Down Under - von Perth nach Darwin im Motorhome
Tag 18 - Schnorcheln im Ningaloo Reef
Heute klingelt der Wecker um halb sieben damit wir genügend Zeit haben um uns für den Ausflug aufs Ningaloo Reef parat zu machen: Frühstücken, Sonnencrème einreiben bis zum Abwinken, ins Badezeug werfen, das wichtigste in einen Rucksack packen und zu Eco Tours laufen. Dort werden wir bereits erwartet und erhalten unsere Flossen. Einen Neoprenanzug soll es dann an Bord haben. Um acht führt uns der Bus in eine andere Bucht zu einem kleinen Hafen, wo unser Boot wartet.
Das Wetter ist heute wieder strahlendschön, aber es ist noch recht kühl. Wir lernen zwei junge Männer aus Solothurn kennen. Keine Ahnung ob sie ein Paar sind. Der eine war ein paar Monate in Sydney zum Englisch lernen und nun haben sie sich beide getroffen um eine geführte Tour von Perth nach Darwin zu unternehmen.
Unsere Fahrt geht los! Wir werden von unseren Tour-Guides, zwei junge Frauen und ein junger Mann, herzlich begrüsst und in die wichtigsten Sicherheitsregeln eingeführt. Schon nach relativ kurzer Zeit kommen wir zu unserem ersten Ankerplatz. Der kühle Fahrtwind lässt uns alle frösteln und das Wasser sieht noch morgendlich grau aus statt wunderbar grün und blau. Ich schaue äusserst misstrauisch ins Meer und es ist mir höchst zuwider hier nun hineinzuspringen. Ich verfluche innerlich meine Idee von zuhause aus eine solch doofe Tour gebucht zuhaben! Doch manch anderen scheint es auch so zu ergehen.
Ich erkundige mich mal nach dem Neoprenanzug. Die Grössen sind - au Backe - alle zu klein. Doch man bietet uns noch ein langärmliges Wet-Shirt an, was wenigstens etwas Schutz vor der Sonne bietet. Quallen scheint es hier keine zu geben. Da ich ja über unglaublich grossartige Erfahrung im Schnorcheln verfüge, knorze ich mit gebotener Eleganz die Flossen über meine Füsse und rücke ungeschickt die Taucherbrille mit Schnorchel zurecht. Entsprechend bin ich auch die letzte, die ins Wasser hüpft.
Peinlicherweise bin ich auch noch die einzige, die eine Schwimmnudel mitbringt. Aber es ängstigt mich nur auf meine Kraft auf offener See angewiesen zu sein. Es gibt ja keinen Schwimmbadrand, wo man sich mal so locker ausruhen kann. Die Nudel gibt mir die Sicherheit, dass ich jederzeit wenn ich müde werde, mich darin ausruhen kann. Also lasse ich mal mein Ego an Bord... Sicherheit ist wichtiger!
Erstaunlicherweise ist das Wasser wärmer als die Luft, was mir schon mal gut gefällt und als ich das erste Mal wieder das Gesicht unter Wasser stecke und die märchenhafte Welt erblicke, ist meine Angst mit einem Schlag weggewischt. Die beiden Frauen sind unsere Schnorchelleiterinnen. Die eine hat einen Fotoapparat und macht fleissig Aufnahmen von uns. Die andere macht uns ein Zeichen, dass wir ihr folgen sollen.
Schon im Boot erhielten wir Instruktionen: wir werden durch einen Art "Channel" schwimmen, dessen Strömung stark von den Gezeiten beeinfluss wird. Wir würden ab und zu in eine Strömung kommen, die uns nicht mehr vorwärtsschwimmen lässt. Dann einfach abwarten bis die Gegenströmung kommt und dann gehe es weiter. Und dem ist tatsächlich so. Entweder geht es ziemlich rasant vorwärts oder aber man hat das Gefühl fast wieder zurückgezogen zu werden.
Und dann erblicken wir mitten in den Korallen das Sandrondell, das unser Guide erwähnt hat. Hier seien wir in der Zahnarztpraxis von Riffhaien. Diese würde hierher schwimmen, ihr Maul öffnen und kleinen "Zahnputzer"-Fischen die Möglichkeit geben, ihnen die Zähne zu reinigen. Das Wasser ist ein wenig trüb, doch plötzlich erblicke ich zwei Riffhaie unter mir. Ich kann es kaum glauben: Miss Fränzchen-Haipanik schwimmt oberhalb von Haien. Es ist höchst beeindruckend und überhaupt nicht beängstigend. Jürg schwimmt immer in meiner Nähe und ich muss ihm mit nach obengestrecktem Daumen öfters anzeigen, ob alles in Ordnung ist. Ist es...
Dreiviertelstunden sind wir im Wasser. Kein Tropfen dringt in meine Taucherbrille und auch das Atmen geht einwandfrei. Ich bin stolz auf mich! Die Erfahrungen am Great Barrier Reef scheinen gefruchtet zu haben. Die Unterwasserwelt ist märchenhaft und es gibt so viel zu entdecken. Doch irgendwann kehren wir zum Boot zurück. Das Aussteigen ist weniger schön als das Hineinhüpfen, denn der Wind ist echt kühl und lässt uns sofort frieren. Zum Glück können wir uns in ein Badetuch wickeln und erhalten heissen Tee.
Die Fahrt geht weiter zum nächsten Schnorchelplatz. Endlich lässt die Sonne das Wasser in den schönsten Farben erstrahlen. Dort wo sich Sand befindet ist es hellgrün oder türkis und dort, wo es Korallen hat, königs- oder dunkelblau. Einfach herrlich! Und es wird auch wärmer!
Wir erreichen den Ort, wo sich die riesigen Mantas befinden. Über uns hören wir ein Flugzeug. Der Kapitän hat mit ihm Funkkontakt. Einerseits ortet das Flugzeug für die andere Touren ausserhalb des Riffs die Walhaie und für uns die Mantas.
Es gibt wieder Instruktionen: zwei Gruppen werden gebildet. Immer eine darf ins Wasser, die andere muss warten. Die eine Leiterin ist im Wasser und sucht einen Manta. Wenn sie ihn sieht, hebt sie die Hand und zeigt die Richtung an, wohin er schwimmt. Die Gruppe im Wasser darf dann der Leiterin sofort nachschwimmen. Tönt stressig? Ist stressig... vorallem wenn man noch mit einer doofen lila Nudel rumschwimmt. Mantas kümmern sich wenig um lahme Touristen und schwimmen in einer ziemlichen Geschwindigkeit unter uns durch. Zudem ändern sie immer wieder die Richtung. Und so paddle ich wie blöd von links nach rechts von rechts nach links und sehe nichts.
Eine der Leiterin hat mit mir Erbarmen. Sie trägt eine gelbe Rettungsboje und meint ich solle mich dran festhalten. Zusammen mit mir schwimmt sie kraftvoll zur zeichengebenden Leiterin und plötzlich erblicke ich unter mir einen riesigen schwarzen Schatten! Ein Manta! Er ist unglaublich schön und eindrücklich. Und ich bin überglücklich, dass ich in den Genuss dieses Anblickes gekommen bin. Herzlichen Dank für die Hilfe!
Als auch dieses Abenteuer vorbei ist, gelange ich todmüde wieder an Bord des Schiffes. Alle strahlen, denn es ist ein unglaubliches Erlebnis diese wunderbaren Tiere so nah sehen zu dürfen. Unser Kapitän fährt uns noch zu einem weiteren Mantaplatz, doch nicht mehr alle gehen ins Wasser. Jürg und ich auch nicht mehr. Wir begeben uns aufs Hochdeck und schauen uns die Mantas von oben an.
Dann geht die Fahrt wieder zurück in die Korallen. Plötzlich erhält der Kapitän einen Funkspruch vom Piloten. Er sehe einen grossen Tigerhai auf unserer Höhe. Glücklicherweise sind alle an Bord und tatsächlich erblicken wir plötzlich einen dunklen Schatten neben unserem Boot, der wenig freundlich aussieht. Tigerhaie sind nicht so harmlos wie Riffhaie. Wow... wir sind doch nicht nur in Nemos-Kuschelwelt!
Ich frage den Kapitän wie der Pilot denn wisse, dass dies ein Tigerhai sei. Er sehe dies an den Schwimmbewegungen. Aha...
Die Fahrt geht wieder in die Korallen hinein, wo unser Kapitän an zwei Bojen das Schiff befestigt. Es gibt Mittagessen und nach diesen Anstrengungen sind wir wirklich hungrig! Es gibt einen Teigwaren- und Reissalat sowie Hühnchen und Brot. Hungrig verdrücken wir eine grosse Portion vom leckeren Essen. Danach wird uns gesagt, dass wir jetzt eine Stunde Zeit hätten diesen Teil des Korallenriffs auf eigene Faust zu entdecken.
Westwärts branden die Wellen ans Riff und dort dürfen wir selbstverständlich nicht hin. So machen wir uns noch einmal parat und stürzen uns in das wunderbar grün-blaue Wasser, das nun in den schönsten Farben leuchtet. Der Tigerhai ist vergessen und Jürg und ich paddeln zu wunderbaren Korralenbänken, die herrliche Fischschwärme in den schönsten Farben behergen. Es hat Zebrafische und weitere herrlich königsblaue, zitronengelbe oder pinkfarbene Schwärme. Wir erblicken blau getupfte Stachelrochen und eine süsse Schildkröte zieht gemütlich ihre Bahnen ohne sich von den ätzenden Touris stören zu lassen, die ihr begeistert hinterherschwimmen. Es ist ein unglaublich schöner Abschluss unseres Ausfluges und nach einer Stunde klettere ich erschöpft aber gewaltig glücklich wieder zurück an Bord. Sollten Sie, lieber Leser, jemals am Ningaloo Reef sein, lassen Sie sich diesen Ausflug mit Eco Tours nicht entgegen!
Nach sechs Stunden sind wir zurück am Hafen und der kleine Bus bringt uns zurück nach Coral Bay. Die eine Leiterin hat unter Wasser viele Fotos geschossen und wir haben die Möglichkeit einen USB-Stick mit den Aufnahmen ab vier Uhr bei Eco-Tours abzuholen, was wir unbedingt machen wollen!
Todmüde erreichen wir unseren Camper. Meine Arme und Beine wollen fast abfallen und als Zugabe habe ich mir noch meine unteren Ar...backen verbrannt, so dass das Sitzen nicht grad angenehm ist. Super Fränzchen! Es gibt eine Pause und die habe ich dringend nötig.
Um vier Uhr spazieren wir zu Eco-Tours und kaufen uns den Stick mit über 70 Fotos. Auf einem kleinen Bildschirm werden sie angezeigt und wir sind begeistert von den wunderbaren Aufnahmen der Haie, der Mantas und von uns Schnorchlern.
Den restlichen Nachmittag verbringen wir beim Camper. Jürg sieht sich noch den Sonnenuntergang am Strand an, doch ich bin zu müde. Als es dunkel ist, stehen plötzlich Irene und Richi vor uns und wir freuen uns, dass sie zu einem Schlummertrunk bei uns vorbeischauen. Wir geniessen zusammen ein Glas Wein und plaudern über unsere Australienreise. Immer wieder schaue ich Richi an und denke mir, dass ich den Mann kenne. Aber woher? Als Irene plötzlich erwähnt, dass sie von Gais kommen, fällt bei mir der Groschen. Jürg kann es kaum glauben als ich Richi frage, ob er ev. bei der gleichen Bank wie ich arbeite. Und dem ist so, er ist Geschäftsstellenleiter wie ich und wir haben uns vor Jahren mal im Wolfsberg getroffen. Ich kann es kaum glauben. Da ist man am Ende der Welt und trifft Arbeitskollegen.
Es wird ein sehr netter Abend. Die beiden werden Coral Bay morgen verlassen. Wir bleiben noch einen Tag. Und so wünschen wir ihnen weiterhin eine tolle Reise und trennen uns. Todmüde fallen wir in die Federn. Es war ein anstrengender aber unglaublich schöner Tag!
Aufbruch: | 04.04.2013 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 16.05.2013 |