2022 Mit einem Geländewagen durch Tunesien
Zu den Berg-Oasen: nach Tozeur
Fotoshooting
Ein warmer, sonniger Tag kündigt sich heute an. Der Fluss rauscht in unserer Nähe. Noch sind wir allein hier unter den Palmen der Oase. Wir springen in den Sand und beginnen den Tag mit einem guten Frühstück. Heute gibt es für jeden ein gekochtes Ei zu dem weißen Pappebrot. Es ist immerhin Ostermontag.
Nach einem kurzen Gang zu der in der Nähe liegenden Schlucht starten wir, in Vorfreude auf eine weitere OffRoad-Fahrt durch den Fluss, in Richtung Süden. Ein bisschen Fotoshooting muss jetzt im Sonnenlicht auch sein. Ich probiere aus, wir sich der Geländewagen in verschiedenen Situation verhält und bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Wohlbehalten erreichen wir wieder die Straße. Die Zusatzgetriebe werden wieder weggeschaltet. Wir fahren in die Berge hinein.
in den Bergen
Die öde Steinwüste, die wir in vielen Serpentinen durchfahren, hat doch ihre Reize, denn man kann sehr gut die Faltungen der Gesteinsschichten erkennen. Es gibt riesige Muster auf den Felsen in wellen- oder in dramatischen Zackenformen. Tiefe Schluchten müssen wir umfahren. Hin und wieder schimmert ein Dunkelgrün aus den Senken zu uns herauf - Palmen. Irgendwo dort in den Felsen gibt es Wasser. Wir hoffen, dass so karg nicht die Welt unserer zukünftigen Generationen aussehen möge.
Nachdem wir den Pass erklommen haben, ein LKW, beladen mit lachenden und winkenden Kinder, die gerade aus der Schule nach Hause gebracht werden, fährt an uns vorbei, sehen wir vor uns die weite Ebene der Salzseen.
Bis zum Horizont ist dort auch von unserer erhöhten Postion keine Landerhebung mehr zu erkennen. Keine Stadt, keine Wälder, keine Hügel, einfach nur flaches Land.
Kamele
So fahren wir dann, als wir in Serpentinen wieder aus den Bergen herabgestiegen sind, über gut ausgebaute, gerade Asphaltstraßen. Kamele können hier die Straßen kreuzen, werden wir durch ein Verkehrsschild gewarnt.
Und plötzlich sind sie da. Eine kleine Gruppe von 5 erwachsenen Tieren und 2 kleinen Kamelen, wie schon gesagt sind es korrekterweise Dromedare, wandern in der Nähe der Straße durch die Ödnis und zupfen an kleinen grünen Büschen der Salzvegetation. Lange betrachten wir sie, und sie betrachten uns. Es ist kein Ton ihrer sanften Schritte zu hören. Die Tiere scheinen auf ihren langen Beinen über dem Erdboden zu schweben. Das Wort “Wüstenschiff“ kommt uns bei diesen Bewegungen in den Sinn, und wir erkennen die Sinnhaftigkeit des Begriffs für diese Tiere.
Camping in Tozeur
Tozeur kündigt sich an. Es soll hier zwei Plätze geben, die uns für eine Übernachtung geeignet erscheinen. Das Navi von Gerhard führt uns zielgerichtet dorthin. Auf einem Schild steht eine Telefonnummer.
Der Angerufene spricht gutes Englisch, und zwei Minuten später kommt Sami, der Besitzer des Campinglatzes auf einem Motorrad herangerauscht. Wir werden und schnell einig. Sami geleitet uns zu seinem Palmenhain in dem wir uns installieren dürfen. „Stellt Euch hin, wo Ihr wollt“.
Hier gibt es Wasser. Das Sanitärgebäude ist einfach aber sauber. Das dort angeschlossene Hammambad ist zur Zeit noch nicht in Benutzung. Es ist erst April. Die Saison hat hier noch nicht begonnen.
Wir stellen die beiden Geländewagen über Eck und bereiten uns, während innerhalb weniger Minuten der Abend über uns hereinbricht, aus den uns noch verbleibenden Nahrungsmitteln eine etwas außergewöhnliche, aber gut gewürzte Mahlzeit aus Nudeln mit Kartoffeln. Es schmeckt uns vorzüglich. Hunger ist der beste Koch.
in Tozeur
Ich wache auf. Draußen in den Palmen machen sich die Vögel bemerkbar. Es ist noch dunkel. Doch es dauert nur wenige Minuten, und schon hat sich der neue Tag angekündigt. Die Sonne steigt hier im Süden sehr viel schneller über den Horizont, als wir es im Norden Deutschlands gewohnt sind.
Und es ist warm. Es ist richtig warm geworden. Bald schon werden die obersten Palmenwedel von den ersten Sonnenstrahlen gestreichelt und schimmern rötlich vor dem blauen Himmel. Das Leben im Palmenhain erwacht jetzt mit tausenden von Stimmen und Rufen.
Heute wollen wir uns Tozeur ansehen, eine Wüstenstadt mit außergewöhnlicher Architektur, aufgenommen in das Weltkulturerbe.
Da wir am Vormittag durch die Stadt streifen bekommen wir das volle Leben der Märkte und der Geschäftigkeit mit. Geparkt haben wir unsere beiden Fahrzeuge vor einem Elektroladen in der Nähe des Bahnhofs. Der Besitzer des Ladens war hoch erfreut, dass wir Kontakt zu ihm aufgenommen haben und meinte, dass die Wagen vor seinem Laden gut und sicher geparkt seien. Er wird ein Auge darauf haben. Er gibt uns seine Telefonnummer, für alle Fälle, und falls er irgendetwas für uns tun könne.
Die Menschen scheinen hier in dieser Stadt besonders freundlich zu uns zu sein, begucken uns, haben aber immer ein Lächeln und eine freundliche Geste für uns parat. Es fühlt sich sehr angenehm an. Wir fühlen uns sicher.
Wir bestaunen die ungewöhnliche Bauweise der gelblichen Backsteinhäuser, die durch tiefe Fugen oder durch in Mustern nach vorne und hinten versetzter Steine sehr viele kleine Schatten auf die Wände werfen. Dadurch wird erreicht, dass die Außenwände der Gebäude nicht vollständig der Sonne ausgesetzt sind und so weniger stark aufgehitzt werden. Außerdem konnten die Erbauer mit schönen Schattenwürfen spielen, die diese Muster in den Mauern hervorrufen.
Das gesamte Ensemble dieser mit aus Steinmustern gebauten Gebäude, die verwinkelten Gassen und Gänge und die sorgfältige Instandhaltung ihrer Gebäude hat der Stadt den Eintrag in das Weltkulturerbe beschert.
Leider ist immer noch der Ramadan. Keines des hübschen Cafés hat geöffnet. Und auch die Versicherung des geschäftstüchtigen Besitzers eines Teppich-, Leder und Andenkenladens, mit dem Inhaber des Café Belvedère zu telefonieren, hat sich als Finte herausgestellt. Nein, es wird auch für uns keine Ausnahme gemacht. Die Türen bleiben geschlossen.
Doch sind die Märkte jetzt am Vormittag in vollem Gang. Wir versorgen uns mit frischem Gemüse, Gewürzen, Oliven und Früchten, und versuchen dann, voll bepackt, unsere Autos wiederzufinden. Nein, wir haben uns nicht verloren in diesem Gassengewirr. Aus Erfahrung hatten wir uns rechtzeitig einige auffällige „Landmarken“ eingeprägt, so dass wir, ohne uns zu verlaufen, zu den Fahrzeugen gelangen.
Das Belvedère von Tozeur
Gerhard fährt mit uns dann noch zum “Belvedère“ der Stadt, einer Hügelkuppel, auf der man vor etwa 20 Jahre einen Freizeitpark eingerichtet hatte. Auf einem Campingplatz unterhalb dieses Parks hatte er damals mit seiner Martina gezeltet, direkt neben den Fluten einer artesischen Quelle, aus der das Wasser in großen Mengen permanent aus der Erde in einen Pool floß.
Heute ist die gesamte Kuppel mitsamt des Gebietes des ehemaligen Campingplatzes eine Mondlandschaft. Man kann noch die demolierten Einrichtungen des Freizeitparks erkennen, die traurigen Ruinen des Empfangshäuschens des Camps und die toten Stumpen der Palmen, die damals dem Tal Schatten spendeten.
Verursacht wird diese Trockenheit durch die Hotels, die in großer Anzahl am Rande der Stadt gebaut wurden und deren Wasserdurst über die Jahrzehnte die fossilen Quellen haben versiegen lassen. Für den Gewinn weniger Hotelbetreiber und den Luxus weniger Touristen, wurde eine ganze Landschaft für viele Menschen für immer zerstört.
Aus einem der drei Zuläufe des heute noch vorhandenen Pools fließt es noch, das fossile Wasser dieser artesischen Quelle, so dass wir uns dort eine kräftige Dusche in der Wüste genehmigen können. Mit dickem Strahl lassen wir das angenehm warme Wasser auf unsere Körper prasseln. Welch ein Paradies muss das hier früher gewesen sein, als es noch intakt war.
Aufbruch: | 06.04.2022 |
Dauer: | 10 Wochen |
Heimkehr: | 17.06.2022 |