2023 Mit einem Geländewagen durch Albanien und Nordmazedonien
In den Bergen im Süden: Bënjë, Thermalquellen
Wir erreichen den großen Parkplatz vor den Thermalquellen. Dieser ist kostenfrei und wie wir sofort erkennen, gut besucht. Es sieht aus, wie auf einem dicht gepackten Wohnmobil-Stellplatz. Weiß an weiß steht man hier in Reih' und Glied. Kein Ort an dem wir längere Zeit ausharren wollen.
Zum Glück finden wir einen am Fluss liegenden Lehmweg, der mit tiefen Wasserlöchern gespickt ist. Hier erfreuen wir uns mal wieder unseres Geländewagens, dem es nichts ausmacht, auch mal 30 Zentimeter tief abzutauchen. Es schaukelt ordentlich, man sieht ja nicht, wie es am Grund der lehmigen Brühe weiter geht. Doch bald haben wir einen Platz erreicht, auf dem wir oberhalb des schlammtrüben Flusses an einer trockenen Stelle stehen können. Hier stehen wir zwar auch nicht ganz alleine, doch auch nicht so eng wie auf dem Parkplatz.
Jetzt ist es nur noch ein kurzer Weg zu den Thermalquellen. Er führt ein Stück den Fluss entlang und dann über eine malerische Bogenbrücke aus Stein, die den Fluß in einem Stück überspannt.
Diese geländerlose Brücke wurde von den Osmanen gebaut und war Teil eines alten Karawanenweges. Ohne Geländer geht es auf groben Feldsteinen steil hinauf. Dort oben erst fallen sie uns auf, die gegenüberliegenden Gebirgsketten, die unten grün, weiter oben grau gefaltet sind, und schließlich an den Gipfeln schneeweiß schimmern. Das ist schroffes Hochgebirge mit 2100 Meter hohen Bergspitzen. Und tatsächlich liegt dort jetzt im Juni noch der letzte Schnee.
Unter uns rauscht der Fluss hindurch.
Wir wandern weiter über die Brücke, auf unser Ziel zu.
Ein kreisrunder, mit groben Flussbettsteinen eingefasster Pool, im Durchmesser vielleicht 25 Meter, lädt uns ein, noch heute Abend, kurz nach dem Einbruch der Dämmerung, in die milchig-blaue, etwas nach Schwefel duftende Flüssigkeit zu steigen.
"Sollen wir wirklich? Jetzt nochmal ins Nasse steigen? Die Luft ist schon abgekühlt."
Doch da es sich hier um Thermalquellen handelt, wird das Wasser nicht so kalt sein, dass man Erfrierungen erleidet. Also raus aus den Klamotten, die Badekluft übergeworfen, und wir gleiten in das leicht schwefelige Nass. Nein, so richtig mollig warm, wie wir es aus anderen Quellen kennen, ist es hier nicht. Es steigen auch keine Nebelschwaden auf, wie in anderen Thermalbädern. Doch es gibt auch keinen Kälteschock beim Hineingleiten. Wir schweben im glasklaren Wasser.
Der Pool ist auf seiner gesamten Fläche etwa einen Meter zwanzig tief. In dickem Quell strömt frisches Wasser aus eine Felsspalte am Boden, so stark, dass wir nicht darüber schwimmen können, sondern von dem Strom weggedrückt werden. Auch von hier aus können wir das Bergpanorama sehen, sitzen allein im warmen Wasser und fühlen uns sauwohl.
Tagsüber wird dieser Pool wahrscheinlich stark besucht sein. Ein umgefallener, stark überfüllter Mülleimer, kann davon Geschichten erzählen. Wir stellen den Mülleimer wieder aufrecht, damit sich sein Inhalt nicht vollständig verteilt.
Aufbruch: | 15.05.2023 |
Dauer: | 12 Wochen |
Heimkehr: | 06.08.2023 |