2023 Mit einem Geländewagen durch Albanien und Nordmazedonien
Abstecher nach Nordmazedonien
Von unserer "Pelikanbucht" aus wollen wir nach Elbasan weiterfahren. Wir haben von einer Werkstatt dort gehört, in der man sehr günstig Reparaturen und Karosseriearbeiten an seinem Fahrzeug machen lassen kann. Der Inhaber des Campingplatzes "Fridolin" hat viele Jahre als Mechaniker in Deutschland gearbeitet und spricht fließend unsere Sprache. Da wir uns Elbasan sowieso ansehen wollten, hatten wir mit "Fridolin" schon telefonisch Kontakt aufgenommen. So bietet es sich an, von hier aus über die Stadt Ohrid nach Elbasan zu fahren.
Allerdings müssen wir dafür Albanien für kurze Zeit verlassen und über die Grenze nach Nordmazedonien rüber, um den "großen Bruder" des Prespasees, den Ohridsee nördlich zu umrunden.
Die Sache mit der Registrierungskarte
Nach Nordmazedonien kommen wir mit unseren Ausweisen ohne Probleme. Wir müssen nur an der Grenze zusätzlich unsere grüne Versicherungskarte vorzeigen. Alles in Ordnung.
Dann verwirren wir die Zollbeamten, als wir sie fragen, wo wir denn eine Registrierungskarte für das Land bekommen könnten.
Aus dem 'Auswertigen Amt von Deutschland' haben wir erfahren, dass man sich, wenn man nicht über ein Hotel, einer Pension oder einem Campingplatz angemeldet wird, eine Registrationskarte mit sich führen muss. Diese muss nach dem Grenzübertritt innerhalb von 24 Stunden bei einer Polizeistation abgegeben werden. Hat man solch eine Karte nicht und wird kontrolliert, kann das hohe Geldstrafen nach sich ziehen. Deswegen wollten wir hier mal nachfragen, ob wir solch ein Dokument nicht direkt an der Grenze bekommen könnte.
"What is that. Never heard. You don't need it"
Nein, die Beamten an der Grenze wissen nichts davon. Sie bestreiten, dass wir so etwas bräuchten. Vielleicht ist das eine veraltete Informtion?
Entnervt bekommen wir die Antwort zurück:
"You have your passport. That is enought, You can go, where ever you want.
"Thanks a lot for this information (Danke vielmals für diese Information)."
Noch nicht so ganz zufriedengestellt fahren wir weiter.
"Komisch. Warum wird das denn vom Ausländischen Amt in deren aktuellsten Mitteilung so angegeben?"
Wir werden vorsichtshalber trotzdem morgen bei der nächsten Polizeistation noch einmal nachfragen. Da sind wir uns einig.
Die erste Nacht in Mazedonien
Freie Übernachtungen sind auch in diesem Land erlaubt. Für die erste Nacht in Mazedonien suchen wir uns, wieder am Prespa-See, allerdings auf der mazedonischen Seite, einen ehemaligen Strand vor einer verlassenen Strandbar. Auch hier ist deutlich zu sehen, wie stark die Uferlinie des Sees zurückgegangen ist. Der Strand liegt längst nicht mehr am Wasser. Eine üppige Vegetation hat sich der Uferlinie bemächtigt. Die Strandbar verfällt langsam. Nur ein paar Sandwege und der Müll an deren Rändern zeugen von der Anwesenheit von Menschen. Da wir ja keinen Strandurlaub machen wollen, sondern nur einen Platz für die Nacht gesucht haben, ist das für uns ein passabler Übernachtungsplatz.
am nächsten Morgen
Ab jetzt wird es Kyrillisch. Wir werden die Worte mehr oder weniger entziffern müssen, von denen wir dann auch nicht unbedingt wissen, was sie bedeuten. Die von uns bisher gelernten albanischen Vokabeln können wir nicht mehr gebrauchen, Die mazedonische Sprache ist allerdings slawischen Ursprungs, so dass wir mit Worten, die wir aus Polen und der Slowakei kennen, schon einige Assoziationspunkte haben.
"Dober den" für "guten Tag",
"leb" für "Brot",
"voda" für "Wasser" und
"pivo" für "Bier"
kommt uns noch einigermaßen bekannt vor, wenn wir die fremden Buchstaben entschlüsseln. Andere Worte enden in einem Buchstabensalat. Und auch der Handy-Übersetzer klappt nicht mehr.
Auch an einen neuen Umrechnungskurs für die Währung, den "Denar" werden wir uns gewöhnen müssen. Für einen Euro bekommen wir zur Zeit 60 Denare. Es gibt Münzen für 1, 2 und 5 Denare. Ab 10 Denaren, also 16 Eurocent, hat man Papiergeld in der Tasche.
Morgen werden wir uns erst einmal mazedonisches Geld besorgen, damit wir finanziell wieder beweglich sind. Mit Euros, die wir in Albanien beim Bezahlen problemlos in die Landeswährung umtauschen konnten, soll man hier nicht so gut weiter kommen, wie in Albanien.
Der Pirat des Nationalparks
Wir starten den Motor, kommen ohne Probleme durch den Sand wieder auf die feste Straße und machen uns auf den Weg über das Gebirge zwischen dem Prespa- und dem Ohridsee, der 200 Meter tiefer liegt und offensichtlich durch unterirdische Zuflüsse von diesem gespeist wird. Wir sind jetzt im Nationalpark "Galičica". Die kurvenreiche Straße mit tollen Ausblicken auf den Prespasee ist gut in Schuss und leicht zu fahren.
Oben auf dem Pass ist ein 'Informationszentrum'. Drei Schilder mit je einer Karte des Gebietes und deren Wanderwege stehen dort nebeneinander aufgereiht. Sie sind von drei Organisationen aufgestellt, haben aber keine wesentlich unterschiedlichen Inhalte.
Immerhin gibt es gut gekennzeichnete Wanderwege hier oben in den Bergen.
Aus unserer geplanten Rundwanderung oberhalb des Passes wird es allerdings nichts. Dicke Wolken kriechen hinter uns den Berg hinauf und bald darauf befinden wir uns in einer feuchten, nebligen Suppe. Es ist bitterkalt hier auf 1568 Meter. Der Wanderweg, den wir gehen wollten, verschwindet nach 100 Metern im dichten Grau. Da oben werden wir heute überhaupt nichts mehr sehen können. "Schade eigentlich!"
Mit den Zähnen klappernd, so dünn bekleidet, wie wir sind, steigen wir wieder ein.
Wir fahren weiter, können hinter dem Pass weit, weit unten den Ohridsee in der Sonne liegen sehen. Es ist, als guckten wir uns die Landschaft aus einem Flugzeug an, als flögen wir hoch über dem See.
Schlagartig wird die Straße unebener, die Leitplanken sind verbogen, der Asphalt an den Straßenrändern manchmal abgerutscht. Wir rauschen in langen Schwüngen immer tiefer hinunter, sind wie im Landeanflug und gelangen an die Grenze des Nationalpark. Diese wird bereits 500m vorher angekündigt. Dann sehen wir alle 100 m wieder ein Schild mit Entfernungsangabe die Grenze des Nationnalparks ankündigen.
Und da steht er dann neben seinem Geländewagen und weiteren auf die Straße gestellten Pappschildern mit viel Text. Durch diesen Schilderwald hier passt jeweils immer nur ein Fahrzeug hindurch. Ich überlege, ob ich nett grüßen und weiter fahren soll. Doch die Höflichkeit gebietet es uns, wenigstens nach dem Grund der aufwändigen Beschilderung zu fragen.
Der "Pirat des Nationalparks" spricht fließend englisch. Er gibt uns zu verstehen, dass es eine Gebühr für den Eintritt in den Nationalpark gäbe, die wir in Denaren, in Euro oder auch in albanischen Lek bezahlen könnten.
"Warum steht das denn nicht bei der Einfahrt in den Nationalpark?" war unsere verwunderte Frage.
"Normally is my collegue at the other side. But today he is not there"
"Wofür wird denn die Gebühr erhoben?"
"Für die gute Aussicht, die Wanderwege und den Erhalt des Nationalparks", ist seine Antwort in englisch.
"Da oben ist dicker Nebel, von Aussicht keine Spur, und die Wanderwege kann man heute auch nicht benutzen."
Der Grenzposten lächelt verständnisvoll. Er muss sich wahrscheinlich tagtäglich mit den nicht-informierten Touristen herumschlagen. Wir geben ihm einen 10 Euro-Schein und bekommen 300 mazedonische Denare zurück. Nun haben wir wenigstens schon etwas Geld getauscht.
Freundlich, mit einem etwas bitteren Nachgeschmack, verabschieden wir uns. Uns geht es nicht um das Geld, das wir für den Erhalt und die Pflege des Nationalparks gespendet haben.
Nein, die Art und Weise, wie man hier abgezockt wird, die nicht dargestellte deutliche Information, als wir in ein kostenpflichtiges Gebiet hineinfahren und uns keine Wahl gelassen wurde, ob wir das möchten oder nicht, das ist es, was uns in dieser Situation etwas ärgert.
Aufbruch: | 15.05.2023 |
Dauer: | 12 Wochen |
Heimkehr: | 06.08.2023 |