2023 Mit einem Geländewagen durch Albanien und Nordmazedonien
zurück in Albanien
Eindrücke auf der Landstraße
Gerade haben wir fast ein entgegenkommendes Auto auf die Hörner, beziehungsweise auf die Kuhfänger genommen. In einer scharfen Rechtskurve kam bei regennasser Straße ein Wagen auf unserer entgegengeschossen. Voll in die Eisen! Das Lenkrad nach rechts herumgerissen. Hauptsache stehen und den Aufprall vorne links erwarten. Der Motor würgt ab. Rums.
Doch unser Gegenüber reagiert auch schnell und kann gerade noch auf seine Fahrspur herüberziehen. Der Aufprall bleibt aus, obwohl es aus unserer Warte so aussieht, als führe er durch unser Auto hindurch. Glück gehabt! Das wäre jetzt richtig ärgerlich geworden, wenn da etwas passiert wäre.
einen Platz für die Nacht finden
Wir fahren weiter in kurviger Fahrt bergan. In einer Rechtskurve sollen wir geradeaus weiter in eine Baustelle fahren.
"Das kann doch gar nicht sein."
Neben dem Haus, auf dessen Dach sich Sandberge und Steinhaufen türmen führt noch ein schmaler Pfad steil bergab.Mit Schirmen bewaffnet gehen wir den Weg ab und beschließen unten auf einer ebenen Wiese, für diese Nacht nicht dort runter zu fahren. Wir können genauso gut vor der Baustelle stehen bleiben. Morgen ist sowieso Sonntag. Dann wird da schon keiner arbeiten.
Als ich als zweiter bei unserem Wagen ankomme höre ich Gabi schon mit jemandem im Gespräch.
Es ist eine Frau im mittleren Alter. Die beiden Mädles haben, jeder in ihrer Sprache, schon klar gemacht, dass wir dort in der Einfahrt des Hauses stehen bleiben könnten, wenn wir ganz nach rüberführen. Als ich dazukomme, kommt auch der Mann der Frau dazu. Es wird auf beiden Sprachen die Situation erläutert. Der Mann schüttelt mit dem Kopf "Poh", was soviel bedeutet wie "Ja", und wir haben einen Platz für die Nacht.
Gerade ist das Auto hinten aufgeschlossen, da steht die Frau von eben wieder vor uns, in der Hand eine kleine Plastiktüte mit Gemüse aus ihrem Garten.
"Salat, poh" Sie macht uns klar, dass wir daraus einen Salat für unser Abendessen machen sollten. Wir nicken eifrig, was in diesem Land "nein" bedeutet, doch wir meinen "ja, danke schön".
Sie hat trotz unseres kopfschüttelns unsere Bestätigung verstanden.
eine unglaublich gastfreundliche Familie
Am nächsten Morgen treffen wir die ganze Familie auf ihrer Baustelle an. Mann, Frau, zwei kleine Jungen, Großmutter und eine Hündin mit 3 Welpen, die höchsten drei Wochen alt sind.
"Kaffee ?" Der Mann winkt mit einer Kaffeetasse.
"Yes, we have coffie"
Er winkt wieder. Wir haben natürlich verstanden und lassen uns zu einer Tasse türkischem Kaffee einladen.
Da sitzen wir jetzt, auf zwei gepolsterten Stühlen an einem schmucken Tischchen und haben jeder eine Espressotasse türkisch gebrauten Kaffee vor uns stehen.
"Fällt Dir ein, was wir ihnen aus unseren Vorräten wir als Gastgeschenk geben könnten?"
Mir fiel was ein. Wir hatten gestern doch eine Packung Waffeln geöffnet und nur eine Lage davon gegessen. Ich renne los, hole die Waffeln und reiche sie dem Vater, der sie gleich an seinen Ältesten weiter gibt.
Dann schreiben wir unsere Namen auf einen Zettel, tippen diese in da Handy ein und machen uns über WhatsApp bekannt. Der Sohn der Familie will unbedingt den Zettel behalten und in den Mund stecken. "OK", er bekommt einen anderen Zettel mit einem Smily drauf. Den kann er bemalen.
Nachdem wir uns von der gastfreundlichen Familie verabschiedet hatten kommt der Vater mit dem kleinen Sohn auf dem Arm hinter uns her gerannt. Er möchte den Kugelschreibe zurückgeben. Der Kleine protestiert. Wir winken ab. Doch der Vater besteht auf die Rückgabe.
Diese Aufrichtigkeit bei den Armen Leuten ist bewundernswert.
Wir holen einen anderen Kugelschreiber aus unserem Auto und geben dem Vater diesen als Geschenk, was er dankend annimmt. So hat alles seine Richtigkeit. Man behält nicht einfach Sachen, die man geliehen bekommen hat, doch ein Geschenk darf man annehmen. Das hat der Vater seinem Sohn heute vorgelebt.
Aufbruch: | 15.05.2023 |
Dauer: | 12 Wochen |
Heimkehr: | 06.08.2023 |