2023 Mit einem Geländewagen durch Albanien und Nordmazedonien
An der Küste im Süden: Unter Wasser
Die Guma Bay hat einen Strand aus feinen bis großen, schneeweißen runden Kieseln. Das Wasser in dieser Bucht ist glasklar und von helltürkisblauer Farbe, in das man weit hineinsehen kann. Schnorchel und Taucherbrillen haben wir mitgebracht. Es drängt uns, in diese Unterwasserwelt einzutauschen.
Ich habe längere Zeit nicht mehr geschnorchelt, doch es ist wie Fahrradfahren - man verlernt es nicht. Ich lege mich auf das stark salzhaltige Wasser des ionischen Meeres, eine erste kleine Überwindung, unter Wasser die Luft einzusaugen, und dann schwebe ich über dem Grund, der unter mir immer weiter in die Tiefe führt.
Jetzt erst sehe ich die vielen schwarzen Seeigel, die auf oder unter den Steinen sitzen. Die spitzen Stachel brechen leicht ab, wenn man sie in den Fuß bekommt, und man trägt schmerzhafte Verletzungen davon. Also lieber nicht in Berührung kommen mit diesen wehrhaften Tierchen.
Ich schwimme auf die schroffen Karstfelsen außerhalb der flachen Bucht zu. Licht durchströmt das klare Wasser. Es erzeugt hell strahlende Flecken auf dem Grund neben den Schatten unter den überhängenden Felsen über mir. Hier wird die Unterwasserwelt schon interessanter. Höhlen und dicht bewachsene Felsnischen tun sich vor mir auf. Ich schwebe über große Felsbrocken, hinten denen es tief runter geht. Myriaden von Kleinstfischen schwirren um mich herum. Es ist, als sei ich in einen Mückenschwarm im Sonnenlicht geraten. Es glitzert und funkelt um mich herum. Flach liege ich bewegungslos auf dem Wasser, um das Schauspiel zu verfolgen.
Jetzt bin ich aus der Bucht heraus. Hier muss ich gut aufpassen, dass ich von den Wellen nicht an die scharfen Felskanten gedrückt werde. An den senkrecht in die Tiefe fallenden Felshängen nabbelt ein Schwarm großer, ganz flacher Fische in den Pflanzen herum. Es blitzt immer hell auf, wenn die schillernde Seite wie ein Spiegel das Licht der Sonne zurückwirft. Wie diese großen Körper mit ihren kleinen Mäulern genug Nahrung zum Leben aufnehmen können ist mir ein Rätsel. Bei jedem Nabbeln können sie doch höchstens ein Plankton aufnehmen. Jetzt kommt ein großer Lippfisch majestätisch vorbei geschwommen. Sein Körper ist blau und orange gestreift mit einigen grünlichen Flecken. Dieser hier würde jedem Salzwasseraquarium eine Ehre machen. Aber sein Zuhause ist hier, und ich bin froh, ein solches Tier in seiner Lebensumgebung begegnen zu können. Der knallrote Seestern, der dort unten an dem Felsen klebt, ist eine weitere Begegnung auf meinem Weg durch die Unterwasserwelt. Hübsch sieht es aus, wie er da seinen Farbfleck in die in lichtblau gehaltene Farbkonstellation bringt. Ein geübter Dekorateur hätte es kaum besser gestalten können. Ich erreiche die "Aquarium Bay". So genannt, weil dieser kleine, abgelegene Strand auf beiden Seiten von steilen Felsen umrahmt ist. Auch hier kein Sand, deshalb glasklares hellbau-türkises Wasser durch das man wie in einem Aquarium bis auf den Grund sehen kann.
Natürlich bin ich hier nicht alleine, als ich aus den Fluten steige. Natürlich hat sich der findige Mensch auch einen Weg über die Felsen in dieses kleine Paradies gebahnt. Und wie man erwarten kann, liegen auch hier die Reste der Zivilisation in den Felsnischen herum, zurückgelassen von denen, die es einfach nicht geschafft haben, die hergebrachten Verpackungen wieder mitzunehmen, in der Hoffnung, dass schon irgendwer kommen wird, hier aufzuräumen.
Nachdem die Sonne meinen Körper wieder aufgewärmt hat geht es für mich zurück, an neuen Felsen und Höhlen vorbei, immer in der Hoffnung, das ich einen Oktopus entdecken würde, die an dieser Küste leben. Hat sich nicht ergeben. Wahrscheinlich bin ich an einigen von diesen gut getarnten Tieren vorbeigekommen und über ihnen hinweggeschwommen, ohne dass ich sie entdeckt hätte.
Aufbruch: | 15.05.2023 |
Dauer: | 12 Wochen |
Heimkehr: | 06.08.2023 |