Down Under - von Perth nach Darwin im Motorhome
Tag 25 - Besuch einer Perlenfarm
Heute unternehmen wir einen geführten Ausflug zu einer Perlenfarm. Nach dem Frühstück begeben wir uns um zehn nach acht zur Rezeption und werden dort von einem Kleinbus abgeholt. Es befinden sich schon drei Seniorenpärchen im Bus, die von Sydney und Bisbane kommen. Bei einem weitere Hotel steigt noch ein jüngeres Paar hinzu dann geht die Fahrt aus Broome hinaus.
Schon bald biegen wir von der geteerten Hauptstrasse auf eine unbefestigte Nebenstrasse ab. Der ältere Chauffeur hat die sandige Piste erstaunlich gut im Griff, muss er auch! Er fährt als ob der Teufel hinter ihm her wäre... Um neun Uhr erreichen wir Willie Creeks Pearl Farm. Ich staune nicht schlecht. Im Internet war eine Luftaufnahme und die zeigte, dass sich die Farm direkt am Meer befindet. Davon sehe ich aber nichts, nur ein weitere entfernter Fluss ist zu erkennen. Komisch...
Wir werden vom schönen Hauptgebäude weg zu einem offenen Chalet geführt. Dort erhalten wir Unterricht in Perlenzucht. Ein jüngerer Mann, der sich als Engländer outet, erklärt uns alles notwendige. Dank diesem europäischen Akzent verstehen wir relativ viel und finden den Unterricht sehr interessant. Er zeigt uns verschiedene Austern, erklärt wie man die Austern "schwängert" und wie lange es dauert bis die Austern im Meer wunderschöne Perlen hervorbringen. Aber nicht nur die Perlen werden verwendet. Die Austern bestehen innen aus wunderschönem Perlmut und das wird in vielen Produkten des täglichen Bedarfs gebraucht. Da wären nur schon Autos mit einer Perlmut-Lackierung.
Der Job als "Austern-Schwängerer" ist übrigens sehr lukrativ. Man macht eine Ausbildung als Meeresbiologe und geht dann in eine mehrjährige Schule eines Austerntechnikers (oder wie man sonst das nennen soll...). Wird man gut in diesem Job kann man echt viel Geld verdienen. Ist man aber nicht gut, ist man schneller weg vom Fenster als einem lieb ist.
Nach der Unterrichtsstunde dürfen wir auf die Terrasse des Hauptgebäudes. Dort werden uns Kaffee, Tee, Eistee und Früchtekuchen serviert. Danach gehts zu den Austernbänken.
Ein Schiff führt uns auf den Fluss. Die Strömung ist enorm schnell und zieht landeinwärts. Endlich verstehen wir! Broome hat die höchsten Flut-Ebbe-Gezeiten der südlichen Hemisphäre. Über 10 Meter. Der Fluss ist das Meer und die Flut schwabt in einem enormen Tempo hinein. Mitten in der Strömung hat es Seile und daran hängen die Austern, welche durch die enormen Gezeiten immer gut gewaschen werden. Trotzdem braucht es Leute, die die Austern immer wieder aus dem Wasser nehmen und von Hand putzen. Dies ist häufig ein Job für junge Touristen, die Australien im Work-and-Travel-System bereisen. Warum? Austernputzen sei ein Sch...job und die jungen Touristen seien günstige Arbeiter. Alles klar...
Der Kapitän fährt mit uns in die Mangroven hinein. Ähnlich wie in Florida fahren wir durch verschiedene Nebenläufe. Natürlich hat es hier auch eine Menge Krokodile, so dass Baden nicht grad das Schlauste ist.
Nach einer Stunde sind wir zurück im der Perlenfarm. Dort hat es einen grossen Schauroom, wo uns die fertigen Schmuckprodukte präsentiert werden. Eine ältere Dame macht das mit Hingabe und legt die schönsten Exemplare von Ketten gewissen Ladys um den Hals, die nach Geld riechen. Dazu gehöre ich definitiv nicht! Es hat wirklich schöne Schmuckstücke, doch 40 000 Dollar für eine Perlenkette liegt nicht in unserem Ferienbudget.
So begeben wir uns zum Kiosk, kaufen uns ein Eis und geniessen das auf der schönen Veranda. In der Zwischenzeit ist die Flut so hoch, dass wir das Bild im Internet von der Perlenfarm erkennen. Sie liegt definitiv am Meer!
Der Bus bringt uns zurück nach Broome. Dort drückt die Sonne heiss herunter. Die Anzeige zeigt über 36 Grad. Puh! Das schreit nach einem Poolbesuch! Lange geniessen wir das kühle Nass, dann kehren wir zurück zum Camper. Jürg liest in seinem iPad, ich lade Fotos auf den PC und schreibe am Blog. Manchmal draussen vor dem Camper, manchmal drinnen bei klimagekühlter Temperatur.
Gegen fünf Uhr bummeln wir an den Cable Beach und geniessen den wunderschönen Sonnenuntergang. Mit uns tun dies viele andere. Es ist wahrlich ein prachtvoller Abend.
Heute wollen wir das Geld von Vreneli veressen. Mama gibt uns vor jeder Reise einen gewissen Betrag, damit wir dann mal fein essen gehen können. Und heute ist der Abend gekommen. Gleich in Strandnähe hat es ein schönes Restaurant mit einer grossen offenen Terrasse. Sofort erhalten wir einen Tisch und werden aufs Netteste von einer Serviertochter namens Mona Lisa bedient. Nebst einem feinen Drink zum Einstieg, bestellen wir uns Filet Mignon. Der Abendhimmel verfärbt sich in ein wunderschönes Rot und malerisch ziehen zwei Kamelkarawanen vor dem Restaurant vorbei. Es ist eine der Attraktionen vom Cable Beach, dass man auf Kamelen dem Strand entlang reiten kann.
Plötzlich kommt unsere freundliche Mona Lisa wieder zu uns und fragt, ob wir ev. einen Bush Man kaufen möchten. Für alle Nicht-Kenner: bush man ist ein australisches Mückenmittel. Wir schauen ein wenig erstaunt drein und Mona Lisa zeigt uns ihre verstochenen Armen. Hier gäbe es leider eine Menge Sandflys und die würden den Gästen das Leben schwer machen. Wir kaufen keinen Bush Man, aber wir essen unser Essen ein klein wenig schneller und verzichten aufs Dessert! Und wie es so ist: wenn man von etwas weiss, das sei könnte, dann hat das Konsequenzen: es fängt uns überall an zu beissen. Dass dies nur Einbildung war erkennen wir am nächsten Morgen, denn wir haben nicht einen Sandfly-Biss. Aber das Wissen, dass es hier von diesen Viechern wimmelt, reicht, dass wir auch auf dem Heimweg immer noch auf der Flucht sind und das Gefühl haben, die Viecher würden uns verfolgen...
Den restlichen Abend geniessen wir vor unserem Camper. Morgen haben wir den längsten Törn unserer Ferien vor uns. 700 Kilometer! Also gehts auch früh zu Bett. Die Hitze wird uns begleiten und je mehr nordwärts wir kommen, desto feuchter wird es. Meine Herausforderung...
Aufbruch: | 04.04.2013 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 16.05.2013 |