Horizont, die sich wie Wellen auf dem Wasser auf und ab bewegen. Ein irres BIld!! Fotografieren ist schwierig, denn das Boot bewegt sich ebenfalls auf und ab - wir sind noch zu den Inseln unterwegs.
Erst auf dem Tablet, beim ordentlichen Zoomen erkenne ich, dass es Tölpel waren, die wir über dem Meer gesehen haben.
Vor den Inseln erscheinen nun die vielen Boote, die von den Kapitänen sehr geschickt manövriert werden, um den Gästen möglichst ruhige und schöne Sicht auf die Inseln zu bieten. Es sind unglaublich viele Vögel zu sehen, auf dem Land (Inseln) und in der Luft. Erstaunlicherweise gibt es im Boot nur wenige Personen, die so wie ich, wild Fotos schießen. Ich schalte in den Modus schnelle Serienbilder, um am Ende ein paar schöne Bilder zu erhalten. Denn das Wetter ist bewölkt, wir haben einen grauen Himmel und das Fotografieren vom Boot aus ist eh schon schwierig.
An einer Stelle erzählt uns der Guide etwas zu einer großen Felszeichnung, die wie ein Kerzenleuchter ausschaut, doch ich verstehe nicht viel.
Vereinzelt sind auf den Steinen, in der Nähe des Wassers, Seelöwen zu sehen. Während ich mich weiter auf die Vögel konzentriere, schießen nun die anderen Gäste Salven an Fotos von den Seelöwen
An einer Stelle beobachten wir jede Menge Pelikane, die sich fleißig ihr Gefieder putzen. Weiter oben auf dem Felsen sehen wir eine Kolonie von Kormoranen, die vom Weiten mit ihren weißen Bäuchlein zunächst wie Pinguine aussehen. Weiter links entdecken wir dann tatsächlich drei Piguine Und auf einem anderen Inselchen sehen wir viele Tölpel... aaah, wie toll ich sie finde!!
Über uns kreisen immer wieder viele Tölpel, dazwischen einige Pelikane.
Später umkreisen wir kleine Inselchen und während die Leute sich wieder auf ein paar Seelöwen konzentrieren, entdecke ich einen hübschen Vogel mit roten Füßen
Fast am Ende der Tour steuern wir auf eine Insel, auf der sich unglaublich viele Vögel befinden. Ein Paradies, für die Vögel und für mich
Wir bleiben bis halb zehn in der Nähe der Inseln und kehren anschließend zum Hafen zurück.
Auch hier gibt es jede Menge peruanische Pelikane, die entweder auf den Booten sitzen, auf dem Wasser dümpeln oder auf dem Strand ´spazieren´.
An einer Stelle der Promenade gibt es einen Einheimischen, die einige Pelikane verars..t . Um sich etwas Geld zu verdienen, lockt er mit einem Fisch in der Hand die Pelikane, damit die Touristen ein Bild machen können. Er ruft was zu, schmeißt einen einzigen Fisch in die Luft, um den sich die Pelikane dann prügeln. Hmmm.... find ich irgendwie gar nicht lustig
Am Nachmittag wird es wieder windig, der Staub und Sand wird herumgewirbelt, ein Spaziergang ist unmöglich. Erst wieder am Abend wird es ruhig und man kann raus an die sandfreie Luft.
Am Strand und im Wasser gibt es jede menge Pelikane, die sich plötzlich in Bewegung setzen und an einer Stelle im Meer sammeln. Da scheint es ein Fischernetz zu geben oder Ähnliches, anders kann ich es mir nicht erklären. Und dann fliegen sie alle nach oben, kreisen über dem Meer und dem Strand! Wooow, mehr als hundert der großen Vögel in der Luft, ein tolles Bild! Ich bin so fasziniert, dass ich fast vergesse, mein Handy aus der Tasche zu zucken. Fast ist es zu spät um ein Foto zu machen, viele sind schon wieder gelandet. Es macht Spaß, die Pelikane bei der Landung zu beobachten. Erst werden die Füße nach vorne gestreckt, die Schwimmhäute gestreckt, die Flügel ausgebreitet und dann die perfekte Landung im Wasser.
Reserva Nacional de Paracas
Am nächsten Tag leihen wir uns nach dem Frühstück Fahrräder aus und fahren zu der Reserva National de Paracas. Es scheint die Sonne, es ist angenehm warm als wir losfahren, und so habe ich nur eine dünne Hose und ein T-Shirt an (ein paar warme Sachen im Rucksack).
Es soll hier ein paar hübsche Orte an der Küste geben und wir wählen die linke Straße, um zuerst zu der Playa Yumaque und zu der Catedrale (ein Felsen im Meer) zu gelangen.
Es weht ein starker Wind, und natürlich ist es....: ja genau, Gegenwind und zwar richtig frontal. Oha, das kann ja heiter werden
Die Landschaft sieht sandig aus, doch zum Glück ist es Fels und Stein oder was auch immer, auf jeden Fall fest und so gibt es keinen Sand in der Luft.
Die Straße hat nur geringfügige Steigungen, doch mit dem Gegenwind ist es richtig anstrengend forwärts zu kommen. Hinzu kommen die vielen kleinen Schlaglöcher in der Straße. Die Sonne scheint, doch durch den Wind spürt man die Wärme nicht. Nach einer gewissen Zeit machen wir eine Pause, und ich ziehe mir mein Hemd an. Dann geht´s weiter.... puh, anstrengend. In der nächsten Pause ziehe ich mir mein Halstuch an und schaue auf´s Handy, auf die Karte. Wie weit mag es wohl noch sein? Uff, wir sind noch lange nicht da..., also weiter geht´s.
Die Landschaft ist sehr schön, links einige sanddünenartige Erhebungen. Dann die nächste leichte Steigung, wir können nicht mehr, steigen ab und schieben. Ich ziehe mir mein Fleeceshirt an. Dann geht es kurzes Stück auf gerader Strecke, wir radeln wieder. Mir scheint, dass der Wind immer stärker pfeift, meine Ohren sind eiskalt. Nach der nächsten Steigung ziehe ich mir meine Mütze an. Ich denke an die Leute, die mit dem Rad durch Patagonien reisen, wo es fast immer windig und kalt ist, brrrr... . Der Weg scheint kein Ende zu nehmen... wann kommen wir endlich an!? Wir schauen zum x-ten Mal auf die Karte, es fehlt noch ein Stück, also weiter in die Pedale treten und schieben, abwechselnd. Irgendwann nach etwa 10 km kommen wir an einem Schild vorbei, hier geht es zur Playa. Wir biegen ab und folgen einem Schotterweg bis zum Meer. Nun weht der Wind von der Seite und wir müssen aufpassen, dass der Wind uns nicht zur Seite umhaut. Ich neige mich also dem Wind entgegen und eiere weiter. Am Strand angekommen weiterhin viel Wind..., es ist kalt! Mein Kleidungsvorrat ist ausgeschöpft, so weit habe ich heute morgen echt nicht gedacht! Ich ziehe also noch die Champa von Carlos an, jetzt geht´s. Wir setzen uns an einer Stelle der großen, menschenleeren Playa Yumaque hin und essen das mitgebrachte trockene Brot, Banane und gesalzene Erdnüsse. Das Meer ist sehr unruhig, das Meer schlägt große Wellen. Hier und da fliegen verschiedene Wasservögel vorbei. Auf einmal kommen jede Menge Tölpel vorbeigeflogen, die haben wohl auch gerade Hunger. Sie kreisen über dem aufgewühlten Meer und dann, plötzlich, ändern sie ihre Flügelstellung, ihr gesamter Körper bildet einen Pfeil und dann schießen sie mit einer irren Geschwindigkeit ins Wasser...wwwuuum! Und dann tauchen sie kurze Zeit später wieder an der Wasseroberfläche auf, oft mit einem Fisch im Schnabel. Unglaublich!
Während Carlos an der Playa spaziert und seiner Speicherkarte in der Kamera keine Pause gönnt, bleibe ich noch im Sand sitzen und schaue mir die vielen kleinen Steinchen an.. .
Anschließend überlegen wir kurz, ob wir noch zu dieser Catherdrale fahren, und entscheiden uns schnell dagegen. Das würde bedeuten, den Schotterweg zurückzufahren und noch weiter 4 Kilometer gegen den Sturm anzukämpfen. Nee, ich bin doch im Urlaub
Wir nehmen also einen anderen Schotterweg Richtung Playa Roja und nun haben wir den Wind im Rücken! GEIL!!! Playa Roja erreichen wir nach 5 km. Es gibt hier einen Aussichtspunkt, an dem immer wieder kleine oder große Busse halten und eine Menschentraube ausspucken. Nach wenigen Minuten sind sie dann wieder weg und es ist wieder ruhig. Zwischen dem Parkplatz und dem Aussichtspunkt verkauft ein Señor Eis. Es ist das einzig Essbare was man hier kaufen kann, also holen wir uns ein Eis und bleiben noch ein Weilchen hier.
An der Küste finden wir winzige dunkelrote Steinchen, die in der Sonne glitzern. Aaaaah, deshalb heißt der Strand "roter Strand"
Es gibt hier an der Küste noch zwei, drei weitere Orte, die man besuchen kann. Doch wir müssten entweder einen großen Umweg über die Straße machen, wieder mit Gegenwind, oder über den langen Kieselstrand gehen. Wir entscheiden, genug gesehen zu haben und machen uns auf den Rückweg. Und dieser ist mit dem Rückenwind genial, vor allem auf dem letzten Stück der neu asphaltierten Carretera. Wahnsinn, so einen Speed hatte ich noch nie mit dem Fahrrad drauf! Ich schieße an zwei Stellen vorbei, wo sich kleine Sanddünen neben der Straße gebildet haben, sieht richtig klasse aus. Doch ich möchte diese tolle Abfahrt nicht unterbrechen und versuche dieses Bild in meinem internen Speicher zu archivieren
Aufbruch: | 17.05.2017 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 22.12.2017 |
Bolivien
Argentinien
Uruguay
Kolumbien