Down Under - von Perth nach Darwin im Motorhome
Tag 7 - im Giants Tree Nationalpark
Die Nacht ist trotz starkem Wind einigermassen ruhig verlaufen, so dass wir recht ausgeschlafen um halb acht erwachen. Draussen ist es zwar schön, aber recht kalt. So geniessen wir unser Frühstück im Camper und um neun Uhr verlassen wir die Flinders Bay. Durch Augusta hindurch fahren wir ein Stück weit den Weg zurück, den wir gestern gekommen sind und biegen nach ein paar Kilometern auf den Highway 10 ab. Die Fahrt verläuft recht ereignislos wiederum durch endlose Eukalyptuswälder achterbahnartig auf Hügelzüge hinauf und in Täler hinunter. Ab und zu erblicken wir einsame Farmen mit Viehwirtschaft oder wiederum Weingüter, die zu Besuchen einladen.
Nach ca. 150 Kilometern ostwärts erreichen wir den Highway 1. Die Strasse wird ein wenig breiter aber nach wie vor kurvt sie eindrucksvoll durch endlose Wälder. Immerhin bleibt uns eine Genickstarre erspart, da wir nicht Ausblick nach Koalas halten müssen. Obwohl es endlose Eukalyptuswälder hat, ist es für Koalas nicht die schmackhafte Sorte, die sie lieben. Schade...
Nach weiteren 120 km erreichen wir nach Mittag Walpole. Das ländliche Städtchen bietet uns einen IGA zum einkaufen und eine Tankstelle. Dann fahren wir 18 Kilometer weiter und wollen grad in die Valley of the Giants Road einbiegen als uns zwei Polizisten an den Strassenrand winken. Jürg's Fahrausweis wird kontrolliert und die Grösse unseres Gefährts bewundert. Lachend fragt uns der eine, ob wir heute mit dem kleinen Wohnmobil unterwegs wären und wo wir denn den Grossen hätten. Jürg meint schlagfertig, den hätten wir heute zuhause gelassen, worauf die beiden Polizisten losprusten. Na die hätten mal unser Gefährt 2009 in den USA sehen sollen... Dagegen ist dieser schon fast niedlich...
Endlich können wir nach dieser lustigen Begegnung zum Giants Tree Nationalpark fahren. Das Wetter verschlechtert sich zusehends und irgendwie wird es immer dunkler je mehr wir in diese eindrucksvollen Wälder hineinfahren. Schon bald erreichen wir den Parkplatz und auch einen Platz für unser (gemäss Polizei) "kleines" Fahrzeug.
Hier befinden wir uns in einem Teil des Walpole-Nornalup-Nationalparks mit einer Fläche von 159 km2. Das Valley of the Giants ist der berühmteste Punkt und beherbergt eine beliebte Attraktion, den Tree Top Walk durch die alten und sehr grossen Karribäume. Sie können 10 - 60 Meter, manche sogar bis zu 90 Meter hoch werden. Auch sie gehören in die Kategorie der Eukalyptusbäume und sind bis zu 400 Jahre alt. Genauso eindrücklich sind die Yellow und Red Tingle Trees, die hier ebenfalls wachsen.
Wir bezahlen Eintritt und dürfen uns zum Tree Top Walk begeben. Eine eindrucksvolle Stahlkonstruktion führt uns langsam in die Baumgipfel hinauf. Noch nie in meinem Leben bin ich so schwungvoll hinauf marschiert. Die leichten Vibrationen beschwingen uns vom Feinsten und ich wünsche mir so eine Konstruktion in unseren Bergen. Vielleicht würde ich dann lieber einen Berg hinaufwandern... Die Aussicht auf dem höchsten Punkt in 40 Meter Höhe ist wunderbar. Der Blick hinunter erschreckend, aber dank einem hohen Geländer völlig ungefährlich. Die Bäume sind wunderschön und majestätisch lassen sie unsere bewundernden Blicke über sich ergehen. Der Tree Top Walk ist 600 Meter lang und schon bald befinden wir uns auf dem genauso schwungvollen Abstieg.
Es hat noch eine zweite Attraktion: den Ancient Empires Walk, einem schön angelegten Wanderweg durch die eindrücklichsten Yellow und Red Tingle Trees. Es ist märchenhaft die riesigen Bäume von unten zu betrachten und wir fühlen uns echt klein. Die Bäume können einen Umfang von 20 - 25 Meter haben. Interessant ist die Tatsache, dass viele Bäume unten ausgehöhlt sind. Schilder erklären uns, dass Feuer und Käfer dafür zuständig sind. Die Tingle Trees haben gelernt mit Buschfeuern zu leben. Dies gehört zum Wachstum der Bäume. Manche Giganten liegen traurig am Boden, gefällt durch Wind und Wetter. Die Wurzeln sind oftmals viele Meter hoch. Eine gigantische Welt.
Nachdem wir auch noch den Souvenirshop durchstöbert haben, begeben wir uns zurück zum Camper. Das Wetter wird immer düsterer und so verlassen wir den schönen Wald und fahren Richtung Walpole zurück. Kurz vor dem Städtchen biegen wir ab zum Coalmine Beach Holidaypark. Dieser liegt fast am Meer zwischen dem Walpole und dem Nornalup Inlet. Alles wirkt düster und unfreundlich. Die Wolken werden immer schwärzer und in der Ferne hören wir den ersten Donner. Unser Platz befindet sich unter hohen Eukalyptusbäumen, was auch nicht grad die Düsternis vertreibt. Aber immerhin ist es noch trocken.
Wir richten uns wieder ein, setzen uns draussen hin und beobachten das rege Treiben um uns. Hier muss ein beliebter Platz für Ferien oder sonstiger längerer Aufenthalt sein. Man hat sein Boot mit Anglerausrüstung bei sich und macht sich parat um das Abendessen einzufangen. Da haben wir es einfacher: Teigwaren, Tomatensauce, Hackfleisch und Zwiebeln sind schon "gefangen" und müssen nur noch gekocht werden. Da der Internetempfang nicht grad grandios ist, begebe ich mich nach dem Abendessen an die Rezeption und schreibe meinem Blog dort auf dem Gäste-Computer.
In aufkommender Dunkelheit unternehmen Jürg und ich einen Spaziergang durch den Holidaypark. Überall wird gekocht oder man sitzt bei einem Bierchen zusammen oder man rennt mit dem übervollen Waschkorb zu den Waschräumen. Es ist ziemlich was los.
Nach einer kurzen Zeit erreichen wir den Nornalup-Inlet, der grau und kalt wirkt. Dank starkem Wind hat er ziemlich hohen Wellengang. Es sieht immer noch danach aus als ob Petrus jeden Moment die Schleusen öffnen will und auch das ferne Donnern kommt langsam näher. So begeben wir uns zurück zu unserem Camper. Auf dem iPad schauen wir uns noch einen weiteren Film an, dieses Mal "Super 8" von Steven Spielberg, einem echt spannenden Streifen. Und um neun Uhr gibts Nachtruhe.
Aufbruch: | 04.04.2013 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 16.05.2013 |