2022 Mit einem Geländewagen durch Tunesien
an der Ostküste: Sousse
Erste Schritte in Sousse
„Da musst Du jetzt abbiegen. Da geht es durch das Stadttor“, meldet meine Copilotin, die das Navi in ihrer Hand hält.
„Ich werde doch nicht durch das antike Gebäude hindurch in eine Fußgängerzone hineinfahren“, winke ich ab.
Wir finden auch außerhalb der riesigen Stadtmauer von Sousse schnell einen Parkplatz am Straßenrand, werfen das Auto ab und schreiten durch immens hohe, zinnenbewehrte Mauern in die Stadt hinein, die sich praktisch vor unseren Füßen ergießt, denn sie liegt an einem Berghang. Von hier oben kann man einen großen Teil des Häusermeeres und des Gassengewimmels überblicken. Der Verlauf der kopfsteinernen Gassen mit ihren Treppchen und den weißblauen Häusern ist gut zu verfolgen. Wir wandern eine mit Stufen versehene Straße den Abhang hinunter.
Weiter untern verschwinden die Gassen in den Tunneln der Souks, die, vollständig mit steinernen Gewölben überdacht, wie ein dunkles Kellerlabyrinth auf uns wirken. Plötzlich stehen wir wieder im Sonnenlicht unter dem strahlend blauen Himmel, während sich vor uns wieder Öffnungen in drei verschiedene Richtungen auftun.
„Wie sollen wir hier wieder herausfinden?“
Wir prägen uns markante Punkte ein und sehen häufig hinter uns, um auch den Weg auch in der anderen Richtung in den Kopf zu bekommen.
Die Festungsanlage
Schließlich erreichen wir den Ribat von Sousse. Er ist die älteste muslimische Festungsanlage Nordafrikas und vollständig renoviert, innen allerdings völlig steril und leblos. Eine elektronische Schleuse, die laute Töne von sich gibt, als ich hindurchgehe - „das macht nichts, das tut sie immer“ - haben wir passieren müssen. Wir steigen auf den Turm über eine Wendeltreppe, die so schmal ist, dass sich keine zwei Personen begegnen dürfen. Über den Dächern können wir einen wunderschönen Rundblick auf den Hang, über den sich die Stadt erstreckt, auskosten. Wir blicken von oben auf die große Moschee, aus der plötzlich der Gesang des Muezzin zu uns emporsteigt. Kurz darauf bildet sich nach und nach ein Chor aus zum Gebet rufenden Muezzinen von allen Minaretten der Stadt. Es ist halb fünf Uhr am Nachmittag. Wir werden umhüllt von einem Gewirr aus religiösen Klängen.
In den unteren Räumen des Ribat erfahren wir über ein paar lieblos aufgehängte Plakate etwas über die Geschichte der nordafrikanischen Wehrklöster. Von Kairo bis nach Tanger in Marokko waren sie in ein Informationssystem über Lichtsignale gegen potentielle Invasoren eingebunden.
Beim Hinaustreten aus dem Ribat schrecken wir wieder zusammen, als wir von dem Alarmsignal der Sicherheitsschleuse überrascht werden. Der Pförtner zuckt kurz mit den Schultern und lacht zu uns herüber.
mit dem Geländewagen in den Gassen von Sousse
Müde wegen des fehlendes Schlafes der vorherigen Nacht schleppen wir uns in ein kleines Café oberhalb der Stadtmauer mit hervorragendem Blick über die Stadt. Dort verbringen wir eine lange Zeit in einem kleinen Raum in der dritten Etage und halten uns an einem Glas Orangensaft fest. Uns fallen die Augen zu. Wir sind völlig erschöpft. Der Gang durch die Souks hat uns gereicht, um einen Eindruck von dieser Stadt zu bekommen.
Wir wollen unser nächstes Ziel ansteuern. Da es hier keine Stadtpläne gibt bemühen wir wieder unser Navigationsgerät um den richtigen Weg aus der Stadt heraus zu finden. Das Navi führt uns zunächst in die Stadt hinein und innerhalb der Stadtmauer durch enge Gassen, an Treppen und an abgestellten Handkarren vorbei. Zum Glück ist unser Toyota relativ schmal, so dass wir uns gerade eben noch durch die Engstellen hindurchzwängen können. So erreichen wir schließlich wieder die Hauptstraße, nachdem wir ein schmales Stadttor passiert haben.
Wir kommen übrigens genau durch die Tordurchfahrt aus der Altstadt heraus, in die ich mich bei unserer Ankunft hier in Sousse geweigert hatte, hineinzufahren.
Aufbruch: | 06.04.2022 |
Dauer: | 10 Wochen |
Heimkehr: | 17.06.2022 |