2022 Mit einem Geländewagen durch Tunesien

Reisezeit: April - Juni 2022  |  von Michael Bünte

Das Cap Bon: Ruinenstadt

ausgegrabene Mauern von Kerkouane

ausgegrabene Mauern von Kerkouane

Kerkouane, die Stadt aus punischer Zeit

Es ist Morgen. Der der Schlagbaum, vor dem wir gestern Abend abgewiesen wurden, steht offen, und wir sind herzlich willkommen, unser Fahrzeug kostenlos auf dem Parkplatz abzustellen.
In dieser archäologischen Ausgrabungsstätte ist das Häuschen, in dem die Besuchertickets verkauft werden, noch intakt und wir erstehen zwei Hochglanztickets, die unterschrieben, gestempelt und im selben Atemzug eingerissen werden.
„Ja, sie gelten den ganzen Tag. Ihr könnt zwischendurch raus, und später wieder reinkommen.“
Wir wollten sicherstellen, dass wir nach den ersten Eindrücken in den Ruinen am Auto frühstücken und später eine zweite Runde durch die alte Steinwelt drehen können. Doch man kennt uns. Wir sind sowieso die einzigen Besucher hier.

Von der ganzen Stadt sind nur noch etwa ein Meter hohe Mauerreste vorhanden, an deren Ausrichtung und Anordnung wir erahnen können, wo früher einmal die Eingänge der Gebäude waren, wo es Gänge zu den Nebengebäuden gab, und wo sich die Treppen, angedeutet durch einige Stufen, in die oberen Etagen befanden, denn in dieser Stadt gab es auch schon zu punischer Zeit mehrstöckige Häuser. Es sind Eingangshallen der Häuser zu erkennen, deren Fußbodenbelag an heutige Terrazzo-Böden erinnern. Wie ein Sternenhimmel leuchtet ein Meer schneeweißer Steine im Schwarz des Hintergrundes. Es sieht aus, als hätte jemand einen Teppich ausgebreitet, um den Eintretenden zu zeigen, welchen Prunk der Hausherr sich leisten kann.
Hier können wir auch immer mal wieder eine Darstellung der Lebensgöttin “Tanit“ als Mosaik auf dem Fußboden vor dem Eingang erkennen, weiß umrandet, mit einem Gesicht aus schwarzem Obsidian.

Mosaikfußboden in der Eingangshalle

Mosaikfußboden in der Eingangshalle

Darstellung der Tanit, der Lebensgöttin, mit einem Gesicht aus schwarzem Obsidian

Darstellung der Tanit, der Lebensgöttin, mit einem Gesicht aus schwarzem Obsidian

Am besten gefallen uns die Sitzbadewannen, mit denen wohl jedes Haus hier ausgestattet ist. Diese Badewannen sind an ihrem immer noch intakten, glatten rosafarbenen Putz zu erkennen - kleine Becken, unterteilt in zwei verschiedene Beckenhöhen, und mit einem Ablaufstein an der tiefsten Stelle versehen, den man offensichtlich verschließen konnte.
Einige dieser Becken sind mit Mosaiken ausgekleidet, andere schmucklos in glattem Putz gehalten. Es ist wie ein Suchspiel, die kleinen Artefakte zwischen der Mauerresten zu finden und den Gebäuden zuzuordnen.

die punischen Sanitäranlagen

die punischen Sanitäranlagen

Sitzbadewanne

Sitzbadewanne

Leider sind die in Stein gemeißelten erklärenden Tafeln so abgewittert, die gedruckten Pappschilder so ausgeblichen, dass wir nur einen geringen Teil der Informationen über die einzelnen Gebäude erhalten.
Wieder ein Beispiel von einem ehrgeizigen Ansatz, Wissen zu vermitteln, der durch Nachlässigkeit und fehlende Ausdauer zu einem verlöschenden Licht geworden ist.

Der Blick über die Stadt zeigt uns aber die gewaltigen Ausdehnungen dieser punischen Siedlung mit ihren Hauptverkehrsachsen, den noblen Häusern, deren Innenhöfen, der Tempelanlage und den engen Handwerkervierteln, die sich an die Stadtmauer drängen. Zum Glück wurden die Grundmauern dieser Stadt seit ihrer Zerstörung im ersten punischen Krieg nicht überbaut und liegen unangetastet in ihrer ursprünglichen Form an diesem Ort am Meer.
Eingetaucht sind wir hier in eine etwa zweieinhalbtausend Jahre alte Zeit.

Grundmauern der Gebäude an den alten Straßen

Grundmauern der Gebäude an den alten Straßen

Säulen des Tempels am Meer

Säulen des Tempels am Meer

ausgegrabene Mauerreste einer kompletten Stadt aus punischer Zeit

ausgegrabene Mauerreste einer kompletten Stadt aus punischer Zeit

© Michael Bünte, 2022
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir starten in Hamburg und reisen mit einem Toyota HZJ78 über Neapel nach Tunesien. Dieses ist der Bericht unserer zehnwöchigen Reise.
Details:
Aufbruch: 06.04.2022
Dauer: 10 Wochen
Heimkehr: 17.06.2022
Reiseziele: Tunesien
Der Autor
 
Michael Bünte berichtet seit 26 Monaten auf umdiewelt.
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