Down Under - von Perth nach Darwin im Motorhome

Reisezeit: April / Mai 2013  |  von Franzi S.

Tag 13 - Kalbarri Nationalpark

Die ganze Nacht regnet es wieder, was im Camper zwar höchst romantisch tönt, aber am Morgen für meine erneute Wetterneurose sorgt. Jürg nimmt das locker. Er kennt mich zu gut...

Nach dem Frühstück um neun Uhr verlassen wir den Sunset Beach und fahren auf dem Highway 1 bis North Hampton. Nachdem wir getankt und das Scheibenwasser aufgefüllt haben (hat man wohl bei Maui vergessen), biegen wir auf die Port Gregory Road ab Richtung Kalbarri Nationalpark. Unsere Navigationstante ist damit gar nicht einverstanden und bittet uns alle paar hundert Meter umzudrehen. Irgendwann geht sie uns so auf die Nerven, dass wir sie abschalten.

Wir durchfahren einsames Gebiet und erreichen bald einen berühmten Spot, den Pink Lake. Bilder sahen im Internet echt eindrücklich aus und tatsächlich sehen wir durch Büsche und Bäume einen rosa Schimmer. Leider bleibt es dabei, da wir keinen Weg an den See finden. Schade! Es ist übrigens ein Salzsee und für die pinke Färbung sind Algen zuständig. Nun, von touristischer Ausschlachtung kann man wahrlich nicht sprechen.

Als wir grad so weiter durch die australische Prärie fahren, erblicken wir in der Ferne etwas auf der Strasse. Beim Näherfahren stellen wir fest, dass es ein Känguru ist, das genüsslich den Mittelstreifen abschleckt. Das ist ja ulkig! Noch ulkiger ist die Tatsache, dass das Tierchen nicht daran denkt den Highway zu verlassen, obwohl unser grosses Gefährt immer näher und näher kommt. Ein paar Meter vor unserem tierischen Freund bremst Jürg und das australische Beuteltier denkt immer noch nicht daran Platz zu machen. Na der hat Nerven...

Auf der Gegenfahrbahn nähert sich ein PW. Beeindruckt unseren Freund gar nicht. Also steige ich mal aus und versuche mit ihm zu reden. Könnte ja sein, dass er Liebeskummer hat und sich das Leben nehmen will. Mit grossen Augen schaut er mich an und fragt sich wohl, was die doofe Tante da von sich gibt. Irgendeinmal wird ihm das Geschwätz zu blöd und er hüpft davon. Das in meine Richtung! Mit einem mutigen Sprung rette ich mich in den Camper und Jürg schüttelt nur den Kopf. Immerhin haben wir wieder freie Bahn.

Gegen Mittag erreichen wir die Grenze des Kalbarri Nationalparks, jedenfalls den Teil, der am Meer liegt. Wir biegen von der Nebenstrasse ab und besuchen den ersten Punkt, die Natural Bridge. Wie auf Kommando verdrückt sich die Wolkendecke und warmer Sonnenschein verwöhnt uns. Da kommt Freude auf!

Auf markierten Wegen gelangen wir zu einem Aussichtspunkt, der uns einen schönen Blick auf eine steinerne Brücke bietet. Ein wunderbarer Holzsteg führt uns der Küste entlang zu einem weiteren Aussichtspunkt zu Island Rock. In der Zwischenzeit hat die Sonne definitiv den Kampf gegen die Wolken gewonnen und scheint unbarmherzig heiss zu uns hinunter. Aber die Farben sehen wunderbar aus: tiefrote Felsen und ein königsblaues Meer mit türkisen Tupfern. Einmalig! Der schöne Holzsteg schützt die Pflanzen vor unseren Schritten. Vor uns wandert ein Ehepaar und scheucht plötzlich ein Känguru in den Büschen auf. Verärgert hüpft unser Freund von dannen und verschwindet wieder in höher gelegenen Büschen. Das gefällt uns!

Der Blick auf die wilde felsige Küste ist wirklich atemberaubend schön. Die vielen unterschiedlichen Schichten der Felsen sehr interessant. Wikipedia sagt, dass die spektakuläre Kulisse das Resultat von Millionen Jahren der geologischen Veränderungen sei. Die verschiedenen Ebenen, die wir hier an der Küste sehen, sind horizontale Streifen von mehrfarbigem Sand der in Schichten vor 400 Millionen Jahren abgelagert wurden. Sie seien zwischen 1060 bis 3000 Meter dick. Wirklich eindrücklich!

Unser nächster Aussichtspunkt ist die Eagle Gorge, ein weiterer wunderbarer Aussichtspunkt. Steil führt eine unbefestigte Strasse zu Pot Alley, eine Strecke, die unser Camper vorbildlich meistert. Unter uns erblicken wir eine schöne Bucht, wo hohe Wellen gemütlich einrollen. Es muss ein begehrter Badeplatz sein, denn ein paar Touristen geniessen dort ihr Bad.

Unser letzter Punkt heisst Red Bluff. Ein längerer Wanderweg führt uns wiederum hinaus auf malerische Klippen. Rechterhand zeigt sich wiederum ein eindrücklicher Küstenabschnitt mit ins Meer ragenden Klippen, linkerhand der Red Bluff Beach, der Hausstrand des Städtchens Kalbarri. Die Sonne brennt nun gnadenlos vom Himmel und wir kommen ganz schön ins Schwitzen während unseres Rundgangs auf Red Bluff und wir sind froh, als wir wieder in den klimagekühlten Camper einsteigen können. Wir merken deutlich, dass wir uns immer mehr den tropischen Gebieten Nordaustraliens nähern.

Etwas müde und verschwitzt erreichen wir unseren heutigen Übernachtungsplatz, den Kalbarri Tudor Holidaypark. Unter hohen schattenspendenden Eukalyptusbäumen erhalten wir einen schönen Standplatz. Das Strässchen hat sogar einen Namen: Fifth Avenue. Wer sagt's denn... vornehm geht die Welt zugrunde! Unser Platz hat nicht nur einen angenehmen künstlichen Rasenteppich sondern auch ein Badehäuschen. Sehr praktisch! Doch noch mehr gefällt uns der schöne Swimmingpool. Schnell werfe ich mich ins Badekleid und geniesse das kühle Wasser. Viele australische Swimmingpools haben einen Teil durch ein grosses Zeltdach gedeckt. Gerade wenn die Sonne erbarmungslos herunterbrennt, ist dies höchst angenehm. Es ist weit über 30 Grad und auch Jürg sitzt schon bald im Pool und geniesst das kühle Nass. Einfach herrlich.

Danach gibt es einen gemütlichen Spätnachmittag. Jürg liest sich durch sämtliche Zeitungen und ich schreibe im Blog. In den Eukalyptusbäumen ist die Hölle los. Es hat riesige Schwärme von Rosakakadus und die machen einen Riesenlärm. Mal hat man eine Versammlung auf diesem Baum und alle schwirren lautstark auf die Äste, dann legt einer los und alle krächzen fröhlich mit. Danach fliegt einer weg und alle andern hinterher, so dass die wichtige Sitzung auf einem anderen Baum weitergehen kann. Es ist zu lustig!

Zum Abendessen gibt es Pouletgeschnetzeltes an einer feinen Currysauce mit viel Gemüse drin. Wok sei Dank...

Dann geht die Sonne unter und verfärbt den Himmel wie in Cervantes in den unglaublichsten Farben. Die Schleierwolken wirken so kitschig, dass man das Gefühl hat eine billige Hawaii-Postkarte zu erblicken. Alles erscheint so unwirklich schön! Und ich bedaure zutiefst, dass wir viel zu weit vom Meer entfernt sind als dass sich ein Spaziergang dorthin lohnen würde. Doch es gibt ein paar schöne Fotos mit Palmen und einem unglaublichen Himmel. Ich liebe Sonnenuntergänge!

Als es eindunkelt geben unsere gefiederten Freunde endlich Ruhe. Wir sitzen gemütlich in der warmen Nacht und geniessen den schönen Abend. Der Sternenhimmel ist fantastisch und wir können unser Glück kaum fassen, eine so schöne Reise machen zu dürfen! Irgendwann "bubelet" Jürg mit seiner Taschenlampe herum und richtet den Strahl auf die Bäume. Leider gefällt dies den Kakadus gar nicht, die dort wohl ihr Schläfchen halten. Laut protestierend fliegen sie herum und machen einen Höllenlärm bis sie sich endlich wieder zur Landung entscheiden, wohl um weiterzuschlafen. Uups... tschuldigung Freunde!

Auch wir begeben uns gegen halb neun ins Bett. So viel zu sehen und zu erleben macht echt müde! Und die Hitze schafft uns zusätzlich. Aber wir wollen uns nicht beklagen, immerhin hält endlich der Sonnenschein Einzug in unsere Ferien.

© Franzi S., 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
7000 Kilometer im Motorhome an herrliche Strände, über einsame Highways durchs Outback bis in den Kakadu Nationalpark. Eine spannende Reise...
Details:
Aufbruch: 04.04.2013
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 16.05.2013
Reiseziele: Australien
Der Autor
 
Franzi S. berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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