Down Under - von Perth nach Darwin im Motorhome
Tag 26 - 700 Kilometer durchs Outback
Heute steht unser längster Törn an: ganze 700 Kilometer ins Nowhere vom australischen Outback. Um viertel vor sechs bin ich bereits wach und es zeigt sich, dass wir in der Zwischenzeit zu einem eingespielten Team wurden. Jeder Handgriff sitzt, das Bett ist schnell gemacht, das Frühstück aufgetischt und wieder abgeräumt, alles an seinen Platz versorgt, der Camper abfahrtsbereit. Um sieben Uhr verlassen wir Broome und fahren auf dem Great Northern Highway ostwärts weiter. Nach der Trockenheit der letzten tausend Kilometer, staunen wir über Flüsse, die wir überqueren.
Nach 166 Kilometer eintöniger Fahrt erreichen wir das Willare Bridge Roadhouse, wo wir unser Gefährt auftanken und zwei drei Lebensmittel einkaufen. Mehrere Schilder zeigen uns die Entfernungen zu anderen australischen Städten und sie sind höchst beeindruckend: Perth 2240 Kilometer und unser Ziel Darwin 1709 km. Da haben wir ja noch eine schöne Strecke vor uns...
Ab Willare darf ich das Steuer übernehmen. Plötzlich überqueren wir einen breiten Fluss, den Fitzroy River und erreichen die Abzweigung nach Derby, einem der grösseren Städte hier im Norden Australiens. Doch unser Weg führt nicht dorthin und geht weiter auf dem Great Northern Highway. Die Landschaft ändert sich. Ab und zu erblicken wir einsame Tafelberge, was fürs Auge eine willkommende Abwechslung ist. Auch Kühe - tote und lebendige - sorgen für Unterhaltung. Doch der Höhepunkt sind Kängurus. Manche hüpfen locker der Strasse entlang und manche überqueren munter vor uns den Highway. Da wir keines überfahren wollen, bedarf es trotz einsamer Strasse erhöhter Aufmerksamkeit.
Nun, der Höhepunkt meiner Aufmerksamkeit ist ein kleines totes Känguru am Rande der Strasse. Als ich es überholen will, kommt mir plötzlich ein Auto an einer unübersichtlichen Strecke entgegen und ... der arme Kerl wird ein zweites Mal überfahren. Oi... das gefällt Jürg gar nicht und ich komme in den Genuss einer Standpauke. Meine Beteuerungen, dass ich rechts wegen dem Auto und links wegen dem hohen Asphaltabsatz nicht anders konnte, wird nur widerwillig zur Kenntnis genommen. Also herrscht im Camper etwas Eiszeit, was bei der Hitze draussen nicht so tragisch ist...
Wir erreichen Fitzroy Crossing, ein einsames Städtchen im Nichts. Wer hier lebt, ist wahrlich am Ar... der Welt. Immerhin hat es eine Tankstelle mit einem Imbiss. Wir tanken auf und schauen uns dann noch ein wenig im Shop um. Es hat viele Aborigines, die hier ihr Mittagessen kaufen und es draussen dann in einem kleinen Park in Gruppen essen. Der Imbiss ist in asiatischer Hand und auch wir kaufen uns Chicken Wings mit Chips. Mit dem Camper fahren wir ein wenig aus Fitzroy Crossing hinaus und finden einen schattigen Platz am Strassenrand, wo wir essen. Es schmeckt fürchterlich und so schmeissen wir mehr als die Hälfte weg und verdrücken lieber einen Schokoladenriegel.
Die letzten 290 Kilometer fährt Jürg. Die Gegend wird immer interessanter. Eine flache Baum-Savanne lässt uns weit ins Outback blicken. Wir sehen am Horizont immer wieder dunkle Rauchwolken und Schilder warnen des öftern vor Steppenbränden. Der starke Wind lässt auch Sandtornados entstehen, die munter über grosse Sandflächen wirbeln. Ab und zu erblicken wir grosse Flugzeuge, die einsame Kondenssteifen am Himmel entstehen lassen, welche der Wind dann langsam zerfleddert.
Die Gegend wird immer malerischer. Wir erreichen schöne Wüstengebirge, Ausläufer der Kimberlys. Manchmal sind es ganze Gebirgszüge, manchmal nur einzelne Bergkegel. Unser Highway steigt immer mehr an und plötzlich fahren wir auf einem breiten Tafelberg und sehen links und rechts in Ebenen hinunter, die ebenfalls von einer gebirgigen Landschaft dominiert wird. Es ist wunderschön und seit Geraldton die schönste Gegend, die wir durchfahren. Es wird sogar kurvig als wir die Hochebene wieder durch die Berge verlassen um in die nächste zu gelangen.
Gegen drei Uhr erreichen wir Halls Creek, ein weiteres Städtchen im Nowhere. Das Städtchen zählt rund 1300 Einwohner und wurde als Bergwerk in der Nähe von mehreren Aborigines-Stämmen gegründet. Man lebte vom Viehhandel und vom Golderzabbau. Heute ist der Tourismus die Haupteinnahmequelle, da Halls Creek ein guter Ausgangspunkt für die Kimberlys ist oder eine Zwischenstation von Broome nach Darwin. Und genau dafür bleiben wir heute auch hier.
In einer Tankstelle mit Shoppingcenter tanken wir auf und kaufen uns das Abendessen ein. Es hat sehr viele Aborigines, die am Strassenrand unter Bäumen in Gruppen herumhängen. Diejenigen, die arbeiten, sind meist Asiaten. Wir fahren zu unserem Campingplatz. Das Städtchen wirkt gepflegt mit Spital, Schulen, Shoppingcenter und Polizeistation.
Unser Caravanpark macht einen sehr einfachen Eindruck. Sehr amüsant finden wir aber die Rezeption mit Shop. Wir werden sehr nett empfangen und dürfen uns einen Platz auswählen. Der Shop bietet auf kleinstem Platz alles, was das Herz begehrt. Von Kosmetik zu Spielzeug, von einfachen Kleidern zu Lebensmitteln, von Werkzeugen bis zu Autozubehör. Wir staunen nicht schlecht!
Unseren Platz wählen wir mit Bedacht. Es ist unglaublich heiss, ca. 37 Grad. Also stellen wir das Fahrzeug so, dass es uns Schatten zum draussen sitzt bietet, denn es gibt nur wenig Bäume. Nach dieser langen Fahrt geniessen wir unseren Ankerdrink. Als wir grade so gemütlich draussen sitzen, besucht uns ein Campernachbar und stellt sich als Hubert vor. Und Hubert hat ein unglaubliches Mitteilungsbedürfnis und glücklicherweise auch viel interessantes zu erzählen. Er sei über 70 und reise mit Camper und Frau in ganz Australien herum. Ursprünglich war er Lastwagenfahrer aus Holland, kam 1970 nach vier Wochen Schiffahrt mit Frau und der kleinen Tochter in Australien an ohne ein Wort Englisch zu sprechen. Fuhr dann mit Roadtrains durchs Outback, kaufte sich danach in Queensland eine Kamelfarm und vermietete die Tiere an die Armee. Danach kaufte er sich hier im Westen eine Station und betrieb Viehzucht. Wir staunen... Jetzt hat sein Sohn hier eine Station und er ist mit seiner Frau auf dem Weg ihn und seine Enkel zu besuchen. Er werde ihm helfen die Tiere einzutreiben, das bedeute 2 - 3 Monate auf dem Pferd um alle einzutreiben.
Auch von den Aborigines erzählt er uns. Sie seien ein enorm passives Volk, das in Clans lebe und mit anderen Clans absolut nichts zu tun haben wolle. Man wolle nicht arbeiten und der Staat unterstütze dies mit viel Geld. Er habe mal zwei Aborigineskinder ein Studium in Brisbane bezahlt. Als die Kinder bestens ausgebildet wieder zu ihrer Familie zurückkamen, seien sie im Clan geblieben und hätten genauso wenig gemacht wie ihre Familie. Es sei eine Tragödie!
Nach einer Stunde verlässt und Hubert und wir machen unser Abendessen. Ach ja, Hubert gab uns noch den Rat, den Camper nicht unbeaufsichtigt und offen zu lassen. Aborigines würde häufig einbrechen um Alkohol zu stehen. Nichts anderes, nur Alkohol.
Den warmen Abend geniessen wir unter einem schönen Sternenhimmel. Im Radio plärrt ein Radiosender von Halls Creek, der richtig coole Musik spielt. Wir fühlen uns irgendwie weitab von allem. Hier leben? Nein, das könnten wir uns wahrlich nicht vorstellen...
Aufbruch: | 04.04.2013 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 16.05.2013 |