2023 Mit einem Geländewagen durch Albanien und Nordmazedonien
Auf dem Llogara Pass
Auf Cäsars Spuren
Wir stehen auf der großen Wiese, etwas abseits der Pass-Straße, hinter dem Hotelrestaurant "Hamiti". Die Nacht war ruhig und sternenklar. Die kühle Luft hat uns gut schlafen lassen.
Kein Hund hat gebellt, keine Kirchenglocken weit und breit. nur hunderte von Vogelstimmen früh morgens im Dämmerlicht.
Kalt ist es hier oben auf dem Pass. Das Kondenswasser rinnt in großen Mengen an den Fensterscheiben herunter. Unter dem gestern aufgespannten Tarp hängen große Tropfen des Tauwassers. Alles was draußen geblieben ist, ist pitschnass, und wir warten auf die Sonne, die diese Wassermengen aufnehmen und alles trocknen soll. Sie wird kommen. Der Himmel ist strahlend blau. Doch das dauert noch. Zu hoch sind die Berge um uns herum.
die Ausblicke auf den heutigen Sonnenuntergang verschwinden minutenschnell in den heraufziehenden Wolken
ein neuer Anlauf
Heute wollen die gestern wegen des aufkommenden Nebels abgebrochene Wanderung durch die Berge nachholen. Wir sitzen gerade an unserem verspätetem Frühstückstisch, da rumpelt es gewaltig über uns. Dicke, dunkle Wolkenschwaden wabern über die Berggipfel. Sie kommen von zwei Seiten, treffen sich, und schon prasseln schwere Regentropfen auf uns herab.
Gut dass das Tarp noch am Auto aufgespannt ist. So können wir unser Frühstück noch in letzter Sekunde vor dem Durchweichen retten. Beim nächsten Blitz knackt es irgendwo laut in den Stromleitungen, und schon sind alle Lichter des Hotels erloschen. Getroffen. Wir sind froh, dass wir uns schnell in unserem Wagen geflüchtet haben und uns hier sicher aufhalten können.
Innerhalb der nächsten Sekunde folgt ein erster Donnerschlag. Dann weiteres Grollen in den Wolken über uns, das in langen Wellen durch die Bergtäler hallt.
Nach einer halben Stunde ergiebiger Regenfälle ist alles vorbei. Der Himmel wird wieder blau, jetzt sind nur noch die Schneeweißen Cumuluswolken am Himmel zu sehen. Das war's für heute.
Wir packen unsere Sachen für die Wanderung und machen uns auf den Weg - auf Cäsars Pfad. Der römische Feldherr soll im Jahr 48 v. Chr. von Italien kommend, mit sieben Legionen an der Küste von Palasa gelandet sein und durch seinen Zug über den über 1000 Meter hohen Llogara-Pass seinem Widersacher Pompeius in den Rücken gefallen sein. Man scheint stolz darauf zu sein, dass der spätere Kaiser von Rom hier seine Fußstapfen hinterlassen hat - oder ist er vielleicht doch geritten?
Kein Auge wird er gehabt haben für die riesigen knorrigen Fahnenkiefern, die auf diesen Bergen stehen und die Feuchtigkeit der Wolken einfangen, oder die blühende Pflanzenwelt, die sich zu unseren Füßen erstreckt. Die App "Flora Incognita" verrät uns, was wir da an Blumen entdecken.
Langblättriges Waldvöglein, roter Pippau oder das Immenblatt, Planzen, von denen wir noch nie etwas gehört hatten.
Nach 2 Stunden kommen wir zum Ende des Weges durch diese Bergwelt und kehren mit durchweichten Schuhen wieder zum Auto zurück. Wir müssen endlich wieder in wärmere und trockenere Gegenden kommen, damit wir die durchnässten Sachen gründlich trocknen lassen können. Schließlich sind wir in den Süden gefahren.
Aufbruch: | 15.05.2023 |
Dauer: | 12 Wochen |
Heimkehr: | 06.08.2023 |