Down Under - von Perth nach Darwin im Motorhome

Reisezeit: April / Mai 2013  |  von Franzi S.

Tag 21 - 80-Mile-Beach

Die heisse Nacht haben wir gut überstanden. Der Morgen begrüsst uns einerseits mit einem blauen Himmel andererseits mit schwarzen Gewitterwolken. Gemütlich frühstücken wir draussen und machen uns um halb neun auf zur nächsten Destination, die 485 Kilometer Fahrt mit sich bringt. In Karratah tanken wir noch auf, danach verlassen wir die Stadt.

Auf dem Weg nach Port Hedland begleiten uns viele Roadtrains. Karratah wie Port Hedland sind die australischen Haupsstädte der riesigen Erzvorkommen und entsprechend ist das Verkehrsaufkommen von Lastwagen und Minenfahrzeugen mit Warnblinkanlagen auf dem Dach. Die Landschaft ist abwechslungsreich. Zuerst durchfahren wir eine riesige Ebene mit gelbem Präriegras, dann gehts wieder durch malerisches Berggebiet bis wir wieder eine endlose Ebene mit Büschen und Eukalyptusbäumen erreichen.

Des öftern werden wir zum nationalen Hindernis und schwerbeladene Roadtrains überholen uns als wären wir mit einem "Döschwo" unterwegs...

Die ersten 150 Kilometer fährt Jürg, dann wechseln wir den Sitz und ich fahre Richtung Port Hedland. Es wird meine Tagesherausforderung! Plötzlich nimmt der Verkehr dramatisch zu und dies vorallem durch die Riesen der Landstrasse, mitten drin Klein-Fränzchen in ihrem netten Camper. Und dann wird auf dem Highway rund um Port Hedland noch überall gebaut. Strassenverengungen und Umleitungen beherrschen das Bild und ich gerate richtig nett ins Schwitzen. Die roten Hütchen sind auf der roten Erde in etwa so gut sichtbar wie weisse Kugeln im Schnee und Jürg gibt sich die grösste Mühe mich so gut wie möglich um all die Hindernisse herumzudirigieren ohne dass ich allzu grossen Schaden anrichte. Als wir endlich wieder aus dem städtischen Gebiet fahren, lenke ich den Camper auf den nächsten Parkplatz und übergebe Jürg das Steuer. Ich muss zuerst meine Nerven wieder finden... Jürg lacht sich krumm...

Port Hedland ist wie Karratah vorallem als Versorgungsstation der umliegenden Minen entstanden. Doch hier gibt es noch einen internationalen grossen Hafen, wo die Erze für die ganze Welt verschifft werden. Von den Minen führen häufig Eisenbahnlinien zum Hafen. Die Züge werden oft von bis zu 8 Lokomotiven gezogen, haben bis zu 336 Wagons und sind bis zu 3 Kilometern lang. Eine eindrückliche Statistik! Knapp verpassen wir grad einen Bahnübergang, der geschlossen war. Wir sehen nur noch die letzten Wagon um einen Hügel verschwinden, was Jürg sehr bedauert. Aber vermutlich wären wir ziemlich lange hier gestanden...

Wir durchqueren ein schönes grünes Tal mit sanften Hügelzügen und plötzlich verschwinden die grossen Roadtrains und auch sonst begegnen wir kaum mehr einem Auto. Es scheint als ob Port Hedland eine Zivilisationsgrenze ist, die wir überschritten haben. Die Einsamkeit, die uns nun erwartet, ist echt beeindruckend!

Unser heutiges Ziel ist der Eighty Mile Beach, ein einsamer Caravanpark zwischen den 600 Kilometern zwischen Port Hedland und Broome. Wir erreichen ein letztes Roadhouse, wo wir nocheinmal auftanken. Als wir gerade zahlen wollen, winken uns zwei Leute aus dem danebenliegenden Restaurant und wir staunen nicht schlecht, als wir Irene und Richi sehen. Auch sie sind auf dem Weg zum Eighty Mile Beach. So setzen wir uns zu ihnen, geniessen eine Portion Fritten und plaudern, was wir bis jetzt wieder alles erlebt haben. Irene hatte gestern Geburtstag. Sie kauft eine Flasche Wein und meint, dass das Apéro diesen Abend bei ihnen stattfinden würde. Die Einladung nehmen wir gerne an.

Und so fahren wir gemeinsam die letzten 100 Kilometer bis zur Abzweigung zum Eighty Mile Beach. Die letzten 10 Kilometer haben es in sich, sind sie doch unbefestigt. Es schüttelt unseren armen Camper ganz schon durcheinander und wir fürchten schon um die Unversehrtheit unseres Geschirrs. In Namibia fuhren wir 2500 Kilometer unbefestigte Strassen, aber dies 10 Kilometer kosten und weitaus mehr Nerven!

Endlich erreichen wir den Caravanpark und erhalten hinter einer hohen Düne einen schönen Standplatz. Auch hier ist es drückend heiss, doch am Horizont ballen sich gewaltige Gewitterwolken zusammen und wir befürchten, dass sich da was zusammenbraut.

Jürg geht spazieren, ich lese im Schatten in meinem e-Book. Um halb fünf sind wir zum Apéro eingeladen und geniessen Toastbrot, Frischkäse und ein feines Tröpfchen.

Danach begeben wir uns gemeinsam an den Strand um den Sonnenuntergang zu erleben. Leider verdecken Wolken die Sonne. Doch der Strand ist äusserst eindrücklich, ein grosser Teil des Bodens ist mit Muscheln bedeckt und um ans Wasser zu gelangen, müsste man fast 500 Meter laufen. Die Ebbe zeigt das ganze Ausmass des flach abfallenden Strandes. Irgendwie erinnert alles ein wenig an die Nordsee und nicht an eine tropische Küste. Am nördlichen Horizont schwärzt sich der Himmel und riesige weisse Kumuluswolken wachsen beeindruckend in den Himmel. Wir ahnen schlimmes.

Zurück beim Camper ist es bereits dunkel nur die weissen Kumuluswolken wachsen über unsere Köpfe. Plötzlich erscheint am Horizont eine schwarze Wand und beginnt die weissen Wolken in einem unglaublichen Tempo zu bedecken. Wir befürchten das Schlimmste und räumen alles in Windeseile in den Camper. Doch nichts passiert. Es ist unheimlich schwarz und am Horizont sehen wir dramatisches Wetterleuchten. Doch kein Tropfen Regen fällt. Wir staunen nicht schlecht. Es ist ein drückend heisser Abend. Auch eine Dusche im Badehaus bringt keine Kühlung. Obwohl wir eigentlich zwei Nächte hier bleiben wollten, entscheiden wir uns dazu morgen weiterzufahren. Unsere nächste Destination ist Broome, worauf wir uns sehr freuen. Irgendwie brauchen wir wieder ein wenig Stadtleben und Zivilisation.

© Franzi S., 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
7000 Kilometer im Motorhome an herrliche Strände, über einsame Highways durchs Outback bis in den Kakadu Nationalpark. Eine spannende Reise...
Details:
Aufbruch: 04.04.2013
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 16.05.2013
Reiseziele: Australien
Der Autor
 
Franzi S. berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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