2023 Mit einem Geländewagen durch Albanien und Nordmazedonien
Nordmazedonien
unsere Entscheidung
Um 5 Uhr morgens kommen langsam die ersten Strahlen der Morgensonne über den Platz von den Brüdern Zampetas, unseren Gastgebern, gestrichen. Noch herrscht eine angenehme Temperatur. Die Luft ist frisch. Welch ein Glück, dass wir so einen schönen Schattenplatz bekommen haben, sonst würden wir in unserem Dachzelt längst zerfließen.
"Wie geht es für uns jetzt weiter?", stellt sich uns die Frage. Zu Hause hatten wir uns Literatur über die griechische Dreifingerhalbinsel Chalkidiki besorgt und uns tatsächlich etwas darauf vorbereitet. Dann würden wir jetzt in Griechenland weiter nach Osten fahren und viele Strände und blaues Wasser sehen. Allerdings ist es zur Zeit in ganz Griechenland richtig heiß und das sollte in der nächsten Zeit auch so bleiben. Wir würden wahrscheinlich viel Zeit damit verbringen, uns schattige Plätze zu suchen.
Außerdem haben hier in Griechenland mittlerweile die Sommerferien angefangen. Wir hörten von anderen Reisenden über die Fülle an der Küste und insbesondere auf Chalkdiki.
Also: "aus der Traum von Chalkidiki." . . . "für dieses Mal."
Wir entscheiden uns für unsere Alternative, werden ein zweites Mal über die Grenze nach Nordmazedonien fahren - bisher waren wir ja nur in dem kleinen Zipfel am Ohridsee - und wollen uns lieber etwas mehr Zeit für das kleine Land in den Bergen nehmen.
Edessa
Wir wenden uns also nach Nord-Westen. Dort liegt jetzt eine Kuriosität auf unserem Weg, die wir nicht verpassen möchten. Ein Wasserfall, unter dem man trockenen Fußes entlanglaufen kann.
Das Flüsschen "Edesseos" fließt beschaulich durch ein Städtchen und stürzt sich unvermittelt über eine überhängende Felskante in die Tiefe.
Edessa heißt die Stadt, die uns unsere Reiseliteratur empfiehlt. Eine Stadt auf einem Felsplateau, deren Vorgängerin zur Zeit der Osmanen am Fuß dieser Felsformation eine blühende Zeit erfuhr.
Vom alten Edessa sind heute nur noch Fundamente, Säulen und Mauerreste zu sehen, die kostenlos besichtigt werden können. Für uns ist der Parkplatz vor diesen Ausgrabungen ein guter Übernachtungsplatz. Der Wächter der Ruinen macht um 22:00 Uhr seine letzte Runde, fragt uns, woher wir denn kämen und ist zufrieden, zu hören, dass wir aus Deutschland sind.
"Have a good night!", tönt es zu uns herüber.
Ein neuer Morgen nach einer ruhigen Nacht ist angebrochen. Eine Katze hat sich beim Frühstück zu uns gesellt. Wir haben einen Gang durch die Ruinen gemacht, nachdem die Frau des Ruinenwächters die Tore wieder geöffnet hat. Dort haben wir aus der Ferne auch schon den Wasserfall erahnen können, den wir uns ansehen wollen. Das Rauschen hören wir bis hierher.
unerwartete Gastfreundschaft
Gerade fangen wir an, unsere Siebensachen zusammenzupacken, da hält ein alter Renault direkt vor unserem Frühstückstisch. Ich ahne Schlimmes, aber es kommt anders.
Eine Frau steigt aus dem Wagen aus, drückt mir eine Plastiktüte voll mit reifen Aprikosen in die Hand, lächelt, sagt "that is from our garden" und ist schneller wieder in ihrem Auto verschwunden, als dass ich die richtigen Worte finde, ihr zu danken. "Kalimera - danke schön", rufe ich ihr noch hinterher, überwältigt von dieser herzlichen Geste.
Der Wasserfall
Der Wasserfall in Edessa hat es in sich. Üblicherweise gräbt sich ein herabstürzender Fluss immer tiefer in die überströmte Kante hinein, so dass sich allmählich eine Rinne bildet, die immer mehr ausgewaschen wird. Hier in Edessa fließt der Fluss über Tuffgestein. Er reichert die Felsen immer mehr mit Kalkstein an und bewirkt über die Jahrhunderte, dass sich die Kante, über die der Fluss fließt, nach vorne, also in die entgegengesetzte Richtung bewegt. Das Ergebnis dieser Konstellation können wir hier mit eigenen Augen sehen. Der herabstürzende Fluss hat einen etwa 3 Meter vorspringenden Überhang gebildet. Wir können also trockenen Fusses hinter dem Wasserfall entlangehen und im Getöse der Fluten durch die herabstürzenden Wassermassen hindurchblicken. Lange stehen wir hier, verschiedene Wasserschleier und in ihnen entstehende Regenbögen betrachtend. Es hatte das ganze Frühjahr über in dieser Region geregnet. Die natürlichen Gewässer waren also voll bis zum Rand.
am See von Arnissa
Einen weiteren Stopp noch machen wir in Griechenland, bevor es dann schließlich über die Grenze geht.
Am See von Arnissa treffen wir auf einen prima Badeplatz mit öffentlicher Dusche. Auch hier können wir, wie auch schon am Prespa-See, am Morgen eine Gruppe von Pelikanen beobachten, die wie Segelschiffe über die Wasseroberfläche gleiten.
In einem Laden im Ort wollen wir Brot und ein paar Tomaten kaufen, doch der Strom ist ausgefallen und die elektrische Waage ist zur Zeit außer Betrieb. Die Verkäufern will uns das Gemüse nicht verkaufen.
Ich gebe nicht auf. "May be half a kilo", meine ich, während ich das Gewicht der Tomaten in der Hand abschätze.
Wir hätten ihr auch das Geld für ein ganzes Kilo Tomaten gegeben.
Doch sie wollte es partout nicht haben.
"Nein, nämmt. Ist Gäschennk", meint die gute Frau mit einem lustigen Zungenschlag.
Da verschenkt Sie, die wirklich nicht viel zum Leben hat, auch noch ihre Ware, weil die Waage nicht funktioniert. Es wäre unhöflich gewesen, dieses Geschenk nicht anzunehmen. Die 30 Cent für den Laib Weißbrot nimmt sie dankbar und mit einem breiten Lächeln entgegen.
leider liegt auch in dieser Idylle etwas Müll im Wasser.
Eine Fischerhütte nach einem heftigen Sturm.
über die Grenze
Die Fahrt über die Grenze, also wieder aus der EU heraus, erweist sich als unspektakulär. Wir wussten ja vom ersten Mal, dass man hier auch seine "grüne Versicherungskarte" vorzeigen muss und haben diese parat. Der Grenzbeamte fragt uns nur "two persons". Wir nicken "yes two persons", und bekommen mit einem "ok, you can go", den Schlagbaum geöffnet.
Vorsichtshalber hatten wir die Registrierungskarten unserer ersten Einreise aufbewahrt, so dass wir dieses Spielchen mit der Polizei nicht noch einmal machen müssen. Mit diesen Formularen können wir nachweisen, dass wir vor vier Wochen in Ohrid nach Nordmazedonien eingereist waren. Immerhin sollen diese Karten für drei Monate ihre Gültigkeit behalten.
Aufbruch: | 15.05.2023 |
Dauer: | 12 Wochen |
Heimkehr: | 06.08.2023 |