2023 Mit einem Geländewagen durch Albanien und Nordmazedonien
Makedonien Griechenland: Olympic Beach
endlose Sandstrände
Da ist sie wieder, diese mörderische, diese unerbittliche schwüle Hitze, die erbarmungslos auf uns herunterbrennt, so dass in wenigen Sekunden der Schweiß aus den Poren schießt und wir pitschnass sind. 32 °C schon am frühen Morgen. Warum sind wir hier? Warum tun wir uns das an?
Kindheitserinnerungen an die Italienurlaube wieder aufleben lassen? Einen Tag Auszeit von der Reise nehmen? Irgend so etwas muss es gewesen sein, was uns dazu bewogen hat, noch eine zweite Nacht an diesem Ort zu verbringen.
Bestimmt hat dazu die ruhige Nacht beigetragen, diesen Entschluss zu fassen. Kein Hundegebell, keine Motorradgang, die Ihre knatternden Maschinen in der Nacht röhren lassen. Kein Hahn, keine Party, einfach nur gleichmäßiges Rauschen des Meeres an den Sand.
Vor vielleicht einer halben Stunde ist die Sonne aus dem Meer aufgestiegen. Jetzt sticht sie einem schon ins Hirn. Kein Wind heute Morgen. Wir stehen mit unserem Geländewagen auf einem wilden Sandstrand. Der feste Sand ist bedeckt von harten Gräsern, Kletten und Disteln. Vor uns liegt das ägäische Meer, in dem am Horizont die schwache Kontur des ersten Fingers von Chalkidiki zu erahnen ist, hinter uns das gewaltige Massiv des Olymps, das sich innerhalb von wenigen Kilometern vom Meeresniveau bis auf seine Gipfel in 2917 Meter erhebt. Dort oben wohnen die griechischen Götter.
Das Städtchen "Olympic Beach"
In etwa 400 Metern Entfernung liegt das Kunststädtchen "Olympic Beach". Gestern Nachmittag sind wir zu Fuss in den Ort gegangen, einmal durchtauchen durch den Wahnsinn des Strandtourismus. Bunt ist es dort. Sonnenschirme stehen in Reih' und Glied am sauber gefegten Strand. Die Menschenmengen wimmeln am Strand. Buntes Plastik schwimmt auf dem Wasser, eine schwimmende Hüpfburg aus verschiedenen aufgeblasenen Gebilden, aneinander gekettet und auf kindliche Kundschaft wartend. Hier ist der bewachte Strand, hier liegt man bei lauter Radiomusik im feinen Sand und lässt sich die Bräune in die Haut brennen.
Im Hintergrund des Strandes von "Olympic Beach" stehen ordentlich in dreistöckiger Bauweise die Appartmenthäuser mit den Restaurants im Erdgeschoss an der Flaniermeile.
Schirmchen, Stühlchen, Tischchen passend warten auch diese auf zahlungskräftige Kundschaft.
Die Preise der angebotenen Speisen betragen etwa das Doppelte von dem, was wir im Landesinneren gesehen hatten, die Portionen sind halb so groß. Die Saison hat jetzt gerade begonnen. Die Auslagen der Strandbedarf- und Andenkenläden sind prall gefüllt. Metergroße Schwimmreifen im Look von rosa Flamingos, Raketen und einem mit Luft gefülltem Eis am Stiel gucken auf uns herab. Alles ist auf Griechisch getrimmt, die Figuren vor den Eingängen, die Säulen, die Ornamente, die eckigen hellenischen Schriftzüge. Man soll sich in der Fremde fühlen, einer Fremde, die so stark den erwarteten Bedürfnissen der Besucher angepasst ist, dass es sich anfühlt wie in einem Theaterstück.
"Was macht man in seinem Urlaub an solch einem Strand?"
Wir gehen als allererstes ins Wasser, in die Fluten des ägäischen Meeres, das hier so salzig ist, dass man eigentlich gar keine Schwimmbewegungen machen muss, um mit dem Kopf über dem Wasser zu bleiben. Mit den Lungen voller Luft tauche ich nur bis zum Haaransatz ein. Das Wasser hat bestimmt seine 26 Grad, so dass uns auch nach längerer Badezeit nicht kalt wird. Aber Vorsicht ist doch geboten, denn durch die kühlenden Fluten und dem am Kopf vorbei streichenden Wind bekommt man nicht mit, wie sehr die UV-Strahlung wirkt.
Nach dem ersten Programmpunkt gibt es noch das Frühstück, bei dem wir das Wolkenspiel um den Olymp herum beobachten können, und dann läuft unser Privatkino ab. Wir beobachten das immer stärker werdende Treiben um uns herum.
Die ersten Strandwanderer sind aus dem Ort bis zu unserem Platz vorgedrungen, Sonnenschirme, Picknicktaschen und Gummitiere mit sich schleppend. Rechts von uns liegen schon die ersten nackten Leiber auf dem Sand. Hier wird nicht mehr auf Etikette geachtet. In Gruppen steht man zusammen. Man erörtert wohl, was zum Mittag auf den Grill gelegt werden soll. Frauen sind unten herum mit wenigen Stoffstreifen bekleidet. Nackte Männer zeigen Ihre Konturen. Das alles spielt sich in einer Entfernung von 50 Metern ab. Man muss ja nicht hingucken.
Jetzt kommen uns wieder zwei streunende Hund besuchen. Sie sind hier ängstlicher, als die, die wir in Albanien kennengelernt haben, haben jedoch großen Respekt vor uns und reagieren sofort auf abweisende Bewegungen.
Kleinwagen mit Pärchen oder Großfamilien kommen den Sandweg entlang gefahren. Auch sie suchen die Einsamkeit, die es aber hier nicht mehr gibt. Der wilde Strand füllt sich mehr und mehr. Doch die Abstände sind noch ausreichend groß, so dass man sich nicht "auf der Pelle" sitzt.
Gegen Abend haben wir unseren Programmpunkt "Nichts-Tun" in ausreichendem Maß erfüllt.
Bei den "Nachbarn" aus dem Wohnwagen, die offensichtlich schon eine längere Zeit hier stehen, wird gegen Abend der Grill angeschmissen, nach dem die - jetzt bekleideten - Männer mit dicken Tüten aus dem Ort zurückgekommen sind. Es raucht mächtig. Ein alter Pickup gesellt sich dazu. Dann kommen zwei Motorräder über den Strand gefahren.
"Wollen die hier heute Nacht Party mache? Dann wird das aber nichts mit der Nachtruhe."
Doch diese Sorge brauchten wir nicht zu haben. Alles blieb friedlich. Sicherlich wurde bis spät in die Nacht geredet, doch keine laute Discomusik oder Gejohle Angetrunkener hat uns heimgesucht. Nur der Hund, den einer der Gäste mitgebracht hatte, hatte offensichtlich zu spitze Ohren und schlug jedes Mal an, wenn er eine Maus oder einen Käfer zu dicht bei seinem Herrchen vermutet hat. Diesen Laut bekamen dann die streunenden Hunde der Umgebung mit und es gab zwischen 3 und 6 Uhr morgens endloses Hundegebell, gegen das auch die besten Ohrstöpsel nichts ausrichten konnten. "nicht lustig !"
Aufbruch: | 15.05.2023 |
Dauer: | 12 Wochen |
Heimkehr: | 06.08.2023 |