Down Under - von Perth nach Darwin im Motorhome
Tag 6 - Cape Leeuwin und die Flinders Bay
Langsam beginnen wir wieder durchzuschlafen, auch wenn wir am Morgen kaum die Augen aufbringen. Um halb acht stehen wir auf. Draussen ist es bewölkt und ziemlich kühl, so dass wir drinnen frühstücken. Bevor unsere Reise weitergeht, erledigen wir wichtige Aufgaben: Leeren des Grauwassers sowie der Toilette und Auffüllen des Weisswasser. Da unser Camper dank Baum technisch krumm steht um zum Stöpsel zu gelangen, wo man das Grauwasser leert, lernen wir nette Nachbarn kennen. Jim aus England bietet uns seinen Platz an, wo wir nach kurzem Manöverieren endlich Wasser ablassen können und eine andere nette Dame aus Perth verwickelt uns auch noch in ein Gespräch.
Doch dann ist es an der Zeit weiterzufahren. Wenn man die Toilette leert, braucht es einen kleinen Beutel mit einer Chemikalie, die man dann wieder hineinwirft. Die haben wir aber nicht. Also besuchen wir noch kurz einen Laden mit Campingartikeln und posten uns genügend für den Rest der Ferien. Dann kanns endlich losgehen.
Auf dem Bussel Highway verlassen wir Busselton. Kurvig gehts in Eukalyptuswälder hinein, parallel zur Küste des indischen Ozeans. Statt auf dem Highway 10 wechseln wir aber auf die Caves Road und dort gehts achterbahnartig kurvig rauf und runter. Ich bin froh, dass ich meinen Berufschauffeur am Steuer habe. Die Strasse ist recht eng und am linken Strassenrand hat es einen Asphaltabsatz, den ich sicherheitstechnisch nicht überfahren möchte. Aber Jürg ist sich die Breite solcher Fahrzeuge gewöhnt und kurvt munter durch die einsamen Wälder. Immer wieder überraschen uns grosse Waldllichtungen, wo sich meistens riesige Weingebiete mit den dazugehörigen schönen Weingüter befinden. In der Nähe befindet sich Margret River, welches eines der berühmtesten Weingebiete Australiens ist. Wir entscheiden uns aber klar gegen eine Weindegustation. Fahren und Trinken ist eine schlechte Idee.
Dafür besuchen wir eine der zahlreichen Höhlen, die sich hier befinden. Schon zuhause haben wir uns für die Mammoth Caves entschieden, da man diese ohne Führung anschauen darf. Am Eingang erhalten wir einen elektronischen Guide mit Kopfhörer und dann dürfen wir uns in die geheimnisvolle Unterwelt begeben. Schön angelegte Holzstege, Brücken und Treppen führen uns durch die steinerne Märchenwelt und schon bald fühlt man sich wie Bilbo Baggins auf dem Weg zu Gollums Cave. Hört man da nicht die Schritte von Goblins? Jürg findet meine Phantasie gehe mal wieder mit mir durch. Was soll's... jedenfalls ist die Höhle sehr interessant anzuschauen. Wir sehen sogar uralte Fossilien wie der tasmanische Tiger, der über 35 000 Jahre als sein soll. Echt eindrücklich!
Unser Weg führt uns tief unter der Erde unter dem Highway hindurch und plötzlich erscheint wieder Tageslicht. Eine lange Treppe bringt uns zurück in den Wald. Ein kurzer Marsch über den Highway wieder zurück zum Ausgangspunkt. Ein toller Ausflug!
Es ist bereits ein Uhr. Die Zeit vergeht schneller als wir denken und so lassen wir Hamelin Bay sausen und fahren direkt nach Augusta, ein schönes Kleinstädtchen an der Flinders Bay. Nach Augusta erblicken wir die Abzweigung zu unserem Campingplatz. Doch zuerst wollen wir noch ans Cape Leeuwin.
Hier befinden wir uns an einem prominenten Platz. Nicht nur dass einer der grössten Leuchttürme Australiens den Ort verziert, hier treffen der indische Ozean und die Tasmansee aufeinandern und entsprechend wild ist die See. Hier befinden wir uns am südwestlichsten Punkt Australiens. Obwohl dies nicht der südlichste Punkt ist, gilt er zusammen mit dem Kap der guten Hoffnung und Kap Hoorn als eines der drei "grossen" Kaps der Südhalbkugel und als symbolischer Wegpunkt für das Erreichen oder Passieren von Australien für die Hochseeschiffahrt vom oder zum indischen Ozean. Wikipedia jedenfalls beschreibt die Wichtigkeit von Cape Leeuwin mit diesen Worten.
Und dieser eindrückliche Punkt begrüsst uns nicht nur mit Sonnenschein und einer steifen Brise, sondern auch mit den mahnenden Worten des Ticketverkäufers, dass wir auf den offiziellen Wegen bleiben sollen wegen gefährlicher Schlangen. Also das erschreckt uns nun wahrlich nicht mehr...
Wir spazieren zum eindrucksvollen Leuchtturm. Der Mix aus Wolken und Sonne lässt eine magische und fotogene Stimmung entstehen. An einem Aussichtspunkt setzen wir uns auf ein Bänkli und geniessen den Blick auf die grossen Wellenkämme, die unermüdlich in die Bucht rollen und an Felsen tosend brechen. Auf der nördlichen Seite des Leuchtturms finden wir Informationstafeln, die die spannenden Strömungen zeigen, die rund ums Cape Leeuwin herrschen und hier aufeinander prallen. Das dies eine grosser Herausforderung für Seekapitäne bedeutet, können sogar wir Landeier erkennen.
Wir bummeln zurück zum Visitorcenter und geniessen im kleinen Restaurant Kaffee und Sandwiches. Kleine Clubsandwiches gefüllt mit Schinken-Käse oder Avocada-Tomaten entpuppen sich als die Besten, die wir je gegessen haben.
Gestärkt kehren wir zum Camper zurück und fahren über eine Holperpiste hinunter an einen nördlichen Strand. Kleine Pfützen, die von der Flut zurückgelassen wurden, beherben kleine Meeresbewohner wie farbenfrohe Krabben. Daneben kann man wunderbar auf den Felsen herumkraxeln und bis zur tosenden See gelangen. Die Wellen brechen sich daran lautstark und man muss schon ein Auge darauf haben, wo man hingeht. Die Brandung ist unberechenbar. Lange sitzen wir hier und geniessen den Sonnenschein, die 20 Grad und der starke Seewind. Ein wunderbarer Ort!
Mit dem Camper verlassen wir Cape Leeuwin und kehren zurück nach Augusta. Bevor das Städtchen beginnt, biegen wir rechterhand zum Flinders Bay Caravan Park ab und erhalten einen schönen Platz für unser Gefährt. Jeder Campingplatz ist von einer gepflegten hohen Hecke umgeben, so dass die Privatsphäre gewahrt ist. Das Stellen des Campers funktioniert schon hervorragend, so dass wir schon bald die Umgebung erkunden können.
Durch hohe Büsche schlängelt sich ein schmaler Weg hinunter an die Bay. Schlangen-technisch eine ganz blöde Idee. Solch versteckte Wege behagen mir immer noch nicht. Doch wir gelangen ohne Zwischenfall hinunter an den Strand, wo sich das Meer grad langsam in die Ebbe zurückzieht. Feuchter Sand und malerische Felsen bevölkern die Bay. Dank einem Mix aus Wolken und Sonne bietet das Meer eine unglaublich breite Palette von blau und grün Tönen. Nordwärts marschieren wir dem Ufer entlang und erreichen den Badestrand von Flinders Bay.
Zwei hölzerne Stege markieren den wohl ungefährlichen Teil der Bucht und tatsächlich springen ein paar Mutige von einem der Stege schwungvoll ins - wohl recht kühle - Wasser. Wir setzen uns auf einen Holzstamm und geniessen den Ausblick. Was für ein schöner Ort. Hinter uns befindet sich ein grosser Parkplatz mit Spielplatz und drumherum viele schöne Ferienhäuser. Hier würde es mir auch gefallen. Sicher nicht grad das grösste Badeparadies Australiens, aber eine unglaublich malerische Gegend!
Wir kehren zurück in den Caravan Park und machen es uns neben unserem Camper bequem. Wir geniessen ein Apéro und lesen in unseren Büchern. Da der Boden teilweise aus Sand besteht und nach wie vor ein starker Wind weht, werden wir bei einer entsprechenden Böe des öftern eingenebelt. Die Sonne geht um fünf Uhr bereits langsam dem Horizont zu und uns überfällt die Müdigkeit. So spazieren wir ein zweites Mal hinunter zur schönen Flinders Bay und finden einen Aussichtspunkt mit Bänkli. Da wir hier ostwärts blicken, sehen wir zwar keinen Sonnuntergang, aber schöne Gewitterwolken, die sich über dem Meer in rosa Schattierungen färben.
Bei einbrechender Dunkelheit kehren wir zurück. Das Abendessen fällt bescheiden aus. Ein wenig Brot, Bananen und Apfelmus reichen. Danach geniessen wir auf unserem iPad noch ein wenig Kino mit dem Film "das gibt Ärger" mit Reese Whiterspoon. Ein höchst amüsanter Film. Die Nacht dürfte unruhig werden. Es windet immer noch unglaublich stark und Böen lassen unseren Camper munter hin- und herschwanken. Das wird lustig...
Aufbruch: | 04.04.2013 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 16.05.2013 |