Südamerika mal anders
Bolivien (Teil 2): Uyuni Tour - d. stürmischsten und kältesten Tage
Tag 1
Nach dem Frühstück bringen wir unsere aussortieren Sachen in meinem Rucksackschutzbeutel zur Reiseagentur. Kurz nach zehn werden wir zum Geländewagen geführt in dem schon eine bolivianische Familie wartet. Sie macht nur einen eintägigen Ausflug und wir werden später zu den Anderen zusammen stoßen, die ebenfalls eine mehrtägige Tour machen. Wir fahren zunächst zu dem cementerio de trenes, dass sich nur etwa 2-3 km von der Stadt entfernt befindet. Es ist windig. Als wir über den Zugfriedhof laufen, versuchen wir, unsere Kameras vor dem Staub zu schützen.
Später fahren wir zu einem kleinen Ort, in dem Souvenirs angeboten werden und in dem ein Haus als Salz mit verschiedenen Salzfiguren zu sehen ist. Dass es weiter hinten noch ein hübsches Häuschen zu sehen gibt, sagt uns unser sehr wortkarger Fahrer Jesús nicht, das sehen wir dann vom Auto aus beim vorbeifahren.
Wir fahren anschließend auf den Salzsee drauf Richtung Salzhotel. Wir schauen alle aus dem Fester, es gibt nur zwei Farben zu sehen, das Weiß des zu dieser Jahreszeit trockenen Salzsees auf dem wir fahren und das tiefe Blau des Himmels. Wir haben alle Sonnenbrille auf, denn es ist sehr grell. Links und rechts in einiger Entfernung fahren andere Geländewagen. Unweit des Salzhotels machen wir an dem Dakar Monument(?) halt, schießen uns gegenseitig ein paar Fotos und gehen Richtung Hotel. Davor sind einige Fahnen aufgestellt, die in dem starken Wind heftig flattern. Die bunten Fahnen geben einen tollen Kontrast zu dem grellen Weiß des Salzsees, auf dem wir laufen. Der Untergrund erscheint wie eine überdimensionale weißgefärbte Elefantenhaut.
Das Salzhotel wird heute nicht mehr als Unterkunft genutzt sondern dient als Anlaufpunkt für die Touren. Hier wird das Mittagessen eingenommen. Die Zimmer des Hotels können wir nicht betreten, doch alleine schon der große Raum mit den Salzfiguren, Salztischen und -hockern ist sehenswert.
Nach dem Mittagessen fahren wir zu der Isla del Pescado, die wir gegen Eintritt besuchen und besteigen können. Es gibt einen schönen Rundweg, den man nehmen kann und so von verschiedenen Seiten einen tollen Blick auf den Salzsee hat. Die Autos und Busse, die wie auf dem Salzsee sehen, erscheinen winzig, wie Spielzeugautos. Die Kakteen dagegen sind monströs, teilweise mehrere Meter hoch. Ganz oben auf dem Aussichtspunkt pfeift der Wind Sehr heftig, da halten wir uns nicht so lange auf.
Nach dem Besuch der Insel spazieren wir noch ein wenig über der harten, trockenen weißen Salzkruste, machen Fotos und sind froh, dass das Salz nicht als Pulver durch den immer stärker werdenden Wind getragen wird.
Später lernen wir unsere neuen Reisebegleiter und den neuen Autofahrer/Guide namens Armando kennen. Wir reisen ab nun mit einem chinesischen Pärchen, welches in Ecuador lebt und zwei Schweizern, Luca und Nikola. Gemeinsam fahren wir am Nachtmittag zur Unterkunft, wo wir die erste Nacht verbringen. Armando ist ein gesprächiger Typ und so reden wir hin und wieder im Auto mit ihm.
Im Hostal sind außer uns noch weitere Gruppen. Es gibt eine Dusche, man kann das warme Wasser bezahlen und duschen doch unsere chinesische Begleiterin scheint nach der Dusche nicht sehr glücklich zu sein also lass ich es sein.
Irgendwann am Abend, als es schon dunkel wird, wird das Abendbrot angekündigt. Luca ist hungrig und fragt immer wieder ganz laut "Dónde es el pollo?!" (richtig wäre: Dónde está...) Dieser Spruch bleibt im Gedächtnis hängen und verfolgt uns noch tagelang... . Unser chinesischer Begleiter wird ganz unruhig... wo bleibt das essen, fragt er immer wieder und wir wundern uns ein wenig. Doch nein, Hunger ist nicht der Grund für seine Ungeduld. Er will Fotos vom Nachthimmel machen, hat seine Kamera mit Stativ schon in der Ecke stehen. Er will früh raus, bevor der Mond am Sternenhimmel erscheint. Von nun an nennen wir ihn den Starboy Wir gehen später mit raus und schauen uns die Sterne an. Es ist ein phantastischer Anblick! Luca macht auch ein paar Fotos so dass ich es nun, trotz der eisigen Kälte, auch versuchen will. Ich nutze die Motorhaube eines Geländewagens als Stativ, doch es ist schwierig, der heftige Wind rüttelt an der Kamera. Nach einigen Anläufen gelingt mir halbwegs ein Foto und ich packe hastig die Kamera weg und gehe rein. Hey Leute, es war eine verdammt schwierige Entscheidung, denn ich liebe es, Sterne zu beobachten. Und so einen phantastischen Sternenhimmel mit der Milchstrasse sieht man nicht alle Tage. Aber die Mutter Natur auf der Erde hat uns für diese Tage stürmischen Wind gezaubert. Zum Glück ist das Zimmer innen und daher „warm“ - also, ich meine unter der Decke liegend, nach einigen Minuten ist es kuschelig warm und es pfeift nicht durch das Zimmer. Die Schweizer haben weniger Glück. Lucas Bett befindet sich unter einem Außenfenster.... der Ärmste.
Tag 2
Aufgrund des starken Winds teilte uns am vortag Armando mit er möchte frühmorgens losfahren. Wir machen uns also alle früh fertig, sind die erste Gruppe die frühstückt, und dann warten wir auf Armando,... und warten... und warten. Keiner weiß wo er ist. Irgendwann später, als fast alle anderen aufgebrochen sind, taucht Armando recht übel gelaunt auf. Wir merken schnell, dass er einen heftigen Kater hat. Luca, der auf dem Dach des Autos unser Gepäck festmacht, wird von ihm beschimpft, dabei hilft er nur, dass wir schneller losfahren können. Wir fahren irgendwann los und sind alle still, denn die ersten Meter fahren wir über eine holprige, kurvige Strecke und wir beten alle, dass er ein besserer Fahrer als Trinker ist. Wir sind also doch an so einen geraten.... Ich vertraue darauf, dass Armando das schon viele Male so getan hat und weiß, was er tut und mache mir keine Sorgen.
Irgendwann verfliegt wohl der Kater und Armandos Laune bessert sich, gottseidank! Wir fahren zur ersten Lagune, die auf unserer Tour geplant ist. Wir hüpfen aus dem Auto, schießen ein paar Fotos, versuchen, die Landschaft zu genießen, doch der stürmische Wind stört. Ich versuche, mit der Kamera die Flamingos zu erfassen, beeile mich aber, denn der Wind ist heftig. Keiner will wirklich lange draußen bleiben. Laut Wettervorhersage soll es im Laufe des Tages noch heftiger werden... .
Zweiter kurzer Halt, wir machen einen ganz kurzen Halt, machen wieder ein paar Fotos und verschiwnden schnell wieder im Auto. An den zwei weiteren Lagunen fahren wir vorbei, keiner von uns will wirklich aussteigen, wir betrachtend die Landschaften vom Auto aus.
Später fahren wir durch eine Gegend mit vielen interessant geformten Felsformationen vorbei. Armando versucht, an einer etwas windgeschützten Stelle zu halten, damit wir raus können. Ich nehme meine Kamera gar nicht erst mit, um sie nicht dem Sand in der Luft auszusetzen und mache nur mit dem Handy Fotos.
Das Mittagessen nehmen wir in einer kleinen Ortschaft zu uns, im Essensraum ist es sehr kalt. Unglaublich, wie die Leute hier leben können, denke ich mir.
Bevor wir den Ort verlassen, fahren wir an anderen Autos vorbei. Die Fahrer lassen sich nassen Schleim aufs Auto schmieren. Armando erklärt uns, dass sie damit den Lack schützen wollen. Später kapere ich das mit dem Schleim auf dem Lack. Die Leute wollen nicht, dass ihr Auto sandgestrahlt wird.
Wir fahren an der Laguna Kolpa vorbei, wo Borax abgebaut wird.
Am Nachmittag kommen wir an der wunderschönen Laguna Colorada an! Wir laufen bis zum Wasser und schauen uns das rote, aufgewühlte Wasser der Lagune an. Am Rande sitzen Möwen und kämpfen vermutlich ebenso mit dem Wind wie wir. Es ist ein irres Gefühl, der Wind peitscht uns in die Gesichter, und wir versuchen trotz des heftig kalten Winds das ganze zu geniessen. Ich habe im Auto meine Handschuhe vergessen und spüre meine Finger irgendwann nicht mehr... egal... noch ein bißchen will ich hier bleiben, es ist wirklich toll! Irgendwann kann ich nicht mehr vor Kälte und renne zurück zum Auto. Dort sitzt schon Luca, der ebenfalls keine Handschuhe anhatte. Wir jammern beide über den Schmerz in den Fingern, den wir jetzt spüren... .
Wir fahren zur Herberge, beziehen unseren gemeinsamen Schlafraum und fahren noch mal zur Laguna Colorada, diesmal zu einem anderen Ort mit einem eingerichteten Aussichtspunkt. Hier pfeift der Wind noch stärker. Wir sind alle dick eingepackt. Ich versuche einen hübsch angelegten Weg zu gehen, doch der Wind haupt mich fast um, ich kann mich nicht mehr auf den Beinen halten und kehre zurück zum Aussichtspunkt, genieße die tolle Sicht auf die Lagune vom windgeschützten Ort aus.
Hier habe ich mir das Wegretuschieren der Punkte erspart (meine Linse ist nach diesem Tag mit vielen Sand- und Salzkrusten verdreckt)
Das abendessen ist heute Früh damit wir genug Schlaf bekommen, denn am nächsten Morgen geht´s früh raus. Nach dem Essen gehen wir im Dunkeln noch mal raus. Unser Starboy hält schon sein Stativ bereit, möchte nochmal Bilder vom Sternenhimmel machen. Wir gehen alle weiter weg wo uns das Licht nicht stört. Der Himmel ist phantastisch! Ich glaube, ich habe so was noch nie gesehen! Ich liebe es auch Sterne zu beobachten und kann mich nicht erinnern je so etwas gesehen zu haben. Der Mond ist noch nicht aufgegangen und wir sehen quer über dem gesamten Sternenhimmel die Milchstraße. Wooooow!! Es ist einmalig! Sorry Leute, hab kein Foto, es ist so verdammt kalt, ich hab kein Stativ und gehe nach wenigen Minuten rein. Wer mich kennt kann jetzt erahnen wie kalt es jetzt ist, dass ich freiwillig wieder reingehe.
Drinnen läuft Latinomusik und Carlos gibt Luca Tanzunterricht. Nach zwei Bier und etwas Wein gehe ich, sowie alle anderen ins Bett. Heute gibts nur eine Katzenwäsche. Eiskaltes Wasser mit etwas Seife ins Gesicht, um den Sand aus dem Gesicht zu kriegen, ya está,mehr nicht. Keiner zieht sich heute aus, wir gehen mit den Klamotten ins Bett.
Tag 3
Um 4:30 werde ich wach. die erste Gruppe im Refugio frühstückt hinter der Wand. die Nacht war..... kalt, trotz aller unternommen Manahmen sich zu wärmen. Dennoch, irgendwann konnte ich schlafen. Wir stehen alle sechs gegen 5 Uhr auf, machen unsere Rucksäcke fertig und frühstücken. Kurz nach halb sechs fahren wir los zu den Geysiren. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen und der nach Schwefel stinkendes Wasserdampf schießt aus den Erdlöchern und wird von dem Wind Richtung Sonnenaufgang bewegt - der Wind ist wieder da. Ich mache ein paar Fotos bis mir Carlos sagt, sein Daumen wird blau, und fragt mich, was das bedeutet... (seine ersten Erfahrungen mit der eisigen Kälte). Wir gehen schnell zum Auto, die anderen warten schon längst auf uns und wundern sich, dass wie so lange draußen durchhalten.
Wir fahren zu den aguas termales, wo man sich für 6 Bolivianos ins warme Wasser setzen kann. wir gucken uns das an, strecken die Hand is Wasser, doch die Temperatur des Wassers und die Gesichter der vier Personen im Wasser, sowie die herrschende Kälte des Morgens überzeugen uns nicht. Keiner von uns will rein. Wir suchen stattdessen das normale baño um den Frühstückstee loszuwerden. Dann verabschieden wir uns von unserem chinesischen Pärchen das weiter nach Chile fährt und beginnen nun zu viert unsere Rückreise nach Uyuni, wir haben noch langen weg vor uns. Unterwegs machen wir noch Halt an der Laguna Verde sowie an einem anderem Ort deren Namen ich nicht mehr weiß und bewundern die wunderschöne Landschaft... endlich können wir das auch machen, denn der Wind hat nachgelassen - warum heute erst??
Am Nachmittag kommen wir in Uyuni an, erledigt vom nix tun. Alle vier freuen wir uns und auf eine heiße Dusche und bleiben noch eine Nacht in Uyuni.
Aufbruch: | 17.05.2017 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 22.12.2017 |
Bolivien
Argentinien
Uruguay
Kolumbien