Down Under - von Perth nach Darwin im Motorhome

Reisezeit: April / Mai 2013  |  von Franzi S.

Tag 20 - Fahrt nach Karratha

Heute haben wir den zweitlängsten Törn unserer Reise vor uns: ganze 560 Kilometer. So sind wir bereits um halb sieben wach, frühstücken im Camper und verlassen die schöne Coral Bay.

Durch eine endlose Weite, mal übersät mit Büschen und Termitenhügeln, mal durchzogen mit Eukalyptusbäumen und Büschen, bewohnt von Emus, gelangen wir nach 140 Kilometern wieder auf den North West Coastal Highway. Auch einige einsame Farmen sind uns begegnet und wir fragen uns, wie es wohl ist so weitab von jeder grösseren Stadt zu leben.

Auf dem Highway 1 nimmt der Verkehr wieder etwas zu, vorallem riesige Roadtrains begegnen und begeistern uns.

Beim ersten Roadhouse tanken wir auf. Als ich bezahlen will kommt es zu einer lustigen Begegnung. Ein junger Mann kassiert ein und fragt, woher ich denn komme. Als ich die Schweiz erwähne, strahlt er mich an und fragt mich auf Schweizer- sogar Berndeutsch: "wie geit's?". Ich kann es kaum glauben. Er ist Australier und erzählt mir, dass viele Deutsche und Schweizer hier vorbeikommen und er immer gerne mit den Leuten spreche. Und dabei lerne er immer ein paar Worte Deutsch oder eben sogar Schweizerdeutsch. Ich kann mir vorstellen, dass es eine willkommene Abwechslung ist hier am Rande der Einsamkeit. Und so geht die Sprachstunde für ihn weiter und er fragt mich, wie wir uns denn in der Schweiz bedanken. Mit dem französichen "merci" erkläre ich ihm. Also lacht er mich an, sagt strahlend "merci" und "au revoir" zu mir. Was für ein charmanter Kerl!

Die Fahrt durchs endlose Outback geht weiter. Die Landschaft, die bisher vorallem durch eine Busch- oder rote Wüstenlandschaft bestanden hat, ändert sich rapid. Wir erreichen eine gebirgige Landschaft mit langgezogenen Wüstengebirgen von einer Höhe bis 300 Metern über Meer. Der sonst schnurgerade Highway wird kurvig und wir durchqueren diesen Gebirgszug. Es ist spannend und eine willkommene Abwechslung zum sonstigen Landschaftsbild.

Plötzlich kommen uns zwei Motorradfahrer entgegen und signalisieren uns, dass wir die Geschwindigkeit reduzieren sollen. Jürg ist am Fahren und ich bringe meine Kamera in Anschlag. Was erwartet uns wohl? Eine Herde Kühe? Kängurus? Schafe? Es geht um eine langgezogene Linkskurve und wir erblicken Warnlampen von Polizei und Ambulanz. Wir sind nicht gefasst auf das, was wir dann erblicken: Auf der linken Strassenseite liegt ein kleinerer Reisebus. Das Dach und die Seite ist fast komplett aufgeschnitten und die ganze Seite ist blutverschmiert. Ein paar Meter steht einer der riesigen Roadtrains mit einer eingeschlagenen Frontscheibe und einer riesigen Beule auf der linken Führerseite. Wir werden von der Polizei, die die Strasse grossenteils gesperrt hat, abgebremst und langsam am Unfall vorbeigeschleust. Wir sind riesig schockiert! Das haben wir nicht erwartet und es sieht nicht aus, als ob es nur Blechschaden gegeben hat.

Auch an den anderen Verkehrsteilnehmern geht der Anblick nicht spurlos vorbei. Plötzlich fahren vor und hinter uns Roadtrains mit christlichen 90 Stundenkilometern. Keiner überholt mehr. Wie in einem Konvoi erreichen wir etwa 50 Kilometer später das nächste Roadhouse, wo wir halten. Wir kaufen uns etwas zu trinken und etwas kleines zu essen und setzen uns hin. Wir versuchen zusammen herauszufinden, was passiert ist. Die Lage der Autos deutet daraufhin, dass der Roadtrain aus unserer Richtung kam und der Bus von Norden her. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund muss der Bus auf die Gegenfahrbahn geraten sein und touchierte dabei die linke Seite des Roadtrains. Dieser schlitzte die ganze linke Seite des Kleinbusses auf und verletzte oder tötete eventuell die Reisegäste dort. Wir sind wirklich schockiert und versuchen das zu verarbeiten. Auch wenn wir hier in der Einsamkeit reisen und Autos oder Roadtrains im Verhältnis zu schweizerischen Verhältnissen nur selten zu sehen sind, kann es zu solchen Unfällen kommen.

Wir fahren weiter. Noch haben wir 150 Kilometer bis Karratah vor uns. Weiterhin fahren alle Verkehrsteilnehmer äusserst rücksichtsvoll und wir fühlen uns zwischen den Roadtrains wie eingebettet. Wir erreichen langgezogene Grasprärien und immer wieder Abzweigungen zu grossen Minen oder gasfördernden Industrien. Dies erklärt auch die zahlreichen Roadtrains, die uns begleiten.

Gegen zwei Uhr erreichen wir Karratah, einer Stadt, die das australische Zentrum des ressourcenreichen Nordwesten Australiens ist. Es gibt grosse Eisenerz-Minen und grosse Erdgasvorkommen. Karratah entstand 1960 aufgrund der grossen Eisenerzvorkommen und ist vorallem Versorgungsstation für die umliegenden Minen und kleineren Städten. Was uns bei der Planung aufgefallen ist, sind die hohen Preise für Hotelzimmer. Für ein bescheidenes Motelzimmer in einem Best Western Motel hätte man hier über 300 Dollar hinblättern müssen und auch unser Platz auf dem Pilbara Caravan Park ist mit 50 Dollar absolut der Teuerste.

Doch bevor wir zum Caravanpark fahren, gehts zum örtlichen Woolworth um die Einkäufe für die nächsten drei Tage zu machen. Morgen ist ein grosser Feiertag in Australien, der Anzac Day, wo man den Kriegsgefallenen gedenkt. Entsprechend viele Leute sind am Einkaufen. Wir decken uns entsprechend ein und fahren etwa 3 Kilometer aus Karratah hinaus zum Pilbara Holidaypark. Dort hat man unsere Reservation missverstanden und uns ein Chalet reserviert, womit wir natürlich nicht einverstanden sind. Doch es hat genug Platz, so dass wir doch noch zu unserem Standplatz kommen.

Es ist unglaublich heiss, weit über 30 Grad. Kein Lüftchen geht und die Sonne brennt erbarmungslos herab. Da kommt der einladende Pool mit kleinem Wasserfall grad recht. Sobald wir unser Fahrzeug gestellt haben, verdrücken wir uns ins angenehm kühle Wasser und geniessen die Erfrischung. Es kommen immer mehr Leute an den Pool und wir stellen fest, dass sie einander alle kennen. Es wird wohl wieder ein grösseres Familientreffen anlässlich des Anzac Days sein.

Zurück beim Camper gibt es einen gemütlichen restlichen Nachmittag. Lustig sind die Rosakakadu's, die sich am Wasserhahn um die wenigen Tropfen balgen.

Fürs Abendessen haben wir uns leckere Steaks gekauft. Dazu gibts noch den Rest des Teigwarensalates von gestern und natürlich ein feines Glas Wein. Die Nacht wird tropisch warm. Wir merken deutlich dass wir uns immer mehr dem tropischen Teil Australiens nähern. Die Temperaturen fallen nachts kaum mehr und die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Duschen ist insofern interessant als dass man die Dusche genauso nass verlässt wie man hineingegangen ist. Einzig die Klimaanlage im Camper bringt noch ein wenig Kühle und die geniessen wir dann doppelt. Doch fürs Schlafen schalten wir diese ab. Einerseits finden wir es ungesund und andererseits macht sie ziemlichen Lärm. Bevor wir dann schlafen gehen, kühlen wir noch so richtig runter. In der Nacht lassen wir dann möglichst die Fenster geöffnet, dass der irgendwann aufkommende Nachtwind ein wenig Kühle bringt. Für mich beginnt hier langsam das schwierige Klima, denn eigentlich mag ich Hitze und Feuchtigkeit gar nicht. Aber was uns nicht umbringt, macht uns stark...

© Franzi S., 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
7000 Kilometer im Motorhome an herrliche Strände, über einsame Highways durchs Outback bis in den Kakadu Nationalpark. Eine spannende Reise...
Details:
Aufbruch: 04.04.2013
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 16.05.2013
Reiseziele: Australien
Der Autor
 
Franzi S. berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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