2023 Mit einem Geländewagen durch Albanien und Nordmazedonien
Makedonien Griechenland
ein kurzer Rückblick
Fünf Wochen sind wir durch Albanien getingelt. In Elbasan haben wir die Gelegenheit genutzt unseren Geländewagen checken zu lassen. In Berat haben uns die tausend Fenster angesehen. Dort haben wir auch die beiden Dänen getroffen, die im Defender Landrover mit einem Kfz.-Kennzeichen aus Botswana in den Balkanstaaten unterwegs sind.
Von den beiden haben wir eine Adresse in Thessaloniki bekommen, bei der man sein Fahrzeug für mehrere Monate relativ günstig unterstellen kann. Da wir schon im letzten Jahr geplant hatten, die lange Fahrt zwischen Hamburg und unseren Reisezielen nicht jedes Mal auf der Straße abzusitzen kommt uns diese Information vor wie ein Geschenk des Himmels.
Unser Abstecher nach Griechenland wird uns nun also auch nach Thessaloniki führen.
Und dort haben wir eine Mission zu erfüllen: "Die persönliche Kontaktaufnahme zu der Firma "Malamidis", dem Unternehmen für Fahrzeugeinlagerungen".
Der Empfang in Griechenland
Frisch im Fluss gebadet stehen wir vor der riesigen osmanischen Steinbogenbrücke, die in Konitsa den Fluss "Aoos", der in Albanien "Vjosa" heißt, überspannt. Diese Fußgängerbrücke, eine der Größten ihrer Art im ganzen Balkan, ist 20 Meter hoch und hat kein Geländer. Um die Menschen, die darüber hinweggehen bei zu starkem Sturm zu warnen, hat man ein Glöckchen in die Mitte unter die Brücke gehängt. Wenn das läutet ist die Gefahr groß, dass man hinuntergeweht werden könnte.
Unten an der Brücke gibt das Plakat einer Vogelschutzorganisation Auskunft darüber, dass in diesen Bergen noch einige ägyptische Aasgeier brüten. Ich finde es witzig, dass wir die Scherzfrage:
"wo lebt und was frisst der agyptische Aasgeier?"
immer falsch beantwortet haben.
Heute lernen wir, dass die richtige Antwort auch "in Griechenland" lauten könnte.
Griechenland hat uns heute mit einer dichten Wolkendecke empfangen, aus der hin und wieder Wassertropfen auf uns herunterfallen. Es ist so gar nicht das Griechenland, das man aus den Prospekten kennt - felsige Küste, weiße Strandbuchten, türkisblaues Wasser unter einem tiefblauen Himmel. Nein, wir sind hier in den Bergen. Hier ist alles sattgrün, frisches Wasser kommt an vielen Stellen geflossen und es regnet dementsprechend immer mal wieder. Ein angenehmes Klima herrscht hier, nicht so brüllend heiß, aber doch so warm, dass wir abends beim Wein keinen Pullover brauchen.
Auf dieser Tour wollen wir nur einen Blick in dieses facettenreiche Land werfen. Die felsige Westküste, die Umrundung des Peleponnes, einen Besuch Athens werden wir uns in einer anderen Reise gezielt vornehmen. Dafür bräuchten wir bei unserer Reisegeschwindigkeit viel mehr Zeit, und unsere eigentlichen Reiseziele sind in diesem Jahr nun einmal Albanien und Mazedonien.
Über die Grenze zurück in die EU
Der Grenzübertritt von Albanien nach Griechenland gestern war langwierig. Vor uns wurde das Fahrzeug einer Familie aus Moldawien aufwändig durchsucht. Der Zollbeamte öffnete all die Cola-Flaschen, die mit durchsichtigen Flüssigkeiten gefüllt waren und roch daran. Doch es war überall nur Wasser drin. Taschen wurden geöffnet und durchwühlt.
"Na, hoffentlich machen die bei uns nicht auch so ein Theater."
"Wir kommen immerhin zurück in die EU - also quasi in unsere Heimat".
Wir können jetzt wieder ohne Roaminggebühren nach Deutschland telefonieren, der Euro funktioniert wieder normal und wir können unsere Visakarte ohne zusätzliche Gebühren in die Automaten der Cafés und Supermärkte schieben. Seltsamerweise hat sich bei uns tatsächlich eine Art von Heimatgefühl eingestellt, ohne dass wir vorher jemals in Griechenland gewesen sind.
unser kleines Problem
Wenn da nur nicht . . . die griechischen Schriftzeichen wären, die wir bisher nur als mathematische und physikalische Formelzeichen verwendet haben. Die großen Schriftzeichen sind für uns relativ einfach zu entziffern, doch zu allem Überfluss schreiben die Griechen vieles nur in Kleinbuchstaben. Und hier wird es für uns kompliziert.
Das griechische 'v' wird als 'n' gesprochen, ein 'n' ist ein 'i' und ein 'ß' ist ein 'b', wird aber als 'v' gesprochen.
Das Entziffern der Namen auf den Straßenschildern erfordert zugegebenermaßen ein gewisses Hirntraining. Wir können die Worte nur noch Buchstabe für Buchstabe entziffern. Das Überfliegen eines Begriffs ist jetzt absolut nicht mehr möglich.
Also: Training, Training, Training.
Der Blitz
Wir stehen hoch über der Stadt Ioannina auf einem Stellplatz in dem kleinen Bergdorf Ligkiades. Es ist 6 Uhr morgens, doch um uns herum ist es schwarz wie in der Nacht. Der Himmel hat seine Pforten geöffnet. Wassermassen strömen herab. Ein Gewitter entlädt sich. Die zeitlichen Abstände zwischen Blitz und Donner werden immer kürzer. Ich zähle "einundzwanzig, zweiundzwanzig, . . .", rums, der nächste Donnerschlag. Das Gewitter ist also weniger als einen Kilometer von uns entfernt. Zum Glück sitzen wir in unserem Auto aus Blech in unserem Faradayschem Käfig, so dass eigentlich nichts passieren sollte.
Und dann sehe ich ihn. Wie eine Sternschnuppe fällt vielleicht 30 Meter vor meinen Augen eine gleißend helle Kugel vom Himmel herab. Ich höre ein tiefes Brummen und erwarte einen gewaltigen Knall, doch da ist nur ein dumpfes, hohles Plopp.
"Whaaow !" Das muss ein Kugelblitz gewesen sein, der auf die Stromleitung getroffen und beim Auftreffen in sich zusammengefallen ist. Die Energie der Kugel hat sich in der Leitung frei gesetzt, die jetzt an einer Stelle lichterloh brennt. Lange glimmt das Feuer noch um die Isolatoren vor sich hin. Spannend, so eine Energieentladung, denn dort ist eigentlich gar nichts, was da brennen kann.
Zum Frühstück ist der ganze Spuk wieder vorbei. Ein Handwerker kam, wahrscheinlich um eine Sicherung auszutauschen, der Priester in der orthodoxen Kirche über uns hat seine sonntäglichen Gesänge dargeboten und das Gewitter hat den Himmel wieder soweit gereinigt, dass sich uns schon die ersten blauen Flecke am Himmel zeigen.
und noch einmal Ali Pascha
Jetzt stehen wir in der Burg von Ioannina, in der uns ein "alter Bekannter" wieder begegnet.
Ali Pascha aus Tepelene, von dem wir in den letzten Wochen schon viele Geschichten gelesen hatten, dessen verschiedene Burgen uns in Albanien schon seit Shkodra begleitet hatten, baute hier in Ionnina als Gouverneur von Epirus einen eigenen Machtbereich innerhalb des osmanischen Reiches auf. Das gefiel dem damaligen osmanischen Herrscher nicht und er ließ ihn 1822 ermorden, nachdem man ihn 15 Monate lang in seiner Burg vergeblich belagert hatte. Wir stehen schon etwas ehrfürchtig vor einer der beiden Moscheen, die er innerhalb der Burgmauern errichten ließ und blicken jetzt auf sein Grab, einem Käfig aus Stahl mit einem Grabstein darin.
Aufbruch: | 15.05.2023 |
Dauer: | 12 Wochen |
Heimkehr: | 06.08.2023 |