2023 Mit einem Geländewagen durch Albanien und Nordmazedonien
Nordmazedonien: Skopje
Heute steht die Hauptstadt der Republik Nordmazedonien auf unserem Programm. Eine Zeit lang hatten wir noch gezögert, schon wieder eine größere Stadt zu besuchen. Die Parkplatzsuche, die langen Wege durch heiße Straßen, das immer gleiche Warenangebot hat nicht gerade motivierend dazu beigetragen. Mit über 520.000 Einwohnern ist Skopje die bevölkerungsreichste Stadt dieses Landes. Fast 30% der Nordmazedonier wohnen dort. Doch wollten wir wenigstens einen Eindruck von dieser Hauptstadt bekommen.
Unseren Wagen konnten wir gegen eine Parkgebühr von 25 Euro auf einem bewachten Stellplatz direkt neben einer Autowaschanlage in Fußentfernung zur Innenstadt für 24 Stunden abstellen. Die Baustelle eines ganzen Wohnkomplexes direkt nebenan wird ja wohl nachts nicht in Betrieb sein, sonst hätte wir da ein Problem.
Brücken über den Fluss
Jetzt stehen wir am Vardar, dem Fluss, der Skopje durchfließt. Vor uns liegt ein Segelschiff am Pier, eine abgetakelte Galeone, die zu einem Restaurant umgebaut worden ist. Wir sind überwältigt von dem Blick auf die Reihe der steinernen, reich verzierten Brücken, die zu den Prachtbauten auf die gegenüberliegende Seite des Flusses führen. Unzählige lebensgroße Figuren flankieren uns auf beiden Seiten der Brücke, die zum archäologischen Museum herüber führt. Jede Figur hat ein anderes Aussehen und stellt eine bedeutende Persönlichkeit dar. Überbordende Verzierungen springen uns ins Auge; an den steinernen Geländern, an den Laternen, an den Sockeln, auf denen die Figuren stehen. Gewaltige, schneeweiße, in den Himmel ragende Säulen vor uns tragen den Giebel des Gebäudes, das wir nun erreichen, auf dem in goldenen Lettern steht:
"АРХЕОЛОШКИ МУЗЕЈ НА РЕПУБЛИКА СЕВЕРНА МАКЕДОНИЈА"
"archäologisches Museum der Republik Nordmazedonien".
Fasziniert blicken wir am Fuße der glatten weißen Säulen stehend in die schwindelnde Höhe hinauf, bis der Nacken steif wird.
Man sieht, dass hier enorme Anstrengungen gemacht wurden, um diese Stadt repräsentativ zu gestalten und ihren Reichtum darzustellen. Und es wird weiter gebaut. Immer neue architektonische Schmuckstücke entstehen, wie wir an den Rohbauten, über die sich die Baukräne drehen, erkennen können.
die Springbrunnen
Zwischen der "Augenbrücke", die zum Museum führt und der "Steinbrücke", die sich mit zwölf relativ engen Bögen über den Vardar spannt, fahren keine Autos. Alles ist hier Fußgängerzone, so dass wir uns ungestört den gewaltigen Springbrunnen, in denen überlebensgroße Mütter das Werden und Heranwachsen ihrer Kinder darstellen, widmen können. Im Hintergrund ein noch größerer Springbrunnen, in denen Wassermassen über Figuren tosen, über denen Philip II, der Gründer Mazedoniens auf einer 30 Meter hohen Säule steht, die rechte Faust zum Zeichen des Sieges erhoben. Alles auf diesem Platz ist gigantisch.
Der alte Basar
Doch jetzt geht es weiter in den "Old Bazaar". Hier sind die Häuserzeilen nur zwei Etagen hoch. Keine Autos fahren in diesen Kopfsteingassen. Unzählige Läden, Cafés und Restaurants säumen die Wege; ein Labyrinth aus Straßen und Treppchen, in das wir einfach eintauchen. Wir sind nicht in Eile und werden schon irgendwie wieder herausfinden.
Viele kreative junge Menschen versuchen hier, ein Geschäft aufzubauen. Es gibt Kultcafés, in denen man sich sieht und von anderen gesehen wird. Über den Sitzplätzen blasen Sprühanlagen feine Wassernebel in die Luft, die die Hitze der Luft abmildern sollen. Es gibt aber auch noch die Cafés, in denen die Alteingesessenen, meistens ältere Männer, an ihren Espressi lutschen, dicke Zigarettenrauchwolken in die Luft blasen und mit ihren Nachbarn diskutieren.
Schornsteinkuchen
Wir kommen an einem Bäcker vorbei, der vor unseren Augen 'Trdlo' bäckt. "Nein, ich habe mich nicht verschrieben."
Man übersetzt dieses Gebäck mit den Begriffen 'Schornsteinkuchen' oder auch 'Baumstriezel'.
Das ist für uns interessant. Wir bleiben bei ihm im Laden und gucken dem Bäcker zu. Augenscheinlich freut er sich darüber, Gäste aus Deutschland bewirten zu dürfen und hat nichts dagegen, dass ich ihn bei seiner Arbeit fotografiere. Lecker schmecken die aus Teigstreifen entstandenen Kuchen, die aufgerollt auf einem hölzernen Kegel im Steinofen heranreifen und dann mit einem Pulver aus gemahlenen Keksen bestreut werden.
auf der Festung 'Kale'
Gegen Abend wandern wir zur Burg hinauf, die über Skopje thront. Sie hat zwar schon ihre Pforten geschlossen, doch von der Festung 'Kale', auf einem Hügel gelegen, umgeben von einem Park hat man eine wunderbare Aussicht auf das umliegende Land und die Stadt mit dem auffälligen Stadion vor der Silhouette der Berge.
unser Eindruck von Skopje
Alles in allem haben wir einen wirklich positiven Eindruck von der Hauptstadt Mazedoniens bekommen. Die Stadt ist modern, belebt und geprägt von den Kulturen verschiedenster Völker. Sie hat mehrere Zentren, in denen es sich lohnt, hindurch zu schlendern, ist allerdings auch etwas vom Gigantismus geprägt, die sich in enormen Springbrunnen und den vielen Darstellungen der Volkshelden widerspiegelt. Die Gegenseite der vielen Hilfsbedürftigen in der Stadt, die keine sozialen Absicherungen kennen, darf man aber nicht übersehen, Kinder, die nicht in die Schule gehen, sondern auf Pappkartons sitzend ihre Tage in der Hoffnung auf ein paar Münzen verbringen, Versehrte, die keine Chance auf Eingliederung haben, Arbeitslose ohne ein Dach über dem Kopf, ohne Hoffnung auf eine Änderung in ihrem Leben. Ein Sozialsystem wie in Deutschland gibt es hier nicht.
nach Sonnenuntergang
Aufbruch: | 15.05.2023 |
Dauer: | 12 Wochen |
Heimkehr: | 06.08.2023 |