4 Monate Suzhou in China

Reisezeit: Februar - Juni 2007  |  von Sandra in China

Verkehr: mit dem Zug

So anstrengend - unvorstellbar. Egal wie viel Gepäck man hat, in Suzhou zumindest gibt es keine Aufzüge, nur wenige Rolltreppen und eindeutig zu viele Stufen.
Meine erste Zugfahrt war ebenfalls Mitte März. Einige Stunden zuvor hatte ich mir ein Ticket besorgt - ein riesiger Zeitaufwand, weil es natürlich keine Fahrkartenautomaten gibt und man ewig Schlange stehen muss und dann niemand Englisch spricht und man wieder mit Händen und Füßen, oder kleinen Zetteln mit chinesischen Zeichen (Hilfe von Freunden), versucht, das zu bekommen, was man sich so wünscht. Am besten einen möglichst schnellen Zug und einen Sitzplatz. Die Preise für die schnellsten Züge (ICE-Äquivalent) liegen für eine 2-stündige Fahrt bei ca. 6€! Und nach Shanghai kann man auch für 2,50€ fahren. In den Bahnhof kommt nur, wer ein gültiges Ticket für einen Zug hat, der in näherer Zukunft abfahren wird. Dann wird das Gepäck noch durchleuchtet und man sucht sich seinen Warteraum. Da sieht man dann die Massen, die alle im gleichen Zug mitreisen werden. Irgendwann werden die Tore für die Plattform aufgemacht und alle müssen ihr Ticket noch mal zeigen, viele Treppen rauf- und runtersteigen und können dann endlich in den schon lange wartenden (und oftmals erst hier eingesetzten) Zug steigen, aber bitte sofort im richtigen Wagon, wo noch mal kontrolliert wird. Dann hievt man seinen Koffer bis zum Platz und hofft auf genug Platz im Gang oder jemanden, der einem hilft, das ganze in die Gepäckablage hoch zu stemmen. Endlich sitzen, es läuft ein deutsches altes Schlaflied mit chinesischem Gesang, alle wuseln durcheinander und pünktlich geht es dann los. Bald packen die anderen ihre Knabbereien (Nüsse oder Kerne) aus und wenn sie gut erzogen sind, dann spucken sie die Reste in eine Tüte, ansonsten auch gerne auf den Boden. Der Mann mit den langen Fingernägeln fragt seine Frau nach dem Nagelknipser und wühlt in ihrer Tasche, um sich dann vor mir den Daumennagel zu kürzen. Wo die Reste hinspringen ist egal. Alles natürlich! Bedienstete schieben ihre kleinen Esswagen durch die vollen Gänge, man kann heißes Wasser für seine Instantnudeln kaufen und dann kommt das, was ich vorher nur im TV gesehen hatte - Verkäufer: Tigerbalsam wird uns angepriesen, aufgeschraubt, herumgereicht und der Verkäufer gibt sich sicherlich die größte Mühe - aber leider kauft niemand eine Dose Er zieht in den nächsten Wagon ab.

Ich bin auch zweimal mit einem "ICE" gefahren. Der kam sogar einige Minuten zu spät, während wir schon auf dem Bahnsteig warten durften, alle schön in Schlangen an der Stelle, wo der jeweilige Wagon anhalten würde. Und dann werden wir aufgefordert, schnell einzusteigen, damit der Zug nicht noch mehr Verspätung haben wird.
In Shanghai gibt es auch einen Ticketschalter mit der Aufschrift "English speaking". Da stellte ich mich einst an, hinter vielen Chinesen, als ein anderer Ausländer an mir vorbeizog und sich ganz chinesisch vordrängelnd schnell sein Ticket besorgte, während ich wartete bis ich dran war! Man muss es wohl so machen, weshalb ich in Suzhou zu anderer Gelegenheit einmal in eine entstandene Lücke 5 Personen vor mir hineinschlüpfte. Beschwerden hinter mir konnte ich ja sowieso nicht verstehen
Man kann auch sein Ticket tausche, zumindest in Shanghai wurde ich nach meinem Ticketkauf abgefangen, und gegen einen früheren Zug ausgetauscht. Das war angenehm! Vieles andere ist einfach zu voll-chinesisch!

© Sandra in China, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
DaF-Tours betreibe ich ja schon seit Beginn meines Deutsch-als-Fremdsprache-Studiums und diesmal ist halt China dran. Immer im Zeichen der deutschen Sprache :-) Suzhou gilt als das Venedig des Ostens und liegt 150km landeinwärts und westlich von Shanghai. Guckt mal unter Google-Earth. Mit DaF um die Welt...
Details:
Aufbruch: 07.02.2007
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: Juni 2007
Reiseziele: China
Der Autor
 
Sandra in China berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.