Down Under - von Perth nach Darwin im Motorhome
Tag 27 - durch die Kimberlys nach Kununurra
Langsam bemerken wir, dass sich Sonnenauf- und untergang verschieben. Wurde es im Süden erst um 7 Uhr langsam hell, geht hier die Sonne bereits um halb sechs auf. Ungewöhnlich bin ich bereits um viertel nach fünf hellwach und schleiche mich leise nach draussen, damit Jürg weiterschlafen kann. Der Tag erwacht langsam und ich setze mich auf einen unserer Campingstühle um dies zu geniessen. Die Sterne verblassen und der Morgenschein am Horizont wird breiter und breiter. Dann geht die Sonne auf. Es ist ein herrlicher Morgen und die Frische ist höchst angenehm, auch wenn ich noch den Faserpelz tragen muss. Doch sobald die Sonne kommt, setzt sich die Hitze schnell durch.
Auch Hubert ist bereits wach und kommt sofort zum Plaudern zu mir rüber. Leider (oder zum Glück?) hat er heute morgen nicht soviel Zeit, da sie sich bereits zur Abfahrt parat machen. Irgendwann verabschiedet er sich, wünscht uns eine schöne Zeit in Australien und fährt mit Sack und Pack davon.
Jürg ist in der Zwischenzeit auch wach und wir geniessen ein gemütliches Frühstück. Dann geht unsere Fahrt weiter. Die erste Strecke darf ich fahren und brilliere bereits beim ersten Manöver mit einem netten Treffen vom Trottoir. Vorwurfsvolles Kopfschütteln seitens Jürg... hat er mir doch noch gesagt ich solle WEIT ausholen. Ja ja...
Wir verlassen Halls Creek und fahren wieder ins die Einsamkeit des Outbacks hinein. Wir befinden uns nun mitten im östlichen Teil der Kimberlys und die Landschaft wird grandios! Die Kimberlys sind eine der neun Regionen Westaustraliens und bieten auf ihrem Plateau manche verborgene Perlen. Die Kimberlys gehören zur heissesten Region der südlichen Hemisphäre mit 40 - 45 Grad. Während des Sommermonaten von Oktober bis April herrscht tropisches Monsunklima. 90 % der Regenfälle bedecken das Land. Dann folgt die trockene Winterzeit mit immer noch 30 - 35 Grad.
Das Plateau erreicht in ihrem Zentrum eine Höhe bis zu 800 Meter. In der vor der Sonne geschützten Schluchten befinden sich bis zu 50 Hektar grosse Inseln mit tropischem Regenwald. Dann gibt es stark erodierte Sandsteinformationen wie die berühmten Bungle-Bungle (Bienenkörbe). Diese Orte sind faktisch ohne Vegetation, da die starken Regenfälle das gesamte Erdreich jeweils in die Savannen spült. Dies alles erfahren wir durch Wikipedia.
Mit unseren Augen sehen wir eine wundervolle Landschaft. Der Northern Highway führt uns langsam in die Höhe, von Plateau zu Plateau und die Aussicht ist grandios! Wir durchfahren wüstenhafte Hügelzüge, kurvig wieder hinunter in einsame Täler und dann wieder hoch auf ein weiteres Plateau. Die Aussicht auf den Tafelbergen sind wunderbar und bietet einen eindrücklichen Blick über die wüstenhaften Kimberlys. Immer wieder biegen unbefestigte Strassen zu landschaftlichen Höhepunkten. Doch mit unserem Camper ist dies nicht zu schaffen. Dafür braucht es Allradantrieb und weitaus wendigere Fahrzeuge.
Da sich in diesem Gebiet auch viele Minen befinden, kreuzen immer wieder riesige Roadtrains unseren Weg.
In einem Roadhouse wechseln wir nach 180 Kilometern den Platz. Das Roadhouse ist ein richtiger Einkaufsort für Outback-Touristen. Es stehen viele Allrad-Fahrzeuge draussen und die Leute füllen Tank und Proviant. Auch wir geniessen hier eine Tasse Kaffe, dann gehts weiter. Langsam verlassen wir die Hochplateaus und der Highway schraubt sich wieder in tiefere Gefilde. Des öftern überqueren wir auch Flüsse, die Wasser führen. Langsam gelangen wir wieder in grössere Ebenen hinein, die am Horizont von wüstenhaften Gebirgen eingerahmt werden. Es ist die schönste Fahrt unserer Ferien!
Gegen Mittag erreichen wir die Ufer des riesigen Ord Rivers und damit unser Tagesziel Kununurra (Hubert hat uns gelehrt, dass man Känänärruä sagt...).
Auch hier informiert uns Wikipedia über das Städtchen in den Kimberlys. Es ist weitaus grösser und industrieller als Halls Creek. Sie wurde 1960 gegründet und hat rund 3700 Einwohner. Das Städtchen wurde für ein grossflächiges landwirtschaftliches Bewässerungsprojekt gegründet und entwickelte sich zum touristischen Zentrum der Kimberlys.
Dank der Stauung des Ord River entstand hier die weltgrösste Sandelholzplantage. Eigentlich stammt das begehrte Öl aus Indien, dort vorallem aus illegaler Abholzung. Hier in diesem tropischen Klima schaffte man es erfolgreich die Bäume zu pflanzen und das begehrte Öl zu ernten.
Heute verfügt Kununurra über eine beachtliche Infrastruktur für die ganze Region inklusive Spital, Polizeistation, Post, Schulen und natürlich vielen Hotels, Motels und Caravanparks.
Zuerst tanken wir auf, dann suchen wir Triple J, unseren Organisator für den morgigen Ausflug. Doch trotz kleinem Plan finden wir den Laden nicht. Also fahren wir ins Städtchen hinein zum Visitor Center. Sie erklären uns noch einmal, wo Triple J ist. Auf der anderen Seite befindet sich ein Einkaufszentrum, so dass wir unsere Einkäufe erledigen. Gleich neben dem Shoppingcenter befindet sich ein Park mit einem alten Baumbestand. Überall sitzen Aborigines in Gruppen herum, betrinken sich oder machen gar nichts. Auch im Einkaufszentrum hat es ein paar Aborigines. Einer torkelt ziemlich betrunken herum und spricht Leute an. Vermutlich braucht er Geld. Es ist ein trauriger Anblick!
Nocheinmal suchen wir Triple J und dieses Mal klappts. Wir finden das Büro in einer Nebenstrasse und melden uns für den morgigen Ausflug an. Wir werden am Caravanpark abgeholt und dann wirds zum Lake Argyl gehen. Wir freuen uns darauf!
Ich möchte gerne noch die berühmte Sandlewood Factory besuchen. Obwohl mein kleiner kopierter Plan zeigt, dass sich die Fabrik gleich in Stadtnähe befindet, fahren wir noch 13 Kilometer bis wir das Visitorcenter finden.
Im Innern finden wir einen tollen Shop, ein Café und ein kleines Kino. Dort werden wir zuerst über die Bedeutung und die Verwendung von Sandlewood informiert. Seit 1999 werden hier Sandelwoodbäume gepflanzt und ab 2012 kann man die ersten Bäume ernten. Echtes Sandelwood-Öl ist eine Kostbarkeit und wird vorwiegend in Indien hergestellt. Leider werden auch illegal viele Tropenbäume für dieses Öl gefällt. 80 % aller Parfums enthalten Sandlewood, aber auch in Make Up und in der Medizin findet der Stoff Anwendung. Aber nicht in jedem Produkt ist echtes Öl. Sandlewood ist nämlich auch der am meisten gefälschte Holzduft.
Es ist ein äusserst spannender Film und wir lernen viel über die Gegend von Kununurra und die Bedeutung dieser Sandlewoodproduktion. Über 200 000 Hektar werden zu unterschiedlichen Zeiten bepflanzt. Das ausgezeichnete Klima lässt eine Ernte bereits nach 12 - 15 Jahren zu. Normalerweise dauert dies 25 - 30 Jahre. Und so wird die grosse Ernte wohl auch das grosse Geld für die Gegend bringen.
Das ist natürlich gefährlich für den anschliessenden Besuch im Shop. Schliesslich wissen wir nun welch kostbarer Stoff in diesen Produkten stecken. Und so kaufen wir uns ein paar Sachen wie Lipbalm, Deo, feines Parfum und reines Öl als Heimbringsel.
Auf dem Rückweg erkennen wir nun auch die vielen unterschiedlich alten Wälder, deren Bäume wie Soldaten geordnet in geraden Reihen stehen. Wirklich spannend!
Wir erreichen unseren Caravanpark namens Ivanhoe und erhalten im tropischen Garten einen schönen Standplatz. Es ist heiss und um uns herum hat sich die Vegetation komplett geändert. Statt riesiger Eukalyptusbäumen befinden wir uns in einem Palmenparadies mit tropischen Wasserfällen und überall pfeifen uns exotische Vögel die schönsten Lieder. Ein toller Ort, wenn auch klimatisch nicht grad meine Wohlfühl-Region.
Als ich an meinem Blog schreiben will, stelle ich fest, dass dies internettechnisch nicht klappt. Ich bekomme keine Verbindung über meinen Telstrastick. Ob er aufgebraucht ist? Alles fluchen und suchen hilft nichts. Ich finde es nicht heraus. Also begebe ich mich um drei Uhr an die Rezeption um zu fragen, ob sie WIFI haben. Doch die Rezeption ist geschlossen. Um drei Uhr nachmittags? Tatsächlich stehen diese Öffnungszeiten an der Tür. Welcher Caravanpark kann es sich denn erlauben um diese Zeit zu schliessen. Eine nette Dame sieht mich aber und öffnet nochmals. WIFI gibts nicht aber sie drückt mir einen Prospekt in die Hand über welches Netz ich einen zeitlich begrenzten Internetzugang kaufen könne. Und es klappt!
Zum Abendessen gibt es Kühlschrank-Leerete. Unsere Camperzeit geht langsam dem Ende zu und wir wollen nicht Lebensmittel fortschmeissen müssen. Es gibt einen Wok mit Teigwaren, Schinken und Zwiebeln. Die Sonne brennt heiss auf unseren Platz und wir sind dankbar als sie langsam hinter den Palmen verschwindet.
Ich spaziere zum Badehaus um zu duschen. Was mich dort erwartet, gruselt mich zutiefst! Überall auf dem Boden und an der Wand klettern so komische Käfer - eine Mischung aus Kakerlaken und Heuschrecke - herum. Widerlich! Schnell kehre ich zurück in den Camper und hole mir meine Fliegenklatsche. Obwohl Häuschen-Geschichten ja nicht grad das Spannendste sind, ist es doch erzählenswert, dass ich auf dem Klo sitze, mit Sperberaugen die Lücken zwischen Boden und Kabinenwand beobachte und jeden Käfer, der sich hineinwagt, schwungvoll wieder hinausbefördere. Wuääääääh...
Den restlichen Abend geniessen wir in der tropischen Wärme. Die Sonne verschwindet um halb sechs. Doch es bleibt heiss und die feuchte Luft macht das Atmen schwer. Doch plötzlich so gegen acht Uhr kommt ein kühler Wind auf und lässt die Temperatur sofort um ein paar Grad sinken. Das ist ja spannend und äusserst angenehm. Danke, wer immer dafür verantwortlich ist!
Aufbruch: | 04.04.2013 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 16.05.2013 |