Down Under - von Perth nach Darwin im Motorhome

Heute lassen wir den Tag ein wenig früher angehen. Nach wie vor beherrscht grau in grau den Morgenhimmel. Nach dem Frühstück verlassen wir um halb neun Albany und auf dem Highway 30 geht unsere lange Fahrt zurück nach Perth los. Bis Mount Barker fährt Jürg, dann kommt der Moment, wo ich mich zum ersten Mal ans Steuer setzen muss. Erstaunlicherweise fühle ich mich schnell wohl und habe auch die Breite des Gefährts im Griff. Jürg ist stolz auf mich und ich auch!

Die Gegend ist recht unspektakulär. Immer wieder überqueren wir sanfte Hügelzüge, fahren in breite Täler hinein und durchqueren ruhige Dörfer. In Williams gibt es nach 250 Kilometern, wovon ich rund 200 gefahren bin, eine Pause. An der Hauptstrasse erblicken wir ein gemütliches Café, das uns mit einem höchst feinen Kuchen mit Schokomoussefüllung verwöhnt.

Gestärkt übernimmt Jürg wieder das Steuer und weiter gehts nordwärts Richtung Perth. Je näher wir der Grossstadt kommen desto mehr nimmt der Verkehr zu und schon bald befinden wir auf dem grossen Freeway, der uns um den Flughafen herum ins Swan Valley führt. Unsere erste Rundreise hat sich geschlossen. Über den Tonkin Highway erreichen wir die Benara Street, wo sich unser heutiger Übernachtungsplatz befindet, der Perth Vineyard Holidaypark.

Auch hier erhalten wir wieder einen schönen Stellplatz. Zum ersten Mal haben wir einen hölzernen Picknicktisch mit Bänken und hinter uns befindet sich ein Kinderspielplatz. Doch statt Kinder sehen wir nur eine Auswahl an Frotteetücher, die zum Trocknen hängen. Ist zwar eine Fremdverwendung des Spielplatzes, aber dafür gibts auch kein Kindergeschrei...

Das Wetter hat sich von Albany bis Perth positiv geändert. Zwar durchfuhren wir mehrere Regenzonen, aber die Wolken wurden immer weniger und nun scheint sogar ein wenig die Sonne. Es ist auch deutlich wärmer, so dass wir den schönen Nachmittag vor unserem Gefährt beim Lesen geniessen.

Um halb fünf machen wir uns zu Fuss durch die umliegenden Rebenfelder zu einer Brauerei auf. Zuhause haben wir im Reiseführer von der Ironbark Brewery gelesen, die ausgezeichnetes Bier und Pizza bietet. Daher kochen wir heute nicht selber sondern geniessen einen Samstagabend-Ausflug. Ostwärts bummeln wir der Benara Road entlang und biegen südwärts in einen kleinen Weg zwischen Reben ab. Plötzlich hält ein kleiner Bus neben uns voll mit laut-fröhlichen jungen Leuten. Der Fahrer fragt, ob wir nicht zusteigen wollen, er fahre in die Brauerei. Nö... vielen Dank! Schon bald erreichen wir die Lilac Weinkellerei und dahinter die grosse Brauerei. Mehrere Busse und fröhlicher Lärm lassen uns ahnen, was uns da erwartet! Es scheint ein beliebter Platz für junge Leute zu sein, die langen Tische sind meist besetzt mit lauten, biertrinkenden Gästen - viele nicht mehr sehr nüchtern. Am Eingang sehen wir, dass die Brauerei um sechs Uhr schliesst. An einem Samstagabend? Wir staunen nicht schlecht. Trotzdem sind wir noch herzlich willkommen, setzen uns an einen der langen Tische und bestellen Pizza. Das Bier muss ich in einem anderen Raum holen, wo ich zuerst die verschiedenen Marken probieren darf. Ich entscheide mich für Aussie-Ale und bringe zwei Gläser an den Tisch. Schon bald kriegen wir die Pizzen, welche hervorragend schmecken.

Auch wenn es an den meisten Tischen feucht-fröhlich zu geht, ist es eine friedliche Stimmung mit leicht schwankenden Australiern, wenn sie denn mal aufstehen. Aber keiner pöbelt rum oder benimmt sich daneben. Sie haben es einfach lustig und wir geniessen unser Bierchen und die Pizza ebenfalls. Um sechs ist die Party dann fertig und die meisten steigen in einen der wartenden Busse, der sie - ich vermute es mal - zur nächsten Party bringt. Unglaublich...

Wir spazieren in der aufkommenden Dunkelheit zurück zum Camper. Der Abend ist wunderbar warm. Zwar ist der Himmel schon wieder von Wolken bedeckt und der Wetterbericht meldet für morgen wieder Regen, aber den restlichen Abend geniessen wir gemütlich vor unserem Gefährt.