4 Monate Suzhou in China
Campusleben: Die Putzkolonne
Putzfrauen hier sehen eigentlich genauso aus wie bei uns: auch hier wickeln sich die "Damen" älteren Alters ein Tuch um den Kopf - allerdings oft eine Art kleines Frotteehandtuch. Schon putzig irgendwie Mein Zimmer putze/fege ich wie gesagt ja selbst. Aber im Büro schaut mal dienstags, mal mittwochs eine Gruppe von mehreren Putzfrauen vorbei, die dann ihre triefenden Mobs mitbringen. Sie unterhalten sich lautstark, grüßen mich mit viel Respekt (als Lehrer hat man in China ein sozial hohes Ansehen - nicht unbedingt Gehalt!) und fangen an zu wischen - also den Dreck tatsächlich einmal nass zu machen und an eine andere Stelle des Fußbodens zu befördern. Erstaunlicherweise gibt es ja alles in Kopie in China, aber die Sache mit den Mobs ist wirklich einzigartig. Man kann sie überall kaufen und meistens bestehen sie aus einem Bambusstab und unten sind viele Stofffetzen dran- und drumherumgebunden und fertig ist der Mob. Nur: auswringen um trockener als klitschnass zu wischen geht nicht, denn die Chinesen haben noch nicht den Plastikeinsatz des Eimers kopiert, in dem man so ein Putzgerät entwässern kann !!! Somit werden sie am Ende der Runde über Balkone gehängt, bis sie stocksteif getrocknet sind! Da hier im Büro nur die Treppe und der obere kleine Flur einen Teppichboden haben, wird auch der kurzerhand gewischt, ist doch ein Staubsauger vielerorts noch unbekannt. Leider ist das Denken der Frauen nicht so ausgeklügelt, dass sie einen Trinkbecher mit Löffel und einem verschlossenen Tee Sachet NICHT für Müll halten würden und es dann schneller entsorgt wird, als ich gucken kann - mein leckerer Pfefferminz-Milchtee Und wenn die Tür aufsteht, weht auch schon mal der Wind einige Blätter vom Tisch - ha, das ist sogar noch witzig, wenn ich sage, sie sollen die Tür deswegen schließen! Feng (Wind)!!!
Aufräumen und Putzen bei den Studenten im Wohnheim sieht anders aus: letztens hörte ich ein dumpfes Knallen beim Vorbeigehen an einem Jungenwohnheim. Es flogen alle leeren Plastikflaschen vom Balkon einfach nach unten. Hier ist das kein Problem, denn die Putzfrauen und andere Straßenkehrer sind immerzu präsent, um den Müll zu recyceln, denn wenn man Papier/Pappe sammelt und irgendwo abgibt, gibt´s dafür Geld und genauso muss es mit den Plastikflaschen sein. Gefundenes "Fressen" für viele Bettler und Müllsammler. Die Chinesen sind übrigens total schmerzlos, was Bakterien und Ansteckungsgefahren angeht: Sie tragen zwar Ärmelschoner, nicht aber Gummihandschuhe und fassen alles so an. In den Kantinen geht so viel Essen zurück, das mit den bloßen Händen zusammengeschoben wird... brrr.
Ob und wie die Studis in ihren Zimmern putzen, weiß ich nicht so genau. Nur das Bad meiner Nachbarn ist so dreckig unterm Waschbecken, dass in Deutschland kein Vermieter die Kaution wieder zurückzahlen würde!!! Mal sehen, wie das Wohnen sich in Deutschland für sie gestalten wird?!?!
Lüften ist auch ganz wichtig, einmal bei sonnig-windigem Wetter die Unter- und Überdecken und das ganze Jahr über Schuhe (mief)! Mein Wohnheim von vorne.
Aufbruch: | 07.02.2007 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | Juni 2007 |