4 Monate Suzhou in China
Auszug, Rückzug, Umzug: Die Aunties
Im Eingangsbereich eines jeden Wohnheims sitzt eine Frau, die tagsüber die Wäsche der Studis wäscht, heißes Wasser in Thermoskannen abfüllt und bei Regen den Eingang immer wieder wischt. Sie wird von den Studenten "Tante" genannt. Bei mir im Wohnheim sind es zwei, die sich abwechseln. Sie haben auch ein eigenes Zimmer, in dem sie schlafen. Tagein, tagaus! Anfangs wollte ich meine Wäsche abends selbst waschen. Mir wurde also die Waschmaschine erklärt und schon rückte ich mit meinen Thermoskannen warmen/heißen Wassers an, um die Temperatur meines Waschwassers zu erhöhen - fast so wie zu Hause, wo die Maschine das alleine kann! Aber als die Auntie sich das einmal angeguckt hatte, kam sie beim zweiten Mal mit eigenen Thermoskannen angerannt und machte mir deutlich, dass das Wasser, was sie mir jeden Tag gibt, doch zum Trinken da sei. Brrr, das ist nicht gerade lecker und ich benutze es anfänglich immer für meine Wärmeflasche, zum Zähneputzen und morgens zum Spülen, der geringste Teil wird zu Tee und das meiste geht durch den Abfluss!
Nach zweimal eigenen Waschaktionen spät abends wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass das Waschen doch die Aufgabe der Auntie sei und sie mir gerne diese Arbeit abnimmt. Nun gut, dann erklärte ich meiner Studentin noch kurz, das ich dunkle Sachen gerne kalt, helle Sachen gerne warm gewaschen hätte. Ich glaube, es funktioniert! Ich rücke nun nur noch mit meiner Plastiktüte Wäsche und Waschpulver an, und wenn ich abends wiederkomme, hänge ich meine Sachen auf. Nur bügeln muss ich alleine - immer noch auf dem Minibügelbrett.
Letztens bin ich mit einem Jungen und einer Studentin in ihr Wohnheim gegangen - bei der Auntie mussten wir dann unsere Namen in ein Buch schreiben und beim Verlassen uns wieder austragen. Es wird also genau verzeichnet, wer wann wie lange woanders als in seinem eigenen Wohnheim war! Es gibt zwar viele Pärchen hier, aber mehr als Händchenhalten ist vielleicht nicht drin. Wo die eventuell intim werden, kann ich mir kaum vorstellen, ist doch überall wenigstens immer ein Chinese mehr als man selbst! Aber ich werde mal nachfragen
Aufbruch: | 07.02.2007 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | Juni 2007 |