Down Under - von Perth nach Darwin im Motorhome

Reisezeit: April / Mai 2013  |  von Franzi S.

Tag 23 - der Cable Beach & riesige Krokodile

Diese Nacht schlafen wir recht gut, nicht zuletzt weil wir kurz vor dem Zubettgehen den Camper mit der Klimaanlage wieder richtig herunterkühlen. Der Morgen ist bedeckt aber schon ziemlich heiss. Es ist halb acht und überall noch recht ruhig.

Nach dem Frühstück spazieren wir hinunter zum nahegelegenen Cable Beach. Der Strand ist der schönste von Broome mit einer Länge von über 20 Kilometern. Da der Himmel noch bedeckt ist, ist die morgendliche Temperatur angenehm.

Etwas oberhalb des Strandes hat es mehrere Strandcafés, Kinderspielplätze und schöne Rasenflächen unter Palmen. Wir spazieren hinunter an den Strand. Die Ebbe zeigt viele malerische Felsen im Sand. An gewissen Stellen darf man mit dem Allrad-Fahrzeug auf den Strand fahren. Und so muss man aufpassen, dass man den Autos nicht in die Quere kommt. Doch der Strand ist breit und es hat für alle Platz.

Leute sind wie wir am Bummeln, manche packen ihre Angelruten aus und versuchen ihr Abendessen zu fangen und ein einsamer Nacktbader springt in die Wellen. Hoffen wir mal dass keine Qualle seiner Männlichkeit zunichte macht... Überall werden nämlich vor den gefährlichen Quallen gewarnt. Aber wie so üblich in Australien macht dies höchstens Touristen wie uns Angst und ganz bestimmt keinen Einheimischen. Wir kennen das ja von Queensland her...

Nach einem ausgiebigen Strandbummel kehren wir zurück zu einem der Strandcafés und ordern Cappuccinos und Muffins. So werden wir Zeugen einer herrlich unorganisierten aber hochmotivierten Truppe, wo der eine nicht weiss was der andere tut. Zudem scheint die Kaffeemaschine noch nicht allen bekannt zu sein. Nach einer geschlagenen halben Stunde haben es die freundlichen Kellner aber geschafft und servieren uns draussen strahlend den Kaffee und einen schönen Muffin mit Schlagrahm und Früchtekompott. Sie entschuldigen sich auch vielmals für die Wartezeit. Es würde noch nicht alles so klappen wie es sein sollte.

Wir kehren zurück zum Camper und machen diesen abfahrbereit, schliesslich wollen wir noch ein paar Sehenswürdigkeiten in Broome anschauen.

Als erstes fahren wir zum malerischen Gantheaume Point, wo sich eine schöne Villa mit Leuchtturm befindet. Die phantasievollen Klippen leuchten zudem in den schönsten Rottönen und machen dem Colorado Hochplateau in den USA alle Ehre. Es soll hier sogar 130 Millionen alte Dinosaurier-Fussspuren geben, aber nur bei absoluter Ebbe. So entdecken wir nur die nachgebildeten, da die originalen wohl ziemlich selten zu sehen sind.

Wir spazieren hinaus auf die Klippen. Es ist ein Fotoparadies, da man überall die schönsten Formationen sieht. Dann gibt es auch noch natürliche Pools, wo Einheimische gemütlich drin rumsitzen. Die aktive Jugend klettert derweilen auf die hohen Klippen und springt mutig hinunter in die Brandung. Nichts für uns... Lange klettern wir auf den Felsen herum und erfreuen uns an den schönen Fotomotiven.

Als nächstes fahren wir zum Hafen von Broome. Es ist ein Tiefseehafen und wir erhoffen uns Blicke auf riesige Schiffe. Doch da werden wir enttäuscht. Der lange Pier ist gesperrt und nur zwei mittlere Schiffe sind an der Mole. Vor dem Pier befindet sich ein Fischrestaurant und ein schöner kleiner Park mit höchst blumenreichen Büschen.

Danach fahren wir rund 16 Kilometer aus Broome hinaus. Heute wollen wir unsere ersten Salties sehen, berühmte Salzwasserkrokodile, die in Grösse und Gefährlichkeit berühmt oder eben berüchtigt sind. Im Reiseführer haben wir den Malcolm Wilderness Park gefunden, der diese Tiere beherbergen soll und darauf sind wir riesig gespannt.

Wir kommen eine halbe Stunde vor Öffnung der Tore an und warten noch ein wenig im klimagekühlten Camper. Draussen haben sich in der Zwischenzeit die Wolken verdrückt und es ist tierisch heiss. Dann dürfen wir endlich eintreten, durch ein riesiges Krokodilmaul mit eindrucksvollen Zähnen. Nachdem wir das Visitorcenter durchquert haben, stehen wir vor einem langgezogenen See, der komplett von einer grünen Algenmasse überzogen ist. Überall erblicken wir braune Flecken, die wie Treibholz aussehen. Doch wir ahnen, dass das sowenig Treibholz ist wie der See ein Badespass für Touristen. Plötzlich deutet Jürg auf etwas, das vor dem See liegt und erst jetzt sehe ich, dass ein riesiges grünbedecktes Salzwasserkrokodil dort sein Sonnenbad hält. Ich kann es kaum glauben wie gross das Tier ist. Dem in freier Natur begegnen?? Lieber nicht...

Malcolm Douglous war ein international bekannter australischer Tierfilmer und berühmter Krokodilexperte. Ein Serie über seine Tierbegegnungen lief auch im deutschen TV. Über 50 Dokumentarfilme drehte er. 1983 gründete er den Broome Crocodile Park. 2004 diagnostierte man ihm Prostatakrebs, welchen er aber besiegte. Doch das Schicksal wollte es, dass er 2010 hier in der Nähe seines Wildparkes einen tödlichen Autounfall hatte. Das Schicksal kann man manchmal wirklich grausam sein.

Nun stehen wir also in seinem Vermächtnis und machen einen Rundgang durch seinen Park. In Gehegen sehen wir nicht nur Krokodile sondern auch exotische Vögel, grosse Fledermäuse, Dingos, Emus, Kängurus und Wallabies. Doch die Hauptdarsteller sind klar die Krokis.

Um drei Uhr fängt die Show am grünen See an. Ein Ranger bringt drei 12-monatige Krokis mit, denen mit einem kleinen Haarband die lange Schnauze zugebunden ist. Er erzählt uns viel über diese Tiere, leider in einem so wunderbar gefärbten Akzent, dass wir kaum etwas verstehen. Aber zum Glück gibts ja auch noch andere Möglichkeiten um an Informationen zu kommen: Salzwasserkrokodile werden auch Leistenkrokodile genannt oder bei den Australier Salties. Sie sind die grössten Krokodile der Welt und können im Süss- wie im Salzwasser leben. Männliche Exemplare können 4,5 - 5,5 Meter lang werden, weibliche 3 - 3,5 Meter und wiegen im Schnitt 240 Kilo. Bis zu 70 Jahre alt können sie werden.

Die drei Jungtiere werden aufs Publikum verteilt und auch wir versuchen uns mutig im Kinderhüten. Obwohl der Panzer grob aussieht, fühlt sich die schuppige Haut recht weich an. Also in dieser Grösse sind sie eigentlich niedlich. Aber eben... wenn man sich die ausgewachsenen Exemplare ansieht, sieht man doch ziemlich schnell von einer Haustierhaltung ab...

Dann kommt der Höhepunkt: Fütterung der Raubtiere. In einem Karren werden ansehnliche Hühnchen herbeigebracht und es beginnt im See zu brodeln. Ein Ungeheuer, grösser als das andere, kriecht aus dem grünen Wasser und wir können es kaum glauben wie gross diese Tiere sind. Die Körper sind erstaunlich breit, ebenso der Kopf und die riesige Schnauze mit den ehrfurchtgebietenden Zähnen. Es gibt eine klare Hackordnung. Grösse gewinnt! Und wehe einer der kleineren hat die Frechheit sich vorzudrängen. Die werden dann mit brutaler Gewalt wieder ins Wasser zurückgejagt. Dann schmeisst unser Ranger seine Poulets ins Gehege. Wenn ein Saltie das Hühnchen verpasst, krachen die Zähne laut aufeinander. Es hört sich an wie Pistolenschüsse. Die Urgewalt der Tiere ist unglaublich und es gibt uns doch zu denken, dass wir ab Broome richtig nett in ihr Territorium gelangen...

Jürg geht es nicht so gut. Er hat wieder Rückenschmerzen und zieht sich auf eine Bank zurück. Ich schaue mir noch die restliche Fütterung an, dann kehre ich zu ihm zurück und wir fahren wieder nach Broome hinein. In unserer Mall kaufen wir noch ein paar Kleinigkeiten ein. Nebst dem Shoppingcenter hat es noch ein Asia House und so gibt es fürs Nachtessen ein leckeres Currygericht für Jürg und ein Süss-Saures für mich.

Zurück auf unserem Caravanpark geniessen wir die asiatische Köstlichkeit. Der Himmel hat sich in der Zwischenzeit wieder bewölkt und das wird vielen Leuten hier nicht gefallen, denn es ist eine der magischen Nächte, die es nur 6 mal pro Jahr gibt. Als wir zuhause unsere Reise planten, las ich im Reiseführer zum ersten Mal von "staircase to the moon". Es ist ein einmaliges Naturschauspiel, das es nur in Port Hedland und Broome gibt. Es braucht zwei Voraussetzungen: Vollmond und absolute Ebbe. Der Mond geht dann über der Bucht auf und die Pfützen sollen wie eine Treppe zum Mond leuchten. Als ich das las, hörte sich das sehr gut an. Aber wir würde ja kaum das Glück haben genau an diesem Datum in Broome zu sein. Im Internet waren die Daten schnell zu finden. Wie gesagt, 6 x im Jahr! Und genau an diesem Wochenende findet dieses Naturereignis statt. Ich konnte es zuhause kaum glauben! Doch heute haben die Leute Pech! Wolken bedecken dem Himmel. Doch morgen soll es am Abend schönes Wetter geben und da werden wir an vorderster Front dabei sein!

Den restlichen schönen Abend geniessen wir beim Schein unserer Sturmlampe und bei einem Glas Wein. Das Campingleben ist wirklich erholsam.

© Franzi S., 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
7000 Kilometer im Motorhome an herrliche Strände, über einsame Highways durchs Outback bis in den Kakadu Nationalpark. Eine spannende Reise...
Details:
Aufbruch: 04.04.2013
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 16.05.2013
Reiseziele: Australien
Der Autor
 
Franzi S. berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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