Down Under - von Perth nach Darwin im Motorhome

Reisezeit: April / Mai 2013  |  von Franzi S.

Tag 11 - die Pinnacles und uralte Lebewesen

Um halb sieben sind wir heute morgen bereits wach. Ein Gemisch aus Wolken und blauem Himmel begrüsst uns. Das Frühstück nehmen wir an der frischen Luft ein und erfreuen uns an der Seniorenparade der Nachthemden. Wie schon erwähnt befinden wir uns zwischen dem Seniorentrüppchen aus Perth und dem Toilettenhaus und so alle paar Minuten defiliert eine Oma in reizvollem Nachthemd an uns vorbei. Die Haare stehen in alle Richtungen und der Blick signalisiert noch eine gewisse Müdigkeit. Trotzdem werden wir von allen mit einem herzlichen "good morning" begrüsst und wir beginnen die Nachthemden nach dem modischen Aspekt zu bewerten: Also da hätten wir hellblau und rosa, das in der Farbe dominiert. Blümchen oder abstrakte Muster müssen ebenfalls der Hit sein. Doch der erste Preis gewinnt ein weisses Nachthemd mit Spitzen. Sehr stilvoll... Der Höhepunkt des Cervantschen Laufstegs ist eine Oma, die noch den vollen Nachttopf an unserem Frühstückstisch vorbeischleust...

Um halb neun machen wir uns zum Nambung Nationalpark auf. Nach 15 Kilometern erreichen wir das Visitorcenter und erblicken zwischen viel Buschland weisse und gelbe Sanddünen. Der bekannte Park besteht zum grössten Teil aus einem dreiteiligen Dünensystem, das die frühere Küstenlinie des Indischen Ozeans kennzeichnet. Die jüngste Linie am Meer besteht aus schneeweissem kalkreichem Sand, weiter im Inland dominiert eine gelb-bräunlicher Quarzsand und die älteste Linie besteht aus siliziumreichem Sand, das von Sträuchern übersäät ist. Unser heutiges Ziel sind die Pinnacles, die sich im gelb-bräunlichen Quarzsand befinden und äusserst malerisch in die Landschaft ragen.

Beim Eingang bezahlen wir eine Gebühr. Dann dürfen wir unser Gefährt parkieren und zu Fuss zum Park laufen. Eigentlich gäbe es eine unbefestigte Strasse, die man mit dem eigenen Auto befahren darf. Jedoch passt unser Camper nicht ganz in die Grössenkategorie, die erlaubt ist. Und das ist auch gut so. Denn zu Fuss macht es viel mehr Spass!

Hinter dem Visitorcenter gibt es einen Aussichtspunkt, der uns ein kleines Tal zeigt, das von den pitoresken Pinnacles übersät ist. In vielen tausenden von Jahren entstanden diese gehärteten Kalksteinsäulen, von Meereswasser, Wind und Regen geformt. Der Anblick ist wunderbar! Ein gekennzeichneter Weg führt uns zu den fotogensten Formationen. Natürlich erinnern die Formen an gewisse männliche Körperteile und die Witze bleiben unvermeidlich. Witzbolde haben an gewissen Pinnacles noch grosse Steine links und rechts platziert. Ein Schelm, der böses dabei denkt...

Der Fussmarsch macht riesig Spass. Vom Meer drückt der Wind immer wieder Nebelfetzen hinein und manchmal muss man mehrere Minuten warten bis sich die Sonne zeigt. Sonnenschein lässt die Pinnacles farblich aufblühen und das freut mein Fotografenherz. Langsam beehren uns auch andere Touristen, die meisten sitzen im Auto und fahren hindurch. Na die verpassen was...

Nach einer guten Stunde kehren wir zum Visitorcenter zurück, geniessen noch einmal den Aussichtspunkt und begeben uns danach ins Discovery Center. Dort lernen wir wie der Nationalpark entstanden ist und welche Tiere hier leben. Als wir auch noch den Souvenirshop durchstöbert haben, kehren wir zurück zum Camper. Im Park gibt es die Hangover Bay, die unser Reiseführer mit einem unbedingten Besuch empfiehlt.

Wir fahren auf die Hauptstrasse, erblicken zwar eine Abzweigung, gehen aber davon aus, dass eine Hauptattraktion wie die Hangover Bay sicher angeschrieben ist. Da hier kein Schild zu finden ist, fahren wir weiter und weiter und weiter bis wir bei einem kleinen Kaff namens Grey ankommen und nüchtern feststellen, dass wir die Abzweigung verpasst haben. Also umdrehen und wieder zurück. Da die nicht-angeschriebene Abzweigung die einzige Strasse Richtung Meer war, die wir gesehen haben, biegen wir dort hinein um festzustellen, dass 200 Meter weiter ein schönes Schild mit "Hangover Bay" steht. Toll gemacht! Ich würde Richtungsschilder mal eher an der Abzweigung postieren...

Nach ein paar Minuten erreichen wir wunderschöne schneeweisse Dünen, viele übersät mit unglaublich grünen Büschen. Ein Schlaufe führt uns zu Parkplätzen mit vielen Picknickhäuschen und Barbequegrills. Was heute sehr verschlafen aussieht dürfte in den Ferienmonaten zu beachtlichem Leben erwachen.

Wir spazieren über Sanddünen und stehen vor der wunderschönen Hangover Bay. In der Zwischenzeit hat sich eine milchige Wolkenschicht über die Sonne geschoben und lässt alles ein wenig kalt aussehen. Das Wasser ist hellblau klar und wir machen einen längeren Spaziergang die Bucht hinunter und wieder hinauf.

Unser letzter Besuch führt uns wieder Richtung Cervantes. Kurz vor dem Städtchen biegen wir auf eine unbefestigte Strasse ab und gelangen nach kurzer Zeit zum Lake Thetis. Unser Reiseführer findet, ein Besuch sei hier unabdingbar! Der Grund sind lustige schwarze kleine Krater im See, bekannt als Stromatholiten. Ein hölzerner Steg führt uns zu dieser Ansammlung von komischen Auswüchsen, welchen wir dringend mehr Ehrfurcht entgegen bringen sollten, denn wir stehen vor den ältesten Lebewesen der Erdgeschichte! Wikipedia äussert sich ausführlich über diese eigenartigen Gebilde. 3,5 Milliarden alt sollen die ältesten sein. Doch die ganze wissenschaftliche Abhandlung ist nicht einfach zu verstehen und daher verzichte ich auf eine wiki-fränzi Beschreibung. Ich bin mir jedoch sicher, dass wir dem schönen See mit den kleinen Kratern nicht die Ehre erweisen, die er verdient.

Wir kehren nach Cervantes zurück, tanken und besuchen das Einkaufszentrum. Die Auslage ist teilweise leergeräumt. Wir können uns vorstellen, dass Cervantes nicht grad jeden Tag beliefert wird. Doch für unsere paar Einkäufe reicht es. Auch einen feinen Tropfen können wir im nebenan liegenden Liquorstore einkaufen. Was wollen wir mehr?

Den restlichen Nachmittag geniessen wir gemütlich neben unserem Camper. Jürg liest und unternimmt ab und zu einen Erkundungsgang durch den grossen Caravanpark natürlich um mir den letzten Klatsch dann mitzuteilen. Ich schreibe derweilen am Blog für unsere Daheimgebliebenen. Es ist immer schön aus den Kommentaren zu entnehmen, dass es Spass macht mit uns die Reise zu erleben und das motiviert mich weiterzuschreiben.

Heute haben wir auch Premiere mit Waschen. An der Rezeption können wir eine kleine Portion Waschpulver kaufen. Pijamas und Frotteetücher erhalten eine erste Säuberung, dann fliegt alles in den Tumbler um festzustellen, dass sie auch nach der Tröckne noch fast so nass sind wie vorher. Also hängen wir alles neben dem Waschraum auf und hoffen auf Sonnenstrahlen. Als alles einigermassen trocken ist, verfinstert sich der Himmel und es beginnt zu regnen.

Abendessen wird heute im Camper eingenommen. Es gibt Müscheli an einer Barilla-Tomatensauce verfeinert mit Zwiebeln und frischen Tomaten. Mein Wok zahlt sich aus. Darin kochen macht mir Spass und gemäss Jürg schmeckts (finde ich auch, aber man soll sich ja nicht selber loben...).

Den restlichen Abend verbringen wir beim Lesen auf unserem Bett und hören den leisen Tropfen zu, die aufs Dach fallen. Um acht schlafen wir bereits.

© Franzi S., 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
7000 Kilometer im Motorhome an herrliche Strände, über einsame Highways durchs Outback bis in den Kakadu Nationalpark. Eine spannende Reise...
Details:
Aufbruch: 04.04.2013
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 16.05.2013
Reiseziele: Australien
Der Autor
 
Franzi S. berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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