Die Weltreise, die zur Amerikareise wurde
Chile: Fin del Mundo
Festessen nach der Rettungsaktion. Cecilia hat gekocht, Rahan hat seine letzten Rum ausgeschenkt und sogar die Polizei hat mitgefeiert.
Cristina und Victor haben wir auf der Wanderung kennengelernt. Sie haben uns auf einen Ausflug mitgenommen
So saßen wir also 12 Stunden im Bus nach Ushuaia. Ab und zu sah man Guanakos in der Pampa grasen und sonst nichts. Was für eine Einsamkeit. Zwischendurch sind wir mal auf eine Fähre gefahren und mussten an der argentinischen und chilenischen Grenze halten. Die nehmen es hier auch ganz genau mit ihren Grenzen. Man kriegt jedesmal Ein- und Ausreisestempel und außerdem wird das ganze Gepäck wie am Flughafen kontrolliert. Einmal mussten wir den Bus wechseln. Bei dem letzten Bus war es mir echt ein Rätsel, wie der Fahrer überhaupt richtig sehen konnte. Die ganze Windschutzscheibe war übersät mit Rissen. Carglas gibts hier wohl nicht. Die Toilette war auch noch abgeschlossen. Einmal hielt der Fahrer und rannte schnell zur Toilette. Wir wollten auch, aber die Tür zur Fahrerkabine war abgeschlossen. Rahan hämmerte dagegen, aber er hörte uns nicht. So fuhr er einfach weiter. Krass oder? Also gings mit voller Blase weiter in Richtung Ushuaia.
In Ushuaia unternahmen wir nicht viel. Wir bereiteten unsere Wandertour vor und buchten eine Bootsfahrt über den Beaglekanal nach Puerto Williams. Leider bekam Rahan ne dicke Erkältung.
Nach zwei Tagen gings dann mit dem Boot weiter nach Puerto Williams in Chile. Wieder durchliefen wir alle Aus- und Einreiseformalitäten. Was für ein Zeitaufwand. Die Bootsfahrt war schön und man hatte einen tollen Blick auf die Berge der Umgebung. Nach Puerto Williams gings dann noch eine Stunde mit dem Bus auf Schotterpisten durch die Natur. Hier hatte man wirklich das Gefühl am Ende der Welt zu sein. Cecilia, die Campingplatzbesitzerin, wartete schon auf unseren kleinen Bus. Sie begrüßte uns mit Küsschen, wie Familienmitglieder. Es war so herzlich. Auf dem Weg zum Campingplatz erfuhren wir, dass ein Israeli namens Guy auf dem Wanderweg verunglückt sei. Seine Freundin Sofia ist 11 Stunden durchmaschiert, um Hilfe zu holen. Nun lag er allein im Zelt und wartete auf einen Helikopter. Zum Glück hatte er sich wohl nur den Fuß verdreht und es war nicht zu ernst. Am Campingplatz trafen wir auch die völlig erschöpfte Sofia an. Zum Glück hatte der Platz ein gemütliches Häuschen mit Küche und Kamin. So konnten Rahan sich von seiner Erkältung und Sofia von der Wanderung erholen. Ich fühlte mich sofort wohl hier. Wir verbrachten hier 3 Tage. Obwohl der Ort so klein war, wurde es mir hier nie langweilig. Ich ging jeden Tag in den Ort im Minisupermarkt einkaufen und bekochte Rahan. In der Ortsmitte konnte man den Wildpferden beim Grasen zusehen. Außerdem kamen jeden Tag neue interessante Leute an, die den Dientes de Navarino schon gewandert waren oder ihn noch vor sich hatten. Am spannensten war aber, als wir endlich den Militärhubschrauber starten hörten. Der Rettungshubschrauber war nämlich kaputt und so musste ein Militärhubschrauber geordert werden. Dann kam Guy endlich mit seinen Rettern zurück. Sein Bein war verarztet und es schien ihm gut zu gehen. Mit ihm kamen Quinn und Juan Pablo, die eigentlich auf dem Campingplatz arbeiteten. Man brauchte hier echt keinen Fernseher. Abends kam Cecilia mit ihrem Mann und der Polizei, die auch bei der Rettung beteiligt waren, dazu. Cecilia kochte und Rahan schenkte den letzten Rum aus. Ok eigentlich war noch genug übrig, aber die Polizei schüttete sich einfach zweimal nach. Als Rahan ihnen den guten Rum wegnehmen wollte, riefen sie nur:"Policia! Policia!" Es war so lustig.
Als es Rahan besser ging konnten wir unsere Wandertour beginnen. Cecilia brachte uns noch mit dem Auto zu dem Beginn des Tracks. Sie war so lustig. Ihr deutsches Lieblingswort war "kaputt". Sie benutzte dieses Wort dauernd, besonders wenn es um Rahans Erkältung ging. Jetzt war Rahans Nase aber nicht mehr kaputt und es ging los. Zunächst wanderten wir bei Sonnenschein durch einen Wald. Schon hier wurde klar, dass es keinen bequemen Weg gab. Wir kletterten über und unter Baumstämmen hindurch. Auf einem Berg angekommen, genossen wir die herrliche Aussicht. Leider verliefen wir uns einmal und unser Umweg kostete echt viel Energie. Es ging so steil bergauf und bergab. Zum Schluss schlitterten wir nur auf Steinfeldern in Richtung See. Zwischendurch schneite und hagelte es auch noch. Das war wirklich ein harter erster Tag. Die Tour wurde auch nicht einfacher, dafür wurde man mit der grandiosen Natur und den schönsten Zeltplätzen belohnt. Das Wetter wurde zum Glück viel besser. Den Wanderweg konnte man nicht immer eindeutig erkennen. Oft musste man einfach einem sehr schlammigen und sumpfigen Pfad folgen. Rahan rutsche so oft aus und verfluchte diesen Weg. Ich musste einfach nur lachen, weil wir aussahen, wie die Schweinchen. Leider hatte ich mich wohl bei Rahan angesteckt und fühlte mich immer kränklicher. Am vierten Tag fühlte ich mich so schlapp, dass wir einen Ruhetag einlegten. Die Sonne schien, der See glitzerte und man sah die "Dientes" (Zähne). Das tat so gut. Ich schlief viel und ließ mich von Rahan verwöhnen. Wir lernten noch ein nettes chilenisches Pärchen Victor und Cristina kennen. Sie wanderten mit einem Deutschen und der schenkte uns noch Schokolade und Tee. So erholte ich mich zum Glück viel schneller als Rahan und wir wanderten weiter. Mir hat die Tour trotz aller Anstrengung und Erkältung wirklich gut gefallen, aber Rahan meinte dass er so eine Wanderung nie wieder machen wollte. Am Campingplatz warnte er alle Neuankömmlinge vor dieser Strecke. Ich musste nur noch lachen und es hörte sich immer so an, als ob Rahan und ich verschiedene Wege gegangen seien. Wir blieben noch zwei Nächte am Campingplatz und feierte meinen Geburtstag dort. Quinn und Juan Pablo waren auch wieder da. Außerdem lernten wir noch eine super nette Familie aus Frankfurt kennen. Die sind doch tatsächlich den Wanderweg mit ihrem Baby und ihrem dreijährigen Sohn gelaufen. Echt verrückt. Wir feierten meinen Geburtstag mit leckerem chilenischen Wein rein. Victor und Cristina kamen auch noch vorbei. An meinem Geburtstag gabs selbst gebackenen Kuchen von Rahan. Cecilia war leider nicht da, aber ihre Tochter brachte eine Torte und einen Pinguinbleistift vorbei. Das war so süß. Ich war so vollgefuttert und wollte nur noch schlafen.
Es fiel mir richtig schwer diesen Ort zu verlassen, weil es so gemütlich war. Im Ort grüßte jeder jeden und wir wurden von der Polizei angehubt. Die Zeltplatzbewohner waren auch so nett. Zum Schluss hatten wir sogar einen Hund, der in unserem Vorzelt schlief. Aber wie so oft schon hieß es leider Abschiednehmen.
Aufbruch: | 07.08.2016 |
Dauer: | 11 Monate |
Heimkehr: | 10.07.2017 |
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