Südamerika mal anders
Bolivien: Samaipata
Wieder mal in die Natur...
Am 09.07.2017 mache ich mich auf den Weg nach Samaipati. Es fahren Sammeltaxis dahin, sogenannte Tufis, und ich begebe mich mit meinem gesamten Gepäck mit dem öffentlichen Bus über den zweiten Ring zur Abfahrtstelle (Linie 73 ).
Man kann bei diesen Sammeltaxis der letzte sein und somit ohne Wartezeit sofort losfahren oder der erste.... ich bin die erste, danach kommt das Sammeltaxi und wir warten... Doch nach 25 Minuten sind wir 6 Passagiere und fahren los.
Die Strecke ist, je weiter man von Santa Cruz entfernt ist, umso abenteuerlicher. (In der Regenzeit würde ich hier nicht lang fahren wollen) Die Straße ist zwar asphaltiert, dennoch stellenweise komplett vom nassen Schlamm überdeckt. Der Taxifahrer fährt, als ob wir im Auto einen Notfall hätten, ich sitze vorne neben ihm und beobachte seine Fahrkünste. Aber ich vertraue ihm, er scheint die Strecke wie seine Westentasche zu kennen. Nach 2 Stunden und 40 Minuten sind wir da (überall lese ich 3 Stunden Fahrtzeit...). Zum Hostel muss ich 400 m einen steilen Hügel raufgehen, was mit dem gesamten Gepäck schon eine gewisse Herausforderung darstellt... doch oben werde ich mit einem phantastischen Blick über den Garten, die Stadt und die Berge belohnt.
Samaipata - Descanso en Altura
Das Städtchen Samaipata ist ein ruhiger Ort auf einer Höhe von etwa 1650 m. Das Klima ist hier sehr angenehm, da nicht so schwül und heiß wie in Santa Cruz. Es ist ein sehr überschaubarer Ort mit hübschen Gassen, ein paar kleinen Lädchen, einem Markt und natürlich einer Plaza. Viele Hostales und Restaurants sind in ausländischer Hand (z. B. holländischer), da sich hier viele niedergelassen haben.
Das Hostal in dem ich übernachte, gehört einem Holländer und einer Bolivianerin. Sie haben eine richtig hübsches Hostal mit einem phantastischen Frühstück, einer Terrasse, einem niedlichen Kätzchen das ständig spielen will und seine Krallen an meinen Händen ausprobiert... .
In der Umgebung gibt es einige Ausflugsziele, wie den Nationalpark Amboró, Wasserfälle oder die Ruinenstätte El Fuerte.
Für Dienstag, den 11.07.2017 buche ich in einer Reiseagentur einen Ausflug, speziell für Vogelbeobachtung. Kostet mich recht viel, da ich alleine bin, aber das will ich mir gönnen. Um 5 Uhr morgens holt mich dann Erwin, der Guide, ab. Wir fahren zum Parque Nacional Amboró. Unterwegs halten wir an, um ggf. nachtaktive Vögel zu sehen, haben aber kein Glück. Als wir ankommen, ist es bereits hell und wir gehen los. Wir wandern zwischen dem primären und sekundären Nebelwald und suchen Vögel. Es ist ziemlich ruhig, und wir finden nicht allzu viele. Es ist Winter hier und sie sind daher weniger aktiv. Das habe ich nicht bedacht, aber gut, hier und da sehen wir doch welche. Am meisten beeindruckt mich der Tucancillo de Franja Veleste. Ein grüner Tucan, unglaublich schwierig zwischen den Blättern zu erkennen. Auch die Corvidaes, die wir zum Schluss sehen, sind wunderschön. Fotos von den Vögeln konnte ich leider nicht machen.
Die Wanderung durch den Nebelwald ist sehr schön, denn wir gehen nur schmale, leicht ausgetretende Wege, also quasi wie durch den unberührten Primärwand. Mal geht Erwin vor, mal ich. Wenn ich vorgehe, ist es ein tolles Gefühl, fast wie ganz alleine in diesem Wald zu sein. Wir besuchen zwei Aussichtspunkte, von denen aus wir die schöne Landschaft sehen. Später suchen wir in der trockenen Region, die völlig anders ist, nach Vögeln. Die witzige Art des Guides macht die Tour zu einem richtig gelungenen Ausflug. Wir reden über die Unterschiede zwischen den Deutschen und den Bolivianern und was sich in Bolivien im Laufe der Zeit änderte. Erwin erzählt mir, dass der Einfluss der Touristen die Einstellung der Bolivianer zum Essen etwas ändert. Er zum Beispiel isst nun mehr Gemüse und weniger Brot, doch ohne Fleisch kann er sich das Leben nicht vorstellen. Der Ausflug ist auch ein guter Spanischunterricht, wenn wir nicht gerade stillschweigend und möglichst still durch den Wald gehen, um die eh weinigen Vögel nicht zu verschrecken . Nach der Tour gehen wir in Samaipata an der Plaza noch was essen und gegen 16:30 Uhr bin ich erledigt, müde aber happy im Hostal.
So sah der Tucan aus, den ich in den Bäumen über ein Fernglas beobachten konnte
El Fuerte
Am 13.07.17 mache ich einen Ausflug zu der Ruinenstätte der Inkakultur El Fuerte, die seit 1998 von UNESCO als Weltkulturerbe geschützt ist.
Die Anlage umfasst unter anderem einen großen Sandsteinfelsen, in dem Kanäle, Linien, Stufen und Figuren eingemeißelt sind.
An der Plaza nehme ich ein Taxi, das mich zu dem 9 km vom Zentrum entfernten El Fuerte bringt. Der Eintritt kostet 50 Bolivianos. Durch die Anlage führt ein schöner Rundweg, auf dem ich immer wieder die schöne Landschaft genieße. Der große Sandsteinfelsen lässt sich prima von einem dafür angelegten Aussichtspunkt betrachten. Ich habe an diesem Tag wunderschönes Wetter, Sonnenschein pur, keine Wolken am Himmel und angenehme Temperatur. Super! Es sind einige Besucher hier, darunter auch viele Einheimische, denn es sind immer noch Winterferien und viele Cruceños verbringen ihre Ferien hier. Doch durch die Größe der Anlage ist diese nicht überlaufen.
Nach einer, eineinhalb Stunden beende ich den Rundweg, trinke eine Cola und mache mich auf den Rückweg. Zurück gehe ich zu Fuss um mehr von der Natur zu haben. Kilometer für Kilometer geniesse ich Landschaft und das Wetter. Aaaaay, es ist herrlich! Diese angenehm warme Sonne im Gesicht und den Wind auf der Haut zu spüren .... und das Rauschen der Eukaliptusblätter zu hören... phantastisch!
Bevor ich wieder zum Hostal zurück kehre, schaue ich bei einem Orchideen Garten vorbei. Alejandro aus Santa Cruz hat mir diesen empfohlen und erinnert mich noch mal daran als ich erneut bei ihm sein Zimmer anfrage für die Nächte nach Samaipata. Es handelt sich um den Garten einer Frau in Samaipata, Marcy, die Biologin ist und Orchideen liebt. Sie hat an die … hmm.... ich erinnere mich jetzt nicht mehr ob sie 270 oder 370 sagte, auf jeden Fall eine unglaublich große Sammlung an Orchideen. Man kann ihren Garten besuchen und sich ihre Sammlung zeigen lassen. Das lasse ich mir nicht entgehen Sie führt mich durch ihren Garten und zeigt mir die unterschiedlichsten Orchideenarten, teilweise Pflanzen, die ich nie als Orchideen eingestuft hätte. Ihre Liebe zu diesen Pflanzen ist unglaublich, wie sie von ihnen redet und wie sie diese hübsch gestaltet. Orchideen brauchen keinen Erdtopf und so hat sie diese an den verschiedensten Gegenständen angebracht, wie Holzlöffel, Holzbrettchen, getrocknete Maiskolben... irre! Ich verbringe fast eineinhalb Stunden in ihrem Garten, anschließend tauschen wir unsere Nummern aus, da ich ihr meine Fotos von den Orchideen zur Verfügung stellen will.
Nach diesem erfüllten Tag kehre ich zum Hostal zurück und lasse den Tag auf der Terrasse ausklingen, unterhalte mich noch etwas mit den beiden Französinnen, mit denen ich das Zimmer teile. Eine von ihnen spricht spanisch, die andere versteht es. Cool, endlich mal Franzosen, die auch andere Sprachen sprechen
Im Städtchen gibt es ein Museum, in dem man sich über die Anlage El Fuerte informieren kann. Es gibt Ausstellungsstücke und Infos zu den Keramikgegenständen, die in der Umgebung gefunden wurden, sowie den Malereien und Zeichen, die in die Felsen eingraviert wurden vor langer, langer Zeit...
Am 14.07. fahre ich wieder zurück nach Santa Cuz. Die Strecke ist diesmal trochen und der nasse Schlamm, den ich bei der Hinfahrt auf der Straße sah, hat sich in trockenen Staub verwandelt. Jetzt wirbeln die Autos, vor allem Busse und Lkws alles hoch, man sieht kaum was... Ich frage mich, was gefährlicher ist, der nasse ruschige Schlamm, oder der Staub, der den Fahrern total die Sicht verdeckt.... hehehe, aber es ist nur stellenweise und der Fahrer kennt schon trickmanöver, um das Beste daraus zu machen. Wir sind diesmal schon nach 2 Stunden und 25 Minuten da!
Aufbruch: | 17.05.2017 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 22.12.2017 |
Bolivien
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