Down Under - von Perth nach Darwin im Motorhome

Reisezeit: April / Mai 2013  |  von Franzi S.

Tag 31 - Nourlangie Rocks & ein Abendflug

Wir haben erstaunlich gut geschlafen obwohl es eine tropische Nacht war - auch im Camper. Um sieben geniessen wir das Frühstück draussen in einer noch erträglichen Temperatur.

Heute wollen wir einen Ausflug zu berühmten Felsmalereien der Aborigines unternehmen. Damit niemand unseren schattigen Platz hier kapert, belassen wir den Campingtisch und die Stühle zurück, welche wir mitten auf "unserem" Grundstück platzieren.

Bevor es los geht begebe ich mich noch an die Rezeption um zu fragen, ob unser Flug heute abend nun klappe. Ein junger Angestellter meint, wir seien beide gebucht. Super! Also bezahlen wir das Ganze und dann fahren wir weiter in den Kakadu Nationalpark hinein Richtung Jabiru.

Nach ein paar Kilometern biegen wir auf die Seitenstrasse zum Nourlangie Rock ab. Die Wälder werden dichter und plötzlich entdecken wir hohe Felsen. Die Strasse endet hier auf einem grossen Parkplatz. Es hat nicht viele Autos. Bevor wir den Camper verlassen crèmen wir uns dick mit Sonnencrème und Mückenschutz ein. Es ist ungefähr elf Uhr und die Hitze nimmt zu und zu. Auch die Luftfeuchtigkeit ist beeindruckend hoch und macht das Atmen schwer. Doch wir sind ja nun schon eine Weile in der Hitze und wollen uns von einer Wanderung nicht abbringen lassen.

Schilder weisen uns den Weg zu den berühmten Felsmalereien. Doch der Wanderweg entpuppt sich als schmaler Weg durch Gestrüpp, welcher steil in die Felsen hinauf führt. Bei all dem Giftgetier, das hier rumkriecht, klettern wir ziemlich mutig durch all die Büsche und Felsen. Zu Beginn unserer ersten Ferien 2011 in Australien wäre das undenkbar gewesen. Da wäre ich lieber auf der Stelle tot umgefallen...

Doch nach so vielen Wochen Aufenthalt auf dem giftigsten Kontinent sind wir langsam mutige Kerlchens und bahnen uns den Weg zu dem kulturellen Erbe des Kakadus. Und wir werden nicht enttäuscht!

Der Name Nourlangie bezeichnet das Felsmassiv hier im Kakadu. Die Malerein befinden sich unter eindrücklichen Felsvorsprüngen und sind unglaublich gut erhalten. Das Alter schätzt man auf sagenhafte 20 000 Jahre. So lange gilt das Gebiet von Aborigines bewohnt.

Wir wandern weiter dem Berg entlang und gelangen zu einem weiteren Felsvorsprung, wo wir weitere Malereien betrachten können. Der Wanderweg führt wieder in die Höhe. Da wir neugierig sind, ob wir wohl noch einen Aussichtspunkt erreichen, klettern wir munter über Felsen hinauf. Bis anhin hatten Bäume jegliche Aussicht verdeckt. Plötzlich erreichen wir eine Felsnase und haben einen tollen Blick über einen weiten Teil des Parks. Eine breite Busch- und Baumlandschaft erwartet uns eingerahmt von einem schönen Bergmassiv. Das gefällt uns!

Ein breiterer Wanderweg führt uns dann durch die Wälder wieder hinunter zum Parkplatz. Die Karte zeigt uns noch einen weiteren Aussichtspunkt. Da wir grad trotz Fliegen, Mücken und Hitze gut drauf sind, entscheiden wir uns zu einem Besuch. Am Parkplatz beginnt auch ein Wanderweg zu einem bekannten Billabong. Ein Billabong ist übrigens ein Gewässer, das bei Regenzeit Wasser führt und bei Trockenheit ausgetrocknet ist. Da wir grad am Rande der Regenzeit sind, hat es selbstverständlich überall genügend Wasser. Sogar zu viel, denn ein Schild warnt vor einem Besuch. Es hätte durch das viele Wasser zu viele Krokodile. Na die möchten wir wirklich nicht in ihrer Ruhe stören...

Also machen wir uns zu einer kleiner Bergtour auf und klettern über grosse Felsen 600 Meter hinauf zum Nawurlandja Lookout. Anstrengend aber es lohnt sich! Der Ausblick ist grandios! Den Teil, den wir hier sehen, wird als "woodlands" bezeichnet und lange sitzen wir hier und lassen den Kakadu Nationalpark auf uns wirken.

Dann wird es uns endgültig zu heiss. Und die Mücken und Fliegen nerven ebenfalls. Also zurück zu unserem Campingplatz. Dort gibt es einen gemütlichen Nachmittag. Jürg liest draussen und ich ziehe mich zu einem kleinen Nachmittagsschläfchen in den Camper zurück.

Um halb fünf begeben wir uns zur Rezeption um uns mit dem Piloten für unseren Flug zu treffen. Als der Pilot die Passagierliste sieht, macht er uns klar, dass er nicht zwei sondern nur noch eine Person mitnehmen kann. Wir wurden falsch informiert. Jürg überlässt mir grosszügig seinen Platz, ist aber hässig. Nicht über die Tatsache, dass er nicht mitfliegen kann (darüber ist er recht glücklich...), aber über das Theater bis das klar war.

Mit einem kleinen Bus werden wir zu der Startpiste gebracht, wo uns ein kleines Flugzeug erwartet. Da die restlichen Passagiere Paare sind, darf ich den Sitz gleich neben dem Piloten einnehmen. Das macht Laune! Und dann gehts los und lautstark erheben wir uns in die abendlichen Lüfte. Das Wetter ist abwechslungsreich. Einerseits hat es Wolken und auch Regenbänke, andererseits scheint die Abendsonne.

Wir fliegen lange über die Woodlands, erblicken viele malerische Billabongs und am Horizont eine langgezogene Bergkette, die in der Abendsonne leuchtet. Immer wieder durchbrechen Felsformationen die unendlichen Wälder. Dann erreichen wir den ersten Höhepunkt, die Jim Jim Falls. Wir befinden uns rund 60 Kilometer vom Kakadu Highway entfernt. Diese Wasserfälle sind nur mit Allrad-Fahrzeugen zu erreichen. Wegen dem hohen Wasserstand ist die Strasse aber zurzeit nicht befahrbar. Darum geniessen wir den Flug darüber. Der Wasserfall entsteht aus dem Jim Jim Creek und ist über 200 Meter hoch. In dem darunterliegenden See darf sogar gebadet werden, aber erst in der Trockenzeit wenn sich Ranger vergewissert haben, dass keine Krokodile mehr darin sind. Na, darauf würde ich mich nicht verlassen...

Der Pilot fliegt zwei spannende Kurven, damit die linken wie die rechten Passagiere einen schönen Blick für Fotos bekommen. Dann gehts zur nächsten eindrücklichen Schlucht zu den Twin Falls. Früher durfte man von der unbefestigten Strasse bis zum Wasserfall schwimmen, aber seit immer mehr auch in der Trockenzeit Salzwasserkrokodile gesichtet wurden, ist dies verboten. Ist wohl besser so... Wieder fliegt der Pilot eine Acht um die schönen Wasserfälle und wir geniessen den Ausblick und machen Fotos wie die Wilden.

Langsam fliegt das Flugzeug nordwärts und wir erreichen die Felsengruppe des Nourlangie Rocks, wo wir heute morgen waren. An zwei Stellen steigen Rauchwolken auf. Buschbrände? Die Steinformationen sehen sehr eindrücklich aus und sind erst aus der Höhe in ihrer vollen Schönheit zu erkennen.

Wieder dreht der Pilot langsam ab und wir gelangen in die Wetlands, wo der riesige South Alligator River alles dominiert. Da die Regenzeit noch nicht wirklich vorbei ist, wirkt das Gebiet wie ein überdimensionaler See mit grünen Inseln. Am Horizont hat es dramatische Regenwände und die Abendsonne beleuchtet sie intensiv. Es ist wunderbar. Lange fliegen wir über die Wetlands und erblicken den Yellow River, den Fluss, den wir gestern mit dem Schiff befahren haben. Damit geht unser Flug langsam zu Ende und ein hinreissend schöner Sonnenuntergang begleitet uns.

Es war ein unglaublicher Ausflug und zeigte mir einen Teil der Grösse des Parks. Und wie abwechslungsreich die Natur hier ist. Wenn Sie jemals im Kakadu Nationalpark sind, machen Sie einen Flug! Jeder Dollar lohnt sich!

Jürg ist gespannt auf meine Erzählungen und ich schwärme ihm vor wie ruhig und schön der Flug war. Sein leicht skeptisches Gesicht zeigt, dass er nicht wirklich böse ist, dass er nicht mit musste. Zum Abendessen gibts Resten. Teigwaren mit Käse und Ketschup. Als es eindunkelt, löschen wir alle Lampen, denn die Millionen von Viecher, die wir sonst damit anziehen, sind widerlich. Auch im Camper krabbelt es. Nichts gefährliches aber kleine Fliegen nerven ebenfalls. Draussen ist es wie in einem Backofen und wir sind uns einig, dass die Tropen nie zu unseren Lieblingsgebieten werden. Ich versuche es mit einer kühlen Dusche. Doch selbst das Wasser ist nicht mehr kühl und kaum bin ich draussen, bin ich wieder genau so nass wie vorher. Wuäh!

Also ab in den Camper. Alles was kreucht und fleucht killen und mit der Klimaanlage die Temperatur herunterbringen. So schön der Nationalpark ist, ich freue mich wieder aufs kühlere Perth...

© Franzi S., 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
7000 Kilometer im Motorhome an herrliche Strände, über einsame Highways durchs Outback bis in den Kakadu Nationalpark. Eine spannende Reise...
Details:
Aufbruch: 04.04.2013
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 16.05.2013
Reiseziele: Australien
Der Autor
 
Franzi S. berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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