4 Monate Suzhou in China

Einen Besuch im Supermarkt um die Ecke habe ich gleich am Freitag erlebt: ein kleiner Junge rannte hinter mir her und strich mit seiner dreckigen Hand meine Jacke hinunter - er wollte mal fühlen, wie sich eine Europäerin anfühlt!, ein andere Junge guckte mich musternd von unten an und dann stand er da wie angewurzelt, als ich ihn dann musterte
Die Preise sind der Hammer: der Wechselkurs ist ungefähr 1:10 und somit wird alles zu Cent-Artikeln und man überlegt nicht lange sich Sachen zu kaufen, die man sowieso hier lässt. Eine Suppe oder Dumplings (gedünstete, gefüllte Teigtaschen) kosten nur 3 Yuan (30 Cent) und man ist satt! Im Männerhaushalt gibt es zwar ein Bügelbrett (auf Kinderhöhe oder zum Bügeln im Sitzen!), aber die Vitamine in Form von Obst halten erst wieder mit mir Einzug!

Die Geschichte des Samstags ist Manuels und mein Ausflug zum Supermarkt größerer Dimension: Auchan! Da herrscht Anarchie, nicht vorstellbar! Die Chinesen wuseln alle durcheinander, keiner lässt niemanden vorbeigehen oder fragt mal an, ob man ihm Platz macht - einfach den Wagen weiterschieben und die Ellenbogen ausfahren. Ich bin übrigens nicht unbedingt supergroß hier. Meine Mitbewohner sind beide größer, mein Chef auch, der Taxifahrer auch, ich bin gespannt auf die Studierenden!
Da hatte ich dann die Qual der Auswahl an Shampoos und versuchte mich an den wenigen Marken mit englischer Aufschrift, bekannten Marken und Farben zu orientieren, was bei Shampoo und Co. doch nicht immer funktioniert. Währenddessen ließ ich meinen Einkaufskorb an einer Ecke stehen - aber dann war er WEG und die Sucherei ging los. Manuel fragte dann mal nach und bald kümmerten sich scheinbar alle Angestellten der Abteilung um die Suche nach dem verloren gegangenen Einkaufskorb. Teile davon fanden wir dann wieder - so z.B. meine neuen Hausschuhe im kitschigen chinesischen Outfit - aber schön kuschelig und warm!

Nicht aber der Brief, den ich mit meiner grad gekauften SIM-Karte bekommen hatte und aus Informationszwecken behalten wollte. Ein Glück, dass ich die Karte in meiner Jackentasche hatte und es auch keine PIN gibt hier! Und die Nummer hat nur eine 4 - die Unglückszahl, weil sie ähnlich wie "Tod" ausgesprochen wird und die alle möglichst umgehen.
Wir fanden dann noch so essentielle Dinge wie Brot, bzw. Brötchen, allerdings schmeckt das tatsächlich eher wie Milchbrötchen, recht süßlich aber wohl mal auszuhalten. Nur was draufschmieren? Hab mir somit noch Marmelade gekauft, Honig ist superteuer, meine Mitbewohner besorgen sich (Fake-)Nutella. Käse gibt es wie gesagt nicht. Und deutsches Müsli habe ich gefunden, in zwei Sorten. Die große Tüte kostet umgerechnet 4€, aber dafür spart man ja an allem anderen ungemein, also ist diese Investition in ein dem Magen bekanntes Frühstück wohl mal zulässig!
Wir sind dann ziemlich gebügelt durch das Gewühl zur Kasse und haben in aller Ruhe bezahlt. Das dauert entspannend lange, denn die KassiererIn packt auch gleich alles in Unmengen von Plastiktüten. Aber ich hab das Ganze dann mal etwas deutscher vorangetrieben: die Einkäufe schon auf das (sich nicht bewegende und nicht vorhandene) Transportband gestellt, dann an der anderen Seite nach dem Scan alles wieder in meinen - Achtung - Leinenbeutel von Klett verstaut. Ich wollte mit gutem Beispiel vorangehen und wider dem ganzen Plastik. Obwohl laut Manuel alle sehr interessiert guckten, wird es wohl wenig Nachahmer finden, so traurig wie es auch in Spanien und England war ,aber wenigstens fühle ich mich dabei gut!