2022 Mit einem Geländewagen durch Tunesien

Reisezeit: April - Juni 2022  |  von Michael Bünte

Djerba: Das maurische Bad

wir brauchen mal eine Dusche

Nun sind wir also doch den ganzen Tag über hier in Houmt Souk geblieben, haben in Cafés auf Terrassen gesessen, haben die Menschen beobachtet, haben uns über den Tisch ziehen lassen und sind abgeschlagen und müde in der schwülen Hitze durch die Gassen gewandert. Drei Tage haben wir nun “frei übernachtet“ und fühlen uns reif für eine Dusche.
Die beiden Plakate „Bain maure hommes“ und „Bain maure femmes“ laufen uns da gerade zur rechten Zeit über den Weg. Wir beschließen, uns heute Abend ein maurisches Bad zu gönnen und sehen uns schon in einem warmen Wasserbecken, umgeben von angenehmen Klängen unter einer Gewölbekuppe sitzen. Dabei wissen wir noch nicht einmal, ob der Schuppen überhaupt geöffnet ist.

Eingang zum maurischen Bad

Eingang zum maurischen Bad

Eine resolute Frau mittleren Alters bedeutet uns einzutreten. Sie spricht schnelles und hartes Französisch: „Nein, kein Problem. Es ist geöffnet. Ihr könnt eintreten“.
„Es gibt ein Bad für Männer und eins für Frauen. Da müssen wir jetzt getrennt hinein?“
„Nein, als verheiratetes Paar könnt Ihr das Hammam auch gemeinsam besuchen.“
„Woran sehen Sie denn, dass wir verheiratet sind?“
„Das sehe ich Euch an.“
„Und was kostet so ein Bad?“
„Es ist alles inklusive: Dampfbad, Einseifen, Dusche und Peeling. Das kostet 25 Dinare pro Person.“
Wir lassen uns darauf ein und folgen der Frau in einen kleinen Umkleideraum, in dem wir unsere Sachen in Schließfächern verstauen können. Zum Glück haben wir unsere Badekleider mitgenommen. Das ist das Einzige, was man für so ein Bad braucht. Handtücher und Badelatschen bekommen wir in einem Körbchen in den Raum gereicht.

im Badehaus

im Badehaus

Jetzt sitzen wir in Badekleidung in einem kubischen, mit Schummerlicht beleuchteten Raum. Nebelschwaden wabern bei angenehmer Temperatur. Tief atmen wir die feuchte Luft ein und versuchen, uns zu entspannen, immer in der Erwartung, was da jetzt kommen möge.
Die Tür öffnet sich. Eine zierliche junge Frau in den Zwanzigern kommt mit einem Eimer heißen Wassers herein. Sie hat tiefschwarze Haut, hübsche, fein geschnittene Züge und dunkelrote Strähnen in ihrem modernen, etwas kessen Haarschnitt.
Jetzt wird einer nach dem anderen von uns mit schwarzer Olivenölseife eingerieben. Die Badekleidung legen wir nicht ab. Mit kurzen Zeichen bedeutet uns das Mädchen, uns umzudrehen, oder auf Bauch oder Rücken zu legen. Kurze Zeit später befinden wir uns in einem seifigen Brei, den wir so lange wir wollen in uns einwirken lassen sollen.
Als nächstes werden wir zur Dusche geschickt, damit danach dann das Peeling beginnen kann. Jetzt wird zu zweit an uns gearbeitet. Mit einem rauen Handschuh werden wir von hinter den Ohrläppchen bis zu den Fußsohlen abgerieben. Die resolute Frau aus dem Eingang sagt zu dem dunklen Mädchen, dass sie bei mir nicht zu stark rubbeln solle. Die Kleine sieht mich mit einem fragenden Blick an? „Nein, kein Problem, mach’ man“, bedeute ich ihr. Sie freut sich, dass ich nicht zimperlich bin und geht forsch ans Werk. Es ist schon erstaunlich, wie man sich, aus verschiedensten Kulturen kommend, über Blicke und Mimik ohne ein Wort verständigen kann.

© Michael Bünte, 2022
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir starten in Hamburg und reisen mit einem Toyota HZJ78 über Neapel nach Tunesien. Dieses ist der Bericht unserer zehnwöchigen Reise.
Details:
Aufbruch: 06.04.2022
Dauer: 10 Wochen
Heimkehr: 17.06.2022
Reiseziele: Tunesien
Der Autor
 
Michael Bünte berichtet seit 26 Monaten auf umdiewelt.
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