4 Monate Suzhou in China

Reisezeit: Februar - Juni 2007  |  von Sandra in China

Campusleben: Essen in den Kantinen

Den Satz "Wo bu jau rou" - "ich möchte kein Fleisch" habe ich doch so ziemlich als erstes auswendig gelernt. Er klingt bestimmt nicht immer höflich, aber mein Wunsch wird fast immer berücksichtigt. Und als Ausländerin habe ich sowieso eine gewisse "Narrenfreiheit" hier bezüglich meiner Nahrungsaufnahme am College.
Entweder gehe ich in eine Kantine, wo ich mit dem Finger zeigen kann, dass ich das Essen haben möchte und bekomme dazu eine Schale Reis.
Ich bin satt - also Reissatt! Nach zwei Monaten zu viel weißen Reises versuche ich ihn zu meiden. Ich schaufle mir lieber das Gemüse aus den Schälchen rein, und picke nur noch etwas Reis und lasse den Rest zurückgehen (so geht es auch anderen Ausländern). Nicht, dass ich irgendwann so reissatt bin, dass ich nie wieder Reis essen möchte! Ich hatte zwar gehört, dass Reis für die Wohlhabenden nicht mehr Sättigungsbeilage Nummer 1 ist, aber hier an der Uni sehe ich sie alle schaufeln - erst auf den typischen chinesischen Löffel, und dann mit den Stäbchen tief über den Tisch gebeugt in den Mund. Fleisch wird ja in den meisten Fällen schon geschnitten und mit "Haut und Haaren - also auch Knochen" serviert, weshalb die Chinesen gut im exakten Ausspucken der Knochenreste sind - wohin, wenn der Teller klein ist? Auf den Tisch oder das Tablett natürlich, im schlimmsten Fall auf den Fußboden!

schon fertig - und all das wandert nachher in meine Nudelschale und in meinen Bauch

schon fertig - und all das wandert nachher in meine Nudelschale und in meinen Bauch

Oder ich gehe zu meiner geliebten Nudelabteilung. Dort werden die Nudeln (so dünn wie Spaghetti) ganz frisch aus Nudelteig gezogen. Ich gucke dem Nudelmeister immer wieder gerne zu, wie er in Windeseile aus einem Stück Teig mit ein paar Handgriffen filigran-dünne Nudeln zieht, die dann als eine riesenlange Nudeln im heißen Wasser landen. Kurze Zeit später werden sie mit langen Essstäbchen wieder herausgeholt und mit einer Brühe begossen (für den Geschmack) und dann bekomme ich meistens noch mein Tomaten-Rührei dazu, oder Doufu (Tofu).
Mittlerweilen traue ich mich auch mal in andere Kantinen und bestelle mir gefüllte herzhafte Pfannkuchen oder etwas anderes.
Was selten fehlen darf ist mein täglicher "Nai Cha" - mein Milchtee mit den leckeren schwarzen Reiskugeln (black pearls) darin. Die sind so groß, dass auch der Strohhalm dazu einen großen Durchmesser hat. Anfänglich konnte ich keine trockene Möglichkeit finden, die versiegelnde Plastikhaut des Plastikbechers aufzustechen, ohne dass der Tee am Schlüssel, an der Schere oder womit auch immer, heruntertropfte. Dabei muss man nur den Daumen auf das Strohhalmende halten und mit Schwung diesen dann durch die Plastikhaut stoßen. Meistens wird dann "Hello Kitty" oder "Pokemon "dabei mitten ins Gesicht oder Herz getroffen

Da mich mittlerweile jeder hier auf dem Campus kennt, brauche ich eigentlich überhaupt nichts mehr sagen, sondern einfach nur das Geld über den Tresen schieben, dann wissen sie schon, was ich möchte. Allerdings ist so mein Chinesisch auch schon beim Lernmaximum angekommen. Hm, ist mir einfach doch zu anstrengend, von den Zeichen mal ganz zu schweigen.

Yummy, mein Milchtee (heiß) und mein gefüllter Pfannkuchen (kalt)! Die schwarzen Kugeln sind total lecker, wenn auch ein wenig glibberig

Yummy, mein Milchtee (heiß) und mein gefüllter Pfannkuchen (kalt)! Die schwarzen Kugeln sind total lecker, wenn auch ein wenig glibberig

PS: "Hello Kitty" ist diese japanische weiße Katze, die es scheinbar auf Allem abgebildet gibt. Es gibt, wie Manuel herausfand, Kreditkarten damit, ich habe letztens einen pinken Koffer gesehen, Handyanhänger, Taschen, Figürchen und alles, was das Fanherz so begehrt. Ich glaube, dieses "Hello Kitty"-Motiv kommt von der goldenen Winkehand-Katze, die im Eingangsbereich eines fast jeden Geschäftes steht: sie winkt, aber eigentlich möchte sie mit der Tatze nur den Käufern das Geld aus der Tasche ziehen!!!
PPS: Bei Wikipedia steht, dadurch, dass es die gesamte Produktpalette von Hello Kitty gibt und alle Altersgruppen anspricht, ist es eine Marke für die "Kidults" geworden - und das sind sie bestimmt - die Chinesen Bloß nicht erwachsen werden.

© Sandra in China, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
DaF-Tours betreibe ich ja schon seit Beginn meines Deutsch-als-Fremdsprache-Studiums und diesmal ist halt China dran. Immer im Zeichen der deutschen Sprache :-) Suzhou gilt als das Venedig des Ostens und liegt 150km landeinwärts und westlich von Shanghai. Guckt mal unter Google-Earth. Mit DaF um die Welt...
Details:
Aufbruch: 07.02.2007
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: Juni 2007
Reiseziele: China
Der Autor
 
Sandra in China berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.