2023 Mit einem Geländewagen durch Albanien und Nordmazedonien
Makedonien Griechenland: Thessaloniki
Das war vielleicht ein Weg, den die kostenlose Handy-Navigation da geführt hat. Eigentlich wollten wir nur von "A" nach "B", wobei "B" die Stadt Thessaloniki ist. Laut Straßenaltlas gibt es eine ausgebaute, geradlinige Verbindung, doch das Navi führte uns, wahrscheinlich ist der Weg dann 20 Meter kürzer, quer durch die Wohngebiete, über Feldwege, auf Schlaglochpisten und durch eine wasserführende Furt hierher. Furchtbarer Hunger hatte sich bei uns angesagt. Da kam das kleine Häuschen am Straßenrand mit der Wasserstelle direkt daneben gerade recht.
Motor aus, Picknickkorb rausgenommen und die Vorbereitungen für das Abendessen können beginnen. Immer noch sehen wir auf das Olympmassiv neben uns und das jetzt aufgewühlte Meer unter uns. Es schmeckt hervorragend, na ja, kein Wunder: "Hunger ist der beste Koch".
Dimitri
Ein Geländewagen hält direkt vor uns. Ein freundlicher Herr mit grauem Lockenkopf spricht uns auf Deutsch an: "Na, was macht Ihr beiden denn in der weiten Welt?"
Wir kommen ins Gespräch. Der Mann, ein Grieche im Rentenalter, man hat ihn vorzeitig aus dem Berufsleben entlassen, hat 40 Jahre lang in Berlin gelebt. Danach ist er wieder in die Heimat seiner Eltern zurückgegangen, hat sich ein Haus und eine kleine Olivenplantage gekauft und verdient zusätzliches Geld mit einer Voltaik-Anlage, mit der er aus der griechischen Sonne Strom erzeugt. Er ist zufrieden mit sich, seinem Einkommen und seinem sozialen Umfeld, aber er hat noch eine Wohnung in Berlin. Deutschland möchte er noch nicht vollständig hinter sich lassen.
Er fragt uns nach unserer Herkunft und interessiert sich für unseren 'Flitzer'. Wir tauschen ein paar technische Daten aus, erzählen ihm, wie und warum wir hier so durch das Land reisen und welches unsere nächsten Ziele sind.
Er erzählt uns aus seinem Leben, von seinem kranken Vater und dass er nach "Saloniki" müsse.
Erst etwas später begreifen wir, dass die Stadt Thessaloniki hier gerne in ihrer englischen Kurzform genannt wird.
Etwa 2 Stunden haben wir mit diesem wildfremden Mann zusammengesessen. Er wollte nichts anderes von uns, als nur unsere Zeit, um mal wieder in Deutsch zu plauschen.
Dann macht er seine letzte Zigarette aus und verabschiedet sich mit den Worten:" Übrigens, ich heiße Dimitri. Es war schön, mal wieder mit jemandem Deutsch zu sprechen", und er fährt davon.
Malamides
Vor drei Tagen hatten wir schon die Telefonnummer gewählt, die wir von den beiden Dänen in Berat bekommen hatten. Wir wollen in persönlichen Kontakt zu der Firma "Malamides" treten und uns ansehen, wo unser Wagen denn parken würde, wenn wir ihn im kommenden Jahr für ein paar Monate unterstellen wollten. Nach Straßenatlas eigentlich nur gerade durch die Stadt durch bis zum Flughafen. Doch wir haben uns wieder verleiten lassen, dem Navigationssystem zu folgen.
So biegen wir, wahrscheinlich ist es wieder ein paar Meter kürzer, als der direkte Weg, ab in die kleinen verwinkelten Straßen der Wohngebiete. Es geht mal rechts, mal links, dann noch einmal links bis wir am Durchfahrt-Verboten-Schild vor einem Markt stehen. Also zurücksetzen und weiter durch das Labyrinth. Ab jetzt bestehe ich darauf, nur noch an Kreuzungen mit Ampeln abzubiegen und nicht in jedes kleine Schlupfloch hineinzufahren.
Mit dieser List umfahren wir tatsächlich das Wohngebiet, in dem der Markt abgehalten wird, kommen bald wieder auf die zentrale Achse und gelangen zur Adresse, die man uns am Telefon genannt hatte. Der Name der von uns gesuchten Firma steht in megagroßen Lettern auf dem hallenartigen Gebäude. Auf dem riesigen Parkplatz davor stehen Boote und Wohnmobile unter einem weißen Zelthimmel. Der Platz ist komplett geteert, das Einfahrtstor abschließbar.
Alles macht auf uns einen guten Eindruck.
Auf der Suche nach einem Eingang in das Gebäude spricht uns ein Mann im mittleren Alter an.
Er sei Kostas, er hätte mit uns telefoniert und ja, hier seien wir richtig. Er könne nur nicht gut englisch sprechen. Aber dieses Problem ist leicht zu lösen. Er ruft seine Frau Marija an, und mit ihr können wir uns unterhalten. Nach diesem Gespräch machen wir mit Kostas eine Runde über den Platz. Er zeigt uns seine Unterstellmöglichkeiten und hat auch gleich die Preisliste dabei.
"43 Euro pro Monat für einen überdachten Platz. Ist das zuviel für Euch?"
"Aha," denken wir. Offensichtlich kann man am Preis noch etwas machen.
Wir verabschieden uns herzlich mit dem Versprechen, uns rechtzeitig zu melden, wenn wir im kommenden Jahr sein Angebot über den heute ausgehandelten Preis in Anspruch nehmen wollen. Zufrieden mit den Möglichkeiten, die sich uns hier bieten, machen wir uns auf zu unserem nächsten Ziel.
Zampetas
Park4night zeigt uns den Ort, das Handy-Navi den Weg dorthin. Zampetas stellt Stellplätze für Durchreisende incl. WC und Dusche kostenlos zur Verfügung. Angeschlossen ist ein Outdoor-Shop, in dem man alles für seine aktuellen Bedürfnisse besorgen kann, angeschlossen ist auch eine Werkstatt, die jedoch zur Zeit von den angemeldeten Wohnmobilen komplett ausgebucht ist. Dennoch wird jeder mit seinen Wehwehchen gehört, und es wird versucht, eine Lösung zu finden.
Ein weiterer Vorteil ist für uns, dass die beiden Eigentümer und auch einige Mitarbeiterinnen fließend Deutsch sprechen, man sich mit ihnen also bestens austauschen kann.
Zampetas weiß, was die Reisenden brauchen. Zum Beispiel auch eine Beschreibung, wie man von hier aus mit dem Bus in die Stadt gelangen kann. Alles ist bestens organisiert und vorbereitet.
Wir bekommen eine genaue Beschreibung welche Buslinie wir bis wohin benutzen können, und wie wir wieder zurückkommen. Sogar die Bustickets können wir hier im Shop kaufen.
Es ist heiß hier, im Schatten messen wir 36 °C, die Temperatur in der Sonne haben wir nicht gemessen, denn unser Thermometer würde über 50°C zerspringen. Wir fahren triefnaß schwitzend um das Gebäude herum und treffen dort auf ein Pärchen, das gerade seinen Ducato startklar macht.
"Braucht ihr einen Schattenplatz?" werden wir von den beiden gefragt. "Wir fahren jetzt weg."
Hocherfreut über dieses wundervolle Angebot warten wir noch gerne die 10 Minuten, bis der letzte Platz, der bis zum Nachmittag im Schatten liegt, frei wird. Welch ein Geschenk des Himmels. Jetzt können wir uns auf unseren Besuch in Thessaloniki freuen.
Thessaloniki
Die Sonne stand hervorragend um Fotos machen zu können. Die Lichtfarbe war perfekt. So sind wir, ohne auf die Zeit zu achten, durch die Altstadt von Thessaloniki gestrichen, sind die Achse des Galerius herauf gewandert, an Ruinen inmitten der Stadt vorbei gekommen, haben am Galeriusbogen die Reliefs der siegreichen Schlachten bewundert, die Rotonde, mal Kirche, mal Moschee, dann wieder Kirche und jetzt Museum, umrundet und haben auch noch einen Besuch bei der hiesigen "Hagia Sophia" gemacht.
Hunger macht sich breit
Jetzt macht sich plötzlich Hunger breit. Aber wohin? Die Restaurants sind übervoll, Fast Food muss jetzt nicht sein. Da fällt uns das Fenster in einem Souterrain auf, vor dem eine ganze Reihe Leute stehen. Hier gibt es Salate zum Mitnehmen, frisch gerührt und separat zusammengestellt von einer jungen Frau mit leuchtenden Haaren, rechts orange, links pink.
Sie lacht herzerfrischend und hat offensichtlich so eine Freude an Ihrer Arbeit, dass diese auf ihre Kundschaft überspringt. Wir sind an der Reihe.
"Können wir hier mit Karte bezahlen?"
"Aber klar, kein Problem. Was wollt Ihr?"
Mit einer großen Salatschüssel aus recyclebarer Pappe wandern wir weiter zum Pizzastand.
Die Viertelpizza wird zusammengefaltet, in eine Papiertasche gesteckt, zwei Servietten dazu, fertig. Macht 1,50 Euro. "Also heute doch Fast-Food."
Auf einer Holzbank genießen wir unser Mahl vor den Ruinen der alten Basilika. Um uns herum tobt das Leben.
Aufbruch: | 15.05.2023 |
Dauer: | 12 Wochen |
Heimkehr: | 06.08.2023 |