2023 Mit einem Geländewagen durch Albanien und Nordmazedonien

Reisezeit: Mai - August 2023  |  von Michael Bünte

Nordmazedonien: Skopje

Heute steht die Hauptstadt der Republik Nordmazedonien auf unserem Programm. Eine Zeit lang hatten wir noch gezögert, schon wieder eine größere Stadt zu besuchen. Die Parkplatzsuche, die langen Wege durch heiße Straßen, das immer gleiche Warenangebot hat nicht gerade motivierend dazu beigetragen. Mit über 520.000 Einwohnern ist Skopje die bevölkerungsreichste Stadt dieses Landes. Fast 30% der Nordmazedonier wohnen dort. Doch wollten wir wenigstens einen Eindruck von dieser Hauptstadt bekommen.
Unseren Wagen konnten wir gegen eine Parkgebühr von 25 Euro auf einem bewachten Stellplatz direkt neben einer Autowaschanlage in Fußentfernung zur Innenstadt für 24 Stunden abstellen. Die Baustelle eines ganzen Wohnkomplexes direkt nebenan wird ja wohl nachts nicht in Betrieb sein, sonst hätte wir da ein Problem.

Brücken über den Fluss

Jetzt stehen wir am Vardar, dem Fluss, der Skopje durchfließt. Vor uns liegt ein Segelschiff am Pier, eine abgetakelte Galeone, die zu einem Restaurant umgebaut worden ist. Wir sind überwältigt von dem Blick auf die Reihe der steinernen, reich verzierten Brücken, die zu den Prachtbauten auf die gegenüberliegende Seite des Flusses führen. Unzählige lebensgroße Figuren flankieren uns auf beiden Seiten der Brücke, die zum archäologischen Museum herüber führt. Jede Figur hat ein anderes Aussehen und stellt eine bedeutende Persönlichkeit dar. Überbordende Verzierungen springen uns ins Auge; an den steinernen Geländern, an den Laternen, an den Sockeln, auf denen die Figuren stehen. Gewaltige, schneeweiße, in den Himmel ragende Säulen vor uns tragen den Giebel des Gebäudes, das wir nun erreichen, auf dem in goldenen Lettern steht:
"АРХЕОЛОШКИ МУЗЕЈ НА РЕПУБЛИКА СЕВЕРНА МАКЕДОНИЈА"
"archäologisches Museum der Republik Nordmazedonien".
Fasziniert blicken wir am Fuße der glatten weißen Säulen stehend in die schwindelnde Höhe hinauf, bis der Nacken steif wird.

eine Galeone am Pier des Vardar

eine Galeone am Pier des Vardar

unzählige lebensgroße Figuren flankieren die Brücke

unzählige lebensgroße Figuren flankieren die Brücke

vor uns das archäologische Museum von Nordmazedonien

vor uns das archäologische Museum von Nordmazedonien

Man sieht, dass hier enorme Anstrengungen gemacht wurden, um diese Stadt repräsentativ zu gestalten und ihren Reichtum darzustellen. Und es wird weiter gebaut. Immer neue architektonische Schmuckstücke entstehen, wie wir an den Rohbauten, über die sich die Baukräne drehen, erkennen können.

die Springbrunnen

Zwischen der "Augenbrücke", die zum Museum führt und der "Steinbrücke", die sich mit zwölf relativ engen Bögen über den Vardar spannt, fahren keine Autos. Alles ist hier Fußgängerzone, so dass wir uns ungestört den gewaltigen Springbrunnen, in denen überlebensgroße Mütter das Werden und Heranwachsen ihrer Kinder darstellen, widmen können. Im Hintergrund ein noch größerer Springbrunnen, in denen Wassermassen über Figuren tosen, über denen Philip II, der Gründer Mazedoniens auf einer 30 Meter hohen Säule steht, die rechte Faust zum Zeichen des Sieges erhoben. Alles auf diesem Platz ist gigantisch.

gewaltige Springbrunnen auf dem großen Platz hinter der Steinbrücke

gewaltige Springbrunnen auf dem großen Platz hinter der Steinbrücke

Olympia mit Kind.
Im Hintergrund der Gründer Mazedoniens, Philip II, überlebensgroß auf einer Säule

Olympia mit Kind.
Im Hintergrund der Gründer Mazedoniens, Philip II, überlebensgroß auf einer Säule

tosende Wassermassen stürzen sich über die enormen Figuren

tosende Wassermassen stürzen sich über die enormen Figuren

Der alte Basar

Doch jetzt geht es weiter in den "Old Bazaar". Hier sind die Häuserzeilen nur zwei Etagen hoch. Keine Autos fahren in diesen Kopfsteingassen. Unzählige Läden, Cafés und Restaurants säumen die Wege; ein Labyrinth aus Straßen und Treppchen, in das wir einfach eintauchen. Wir sind nicht in Eile und werden schon irgendwie wieder herausfinden.

jetzt geht es in das Labyrinth des alten Basar

jetzt geht es in das Labyrinth des alten Basar

an vielen Stellen finden wir Trinkwasserbrunnen für jedermann

an vielen Stellen finden wir Trinkwasserbrunnen für jedermann

Viele kreative junge Menschen versuchen hier, ein Geschäft aufzubauen. Es gibt Kultcafés, in denen man sich sieht und von anderen gesehen wird. Über den Sitzplätzen blasen Sprühanlagen feine Wassernebel in die Luft, die die Hitze der Luft abmildern sollen. Es gibt aber auch noch die Cafés, in denen die Alteingesessenen, meistens ältere Männer, an ihren Espressi lutschen, dicke Zigarettenrauchwolken in die Luft blasen und mit ihren Nachbarn diskutieren.

es gibt Kultcafés, in denen man sich sieht und von anderen gesehen wird

es gibt Kultcafés, in denen man sich sieht und von anderen gesehen wird

es gibt aber auch noch die Cafés für die Alteingesessenen

es gibt aber auch noch die Cafés für die Alteingesessenen

manche Händler setzen auf die Damenwelt

manche Händler setzen auf die Damenwelt

andere bieten orientalische Süßspeisen an

andere bieten orientalische Süßspeisen an

Schornsteinkuchen

Wir kommen an einem Bäcker vorbei, der vor unseren Augen 'Trdlo' bäckt. "Nein, ich habe mich nicht verschrieben."
Man übersetzt dieses Gebäck mit den Begriffen 'Schornsteinkuchen' oder auch 'Baumstriezel'.
Das ist für uns interessant. Wir bleiben bei ihm im Laden und gucken dem Bäcker zu. Augenscheinlich freut er sich darüber, Gäste aus Deutschland bewirten zu dürfen und hat nichts dagegen, dass ich ihn bei seiner Arbeit fotografiere. Lecker schmecken die aus Teigstreifen entstandenen Kuchen, die aufgerollt auf einem hölzernen Kegel im Steinofen heranreifen und dann mit einem Pulver aus gemahlenen Keksen bestreut werden.

dieses Plakat hat uns neugierig gemacht

dieses Plakat hat uns neugierig gemacht

hier werden die 'Trdlo' hergestellt

hier werden die 'Trdlo' hergestellt

lecker !!!

lecker !!!

und auch andere hier ziehen mit ihren Leckerbissen ab

und auch andere hier ziehen mit ihren Leckerbissen ab

auf der Festung 'Kale'

Gegen Abend wandern wir zur Burg hinauf, die über Skopje thront. Sie hat zwar schon ihre Pforten geschlossen, doch von der Festung 'Kale', auf einem Hügel gelegen, umgeben von einem Park hat man eine wunderbare Aussicht auf das umliegende Land und die Stadt mit dem auffälligen Stadion vor der Silhouette der Berge.

vom Burghügel hat man eine wunderbare Aussicht auf das geschwungene Stadion vor den Bergen

vom Burghügel hat man eine wunderbare Aussicht auf das geschwungene Stadion vor den Bergen

auch in diesem Park werden überfüllte Mülleimer immer weiter gefüllt

auch in diesem Park werden überfüllte Mülleimer immer weiter gefüllt

unser Eindruck von Skopje

Alles in allem haben wir einen wirklich positiven Eindruck von der Hauptstadt Mazedoniens bekommen. Die Stadt ist modern, belebt und geprägt von den Kulturen verschiedenster Völker. Sie hat mehrere Zentren, in denen es sich lohnt, hindurch zu schlendern, ist allerdings auch etwas vom Gigantismus geprägt, die sich in enormen Springbrunnen und den vielen Darstellungen der Volkshelden widerspiegelt. Die Gegenseite der vielen Hilfsbedürftigen in der Stadt, die keine sozialen Absicherungen kennen, darf man aber nicht übersehen, Kinder, die nicht in die Schule gehen, sondern auf Pappkartons sitzend ihre Tage in der Hoffnung auf ein paar Münzen verbringen, Versehrte, die keine Chance auf Eingliederung haben, Arbeitslose ohne ein Dach über dem Kopf, ohne Hoffnung auf eine Änderung in ihrem Leben. Ein Sozialsystem wie in Deutschland gibt es hier nicht.

wer möchte sich für ein Foto die Schlange um den Hals legen ?

wer möchte sich für ein Foto die Schlange um den Hals legen ?

Kinder von Roma-Familien warten in ihren Kartons auf ein paar Münzen

Kinder von Roma-Familien warten in ihren Kartons auf ein paar Münzen

nach Sonnenuntergang

abends unter der neuen Aleksander Statue auf dem Hauptplatz 'Makedonija'

abends unter der neuen Aleksander Statue auf dem Hauptplatz 'Makedonija'

der Schuhputzer aus Messing lässt sich nicht aus der Ruhe bringen

der Schuhputzer aus Messing lässt sich nicht aus der Ruhe bringen

unser Übernachtungsplatz neben der Autowaschanlage

unser Übernachtungsplatz neben der Autowaschanlage

© Michael Bünte, 2023
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir starten in Hamburg und reisen mit einem Toyota HZJ78 über Italien, Kroatien, Montenegro nach Albanien. Dieses ist der Bericht unserer zwölfwöchigen Reise.
Details:
Aufbruch: 15.05.2023
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 06.08.2023
Reiseziele: Albanien
Der Autor
 
Michael Bünte berichtet seit 26 Monaten auf umdiewelt.
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