4 Monate Suzhou in China
Auszug, Rückzug, Umzug
Dann auf einmal ging alles schief:
Nur eine Woche konnte ich das neue Zimmer mit eigenem Bad genießen, als wir Mitte März an einem Sonntag die Aufforderung zum Packen bekamen. Da keine weiteren Praktikanten kommen würden, wäre es zu teuer, die Wohnung für mich alleine zu halten. Aus ökonomischer Sicht sehe ich das total ein, denn 3 Zimmer plus 2 Bäder plus ein großes Wohnzimmer - da hätte ich mich auch sehr allein gefühlt! Und da man in China eine Wohnung nur für 6 Monate mieten kann und im Voraus zahlt, wäre das wirklich sehr teuer geworden - da ich auch nur noch 3 Monate China vor mir hatte. Und alle Diskussionen zwischen dem Mieter (meinem Chef), dem Makler und dem Vermieter wenigstens noch 2 Wochen bleiben zu können, kamen zu keinem für uns positiven Ergebnis.
Also Kofferpacken am sonnigen Sonntag, Auszug am Montagnachmittag (aber am Morgen musste ich noch ganz normal unterrichten - und hatte schon den Rucksack voller Utensilien, die ich im Büro unterstellte) und ab ins Hotel. Mir wurde von meinem chinesischen Chef ein Hotel gebucht: nachdem ich die Zimmer für 8€/Nacht gesehen hatte, entschied ich mich für ein 20€-Zimmer mit eigenem Bad, ohne Frühstück und Internet - Abzockerei. Sven hingegen blieb seine letzten 2 Wochen in Suzhou in einem benachbarten Hotel, günstiger und besser. Nachdem ich 2 Nächte in dem teuren Hotel verbracht hatte und ein Tier erlegt hatte, bin ich auch in Svens Hotel umgezogen. Aber wo sollte es nach der Hotelunterkunft eigentlich für mich hingehen??? Mein deutscher Chef konnte mir nur ein Zimmer auf dem Campus anbieten - angeblich gäbe es keine kleinen Wohnungen in Suzhou (97% Eigentum), außerdem wieder das Problem der 6 Monate Mindestmietdauer, WGs mit Deutschen gäbe es angeblich auch nicht und außerdem solle ich mich nicht anstellen. Er habe schließlich auch mit 42 Jahren noch sein Zimmer geteilt, als er nach Peking ging, um einen einjährigen Chinesischkurs zu machen. Toll, das ist aber seine Aussteigergeschichte, nicht meine! Ich bin gerade mal Einsteiger und hab ganz andere Sachen versprochen bekommen und anfänglich auch gehabt!!!
Und bevor ich am Wochenende das erste Mal nach Shanghai fahren konnte, um mir die Stadt anzugucken, Schuhe zu kaufen und eine Freundin zu treffen um darauf zu hoffen, sie würde einige erste Kilos zurück nach Deutschland nehmen, bekam ich eine traurige Nachricht aus Deutschland und musste dann mal wieder nach Shanghai Pudong Airport, da leider mein Großvater gestorben war. Hier hätte ich sowieso nicht trauern können, also habe ich von einem Tag auf den anderen einen Flug gebucht, noch schnell versucht einige Sachen einzukaufen und bin weg. Ich bin mit China Eastern direkt bis nach Frankfurt geflogen und konnte sogar 30kg mitnehmen, die ich aber leider nicht voll bekommen habe - jetzt wäre es überhaupt kein Problem, so viel habe ich mittlerweile eingekauft! So war ich also zwei Tage mit Fliegen unterwegs und zwei Tage in Deutschland, habe dem Jetlag gar keine Chance gegeben, mich über Brot gefreut, noch ein paar Sachen eingekauft, die ich in China vermisse oder die zu teuer sind und bin wieder weg. Ah, wie schön es war so ruhigen Verkehr genießen zu können und selbst mal kurz Auto zu fahren, einige Freund zu sprechen/sehen und Meerschweinchen zu streicheln
Ob der Asiat am Bielefelder Hauptbahnhof, der mich fragte wie man denn die lokalen Tickets entwertet, ahnte, dass ich auf dem Weg zurück nach Asien war und mich deshalb um Rat fragte?
Am 20.3. landete ich dann wieder in Shanghai. Da ich nicht mit dem Bus nach Suzhou fahren wollte - bzw. keine ganze Stunde auf den nächsten warten wollte und ich wenig und leichtes Gepäck hatte - entschied ich mich für einen Trip mit dem Maglev - dem Transrapid zwischen dem Flughafen und einer entlegenen Metrostation Shanghais. Nun gut, bis ich den Eingang im Flughafen gefunden hatte, ist auch einiges an Zeit vergangen, aber dafür kostet das Ticket mit Flugticket des gleichen Tages nur 40Yuan (4€) und das Erlebnis ist schon einzigartig. In Deutschland wird noch diskutiert, ob und wie und wo und bestimmt nicht so günstig... Hier wird einfach einmal entschieden und kurze Zeit später steht alles.
30 km in 8 Min bei 431km/h Höchstgeschwindigkeit (nicht ganz eine Minute lang, bevor leider schon wieder abgebremst wird). Aber die Beschleunigung in der Kurve und das Wackeln des ganzen Zuges sind schon beeindruckend!
Die Metrofahrt danach war eher undurchsichtig. Ein Ticket am Automaten traute ich mich nicht zu kaufen (obwohl es auch alles in Englisch gibt und man einfach nur die Linie mit der gewünschten Zielhaltestelle aussucht, dann auf die Haltestelle tippt und noch wählt, wie viele Tickets man haben möchte!) und so stellte ich mich artig am Schalter an, niemand sprach Englisch und ich zeigte mein altes Zugticket und versuchte deutlich zu machen, dass ich zu dem Bahnhof wollte, von dem man auch wieder nach Suzhou fahren könne... Hm, ich bekam ein Ticket und eine Haltestelle gezeigt! Dort stieg ich artig aus, denn auch während der Fahrt konnte ich nicht genug Informationen bekommen, ob denn alles so richtig sei....
Ausgestiegen und auch aus dem Metrosystem raus, musste ich feststellen, dass ich natürlich NICHT richtig war, weshalb ich nachfragte und mir Gott sei Dank auch mal auf Englisch weitergeholfen wurde. Neues Ticket gezogen, am People´s Square (einem wichtigen Zentrum in Shanghai mit eindeutig zu vielen Menschen in der Metro) umgestiegen und endlich am Bahnhof angekommen. Natürlich wählte ich den englischsprachigen Schalter, stellte mich artig an, nur Chinesen waren vor mir, als auf einmal ein anderer Ausländer an uns vorbeizog und sich sein Ticket in letzter Minute kaufte! Empörung stieg in mir hoch, aber genauso und nicht anders muss man es wohl machen.
In Suzhou musste ich dann noch Ewigkeiten warten, bis mein Chef mit gesamter Familie vom Einkaufen wiederkam und ich endlich ein Taxi organisieren konnte, um meine gesamten Sachen für den Umzug zusammenzupacken. Nur wollen die Taxifahrer hier ungern Gepäck mitnehmen - schon gar nicht so viel, wie ich nun mal dabei hatte! Aber zum Glück konnte die chinesische Frau meines Chefs dem Fahrer gut zureden und ab ging die Fahrt auf zum College.
Aufbruch: | 07.02.2007 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | Juni 2007 |