2023 Mit einem Geländewagen durch Albanien und Nordmazedonien

Reisezeit: Mai - August 2023  |  von Michael Bünte

An der Küste im Süden: Guma Bay

Ich wache auf, finde mich im aufgeklappten Dach unseres Geländewagens wieder, und außerhalb der Zeltplane hört es sich an, als regnete es, als liefen große Mengen Wasser in Rinnen herunter. Es ist gar nicht sonnig hell da draußen, wie an den anderen Tagen, als das Blau des Himmels den Tag durch die Zeltwände hindurch ankündigte.
"Ist der Himmel bedeckt?" "Bekommen wir wieder eine kalte Dusche aus den Wolken?"
"Wo stehen wir hier eigentlich?"
Gestern sind wir über den Pass zu der Küste im Süden Albaniens gefahren. Wir stehen nicht mehr in den Wolken- und Nebelschwaden der Berge. Wir sind hier an dem "einsamen, wilden Strand" zwischen Jalë und Livadh. Es kann eigentlich nicht sein, dass wir heute wieder Nieselwetter haben.
Noch sind wir im Schatten. Noch ist die Sonne nicht hinter den Büschen emporgestiegen. Das gluckernde Wasser, das sich wie Dauerregen anhört, sind die Wellen des Meeres etwas unter uns, die sich in den karstigen Höhlungen der Felsen am Ufer verfangen. Jetzt reimt sich alles zusammen. Alles ist in Ordnung. Draußen kündigt sich ein wundervoll sonniger Tag an.

die Küstenlinie am ionischen Meer

die Küstenlinie am ionischen Meer

scharfkantige Klippen

scharfkantige Klippen

Ich rutsche unter meiner Decke heraus und mache eine kleine Runde mit der Kamera zum "einsamen" Strand. "Einsam?" Da stehen sie, all die Offroader mit ihren VW-Bussen und Kleinwagen die auch noch die letzten Meter direkt vor den Strand fahren mussten, um sich mit ihren Fahrzeugen unmittelbar neben das Wasser zu stellen. Natur pur, in völliger Einsamkeit direkt am Strand aufwachen, ganz alleine sein mit sich und der Natur. Ein Traum der Individualreisenen, schmackhaft gemacht in all den hübschen Katalogen der Outdoor-Industrie.
An diesem Strand hier kann dieser Traum leider nicht mehr wahr werden. Es drängen sich fünf Fahrzeuge auf dem kleinen Kiesstrand, Tischchen, Schirmchen ausgepackt, die Gummitiere und Luftmatratzen an die Reifen gelehnt. So viel Volk hier, und das schon jetzt in der Vorsaison. Im Sommer wird der Kampf um die Plätze wohl noch intensiver gefochten.

Traumstrand mit Robinson-Feeling

Traumstrand mit Robinson-Feeling

Hinterlassenschaften der Zivilisation

Hinterlassenschaften der Zivilisation

Versammlung der unerschrockenen Individualtouristen

Versammlung der unerschrockenen Individualtouristen

Bin ich froh, nicht wie die anderen zum Strand hinunter gefahren zu sein, sondern in der letzten Bucht des Geröllweges auf einem erhöhten Plateau über dem Meer an einer Bank stehen geblieben zu sein. Hier stehen wir tatsächlich alleine in der Natur. Doch leider gibt es auch bei uns an diesem friedlichen Ort einen Wehrmutstropfen. Hier ist nämlich der Mülleimer des Strandes aufgestellt. An sich eine gute Idee, wenn er denn auch regelmäßig geleert werden würde. Dieser hier wurde von den Besuchern so vollgestopft, dass die obersten prall gefüllten Müllbeutel nicht mehr ganz hineinpassten und deshalb halb heraushängen. Kaum einer von den Strandbesuchern, der die Verpackungen von Getränken, Grillgut oder Dosensuppen im geschlossenen Zustand hierher transportiert hat schafft es, diese im leeren Zustand wieder mitzunehmen und an zentraleren Stellen im nächsten Ort abzugeben. So ein Handeln der Wegwerfgesellschaft ist für uns immer wieder schwer zu begreifen.

unser Traumstrand etwas abseits

unser Traumstrand etwas abseits

für uns unbegreiflich, wie man da noch etwas dazu packen kann

für uns unbegreiflich, wie man da noch etwas dazu packen kann

an sich ist so ein Mülleimer eine gute Idee

an sich ist so ein Mülleimer eine gute Idee

Doch jetzt genug der trüben Gedanken. Die Sonne ist eben über den Büschen erschienen, und es wird gleich sehr heiß. Zeit, sich um das Frühstück zu kümmern.
Aber nein, vorher noch eine Bewegung in den Büschen. Die Beobachtung eines seltsamen Wesens, das sich fast unkenntlich vor mir durch die Blätter bewegt. Einen extrem langen Körper hat das Insekt. Dazu noch lange Beine und einen fast unkenntlich kleinen Kopf. Es sieht aus, wie ein Ast und bewegt sich nur ganz langsam in schwingenden Bewegungen langsam durch's Geäst. Hätte ich eine Stabheuschrecke nicht schon einmal bei Hagenbeck im Terrarium gesehen, dann hätte ich nicht geglaubt, dass es solche Tiere überhaupt geben könnte. Hier sind sie also zuhause. Ebenso wie die Landschildkröten, von denen eine gestern unseren Weg auf dem Sandweg gekreuzt hatte. Sehr beweglich sind diese Tiere in der heißen Sonne. Wir haben sie etwas zur Seite in die Büsche gesetzt, damit sie nicht von einem vorbei rasendne Auto erfasst werden würde.

diese Stabheuschrecken sind in ihrem Umfeld kaum zu erkennen

diese Stabheuschrecken sind in ihrem Umfeld kaum zu erkennen

Vorsicht Wildwechsel !!!

Vorsicht Wildwechsel !!!

Transporthilfe von der Straße in die nächsten Büsche

Transporthilfe von der Straße in die nächsten Büsche

© Michael Bünte, 2023
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir starten in Hamburg und reisen mit einem Toyota HZJ78 über Italien, Kroatien, Montenegro nach Albanien. Dieses ist der Bericht unserer zwölfwöchigen Reise.
Details:
Aufbruch: 15.05.2023
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 06.08.2023
Reiseziele: Albanien
Der Autor
 
Michael Bünte berichtet seit 26 Monaten auf umdiewelt.
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