Die Weltreise, die zur Amerikareise wurde
Und wieder in Chile: Chiloe
Mit der Fähre gings rüber auf die Insel Chiloe. Dort verbrachten wir die ersten Nächten in Quellon. Hier gab es nicht so viel Spannendes zu entdecken und leider waren unsere Gastgeber auch nicht die Freundlichsten. Ich bekam auch tatsächlich zum ersten Mal eine negative Bewertung bei Airbnb. Umso mehr freuten wir uns auf die Weiterreise nach Castro. Hier buchten wir uns wieder eine Airbnbunterkunft und es war wirklich witzig. Der Gastgeber betrieb einen Barbershop mitten in seinem Wohnzimmer. Man hatte immer das Gefühl, in einem Friseursalon zu sitzen. Außerdem war er sehr daran interessiert, mit uns in Kontakt zu kommen. Zum Glück reisten wir immer noch mit Diego und so konnten wir uns viel besser verständigen. Was auch super war, dass es Diego sehr wichtig war unser Spanisch zu verbessern. Durch ihn lernte ich viel mehr Spanisch, als je zuvor auf der Reise. Gemeinerweise ließ er Rahan und mich auch immer wieder Dinge klären und tat so, als ob er auch kein Spanisch spräche. Oft musste er dann aber doch helfen, weil wir ziemlich ratlos dastanden. Ich verstand zwar mittlerweile ziemlich viel, aber das Sprechen fällt mir sehr schwer.
Es machte total Spaß durch den Ort zu bummeln. Wir besichtigten die typischen Palafitos. Das sind Holzhäuser, die auf Pfählen halb im Wasser stehen. Der Markt mit den Obst-, Gemüse- und Kunsthandwerksständen war auch sehr nett. Ich habe mir einen typischen Strickpulli gekauft. Neben der Markthalle warteten im Wasser die hungrigen Seelöwen auf die Fischreste. Es machte so einen Spaß, sie zu beobachten.
Eigentlich hatten wir den Tipp von Christina und Victor (Wanderbekanntschaft aus Puerto Williams) bekommen, dass man eine tolle mehrtägige Wandertour im Tantauco Park unternehmen könnte. Es stellte sich aber leider heraus, dass der Park geschlossen war. So entschieden wir uns für eine kürzere Tour entlang der Küste zum Cole Cole Strand. Dazu mussten wir von Castro nach Cucao reisen. Wir starteten mal wieder sehr spät. Diego hatte nämlich den gleichen gemütlichen Reiserythmus wie wir. Mist war nur, dass heute in ganz Chile eine Volkszählung stattfand. Alle Leute sollten zu Hause bleiben und fast alles war geschlossen. Wir fragten uns nur, wie man denn ein ganzes Land nur wegen einer Volkszählung lahmlegen konnte. Es fuhren natürlich keine Busse mehr. Zum Glück kam wieder unser Reisecharma zum Einsatz. Wir stellten uns mit einem Schild in die Innenstadt und wurden tatsächlich von einem der wenigen Autos mitgenommen. Es war wirklich gar kein Problem hier, zu dritt zu trampen. Gut diesmal saß ich schön im Warmen und Rahan und Diego auf der Ladefläche, aber immerhin kamen wir trotz Volkszählung nach Cucao. Cucao war wirklich winzig. Wir verbrachten eine Nacht auf dem Zeltplatz und dann gings los. Wir wanderten aus dem Ort heraus am Strand entlang. Der Weg war einfach, aber wir hatten krassen Gegenwind und Regen. Bald freundete ich mich mit einem total aufgedrehten verrückten Hund an. Ich rief nur auf spanisch:" Loco, loco, loco!" Loco heißt nämlich auf spanisch verrückt. Der Hund drehte total durch vor Freude und begleitete mich. Rahan und Diego waren nicht so begeistert. Mir tun die ganzen Straßenhunde hier einfach nur leid und so taufte ich den Hund Loco und nahm ihn mit. Der Weg wurde immer schöner. Wir mussten zwei Flüsse durchqueren und wanderten teilweise barfuß. Total witzig waren die Strandkühe. Ich hatte mich hier in Chile schon an die vielen Wildkühe und Pferde gewöhnt, aber wilde Strandkühe waren mir neu. Entweder lagen sie faul im Sand oder sie fraßen die riesigen Algen, die überall herumlagen. Leider liebte Loco es, alle Kühe aufzuscheuchen und so rannten die Kühe total aufgeregt den Strand entlang. Ich musste so lachen. Nur der letzte Teil der Wanderung war sehr steil und anstrengend. Wir wanderten auf einen kleinen Berg und hatten eine herrliche Aussicht auf das Meer, die Strände und den Wald. Die Landschaft erinnerte Rahan und mich irgendwie an Hawaii, nur dass es hier kälter war. Leider hatte ich nicht daran gedacht, dass wir bald einen Nationalpark betreten würden. Hier sind Hunde streng verboten. Am Eingang redeten wir mit einem Mann, der sich um den Park kümmert. Er wollte später nachkommen und uns das Refugio aufschließen. Diese Hütte am Strand kostete ca. 3 Euro pro Person. Echt mal gar nix. Wir freuten uns total. Leider band der Mann Loco total lieblos mit einem Strick an. Das war so traurig. Ich konnte das gar nicht mit ansehen. 10 Minuten später rannte Loco mit durchgebissenem Strick hinter uns her. Oh nein Loco wird uns noch in Schwierigkeiten bringen. Dann trafen wir einen Frau, die das gar nicht lustig fand und ihn wieder festband. Dieser Hund ist aber auch zu doof und lässt sich von jedem einfach festbinden. Diesmal kam er nicht hinterher und ich hatte ein schlechtes Gewissen, da ich mich dafür verantwortlich fühlte und keiner wusste was mit Loco passieren würde. So gingen wir allein weiter. Die schlechte Laune war aber bald verflogen, als wir aus der Ferne den Cole Cole Strand sahen. Die Abendsonne kam raus und es war einfach nur herrlich. Gleich waren wir drei uns einig, dass wir hier zwei Nächte verbringen wollten. Leider lies der Herr mit dem Pferd und dem Schlüssel sich nicht blicken und so bauten wir die Zelte auf. Nach einigen heftigen Regenschauern verzogen sich die Wolken und wir hatten einen wirklich tollen Sternenhimmel. Was für ein paradisicher Ort. Diego war schon im Zelt und Rahan und ich wollten auch gerade schlafen, da kam doch tatsächlich der Mann mit dem Schlüssel vorbei. Er entschuldigte sich, dass es schon so spät sei. So bezahlten wir eine Nacht für unser Zelt und wollten am nächsten Tag in das Refugio. Krass da war dieser Kerl im Dunkeln einen total glitschigen steilen Weg entlanggeritten. Damit hatten wir echt nicht gerechnet.
Am nächsten Morgen bereiteten wir das Frühstück im Refugio vor. Rahan und Diego gingen zusammen Wasser am Fluss filtern. Es war kaum zu glauben, wer da mit ihnen zurück kam. Der total durchnässte Loco! Wieder mit durchgebissenem Strick. Er machte seinem Namen wirklich alle Ehre. Loco und ich freuten uns so, uns wiederzusehen. Rahan und Diego schüttelten nur den Kopf. Rahan machte sich mittlerweile aber auch Sorgen um ihn und kochte ihm Haferschleim. Den Tag verbrachten wir mit Faulenzen und Strandspaziergängen. Es war so entspannend. Später kam noch ein junger US-Amerikaner dazu. Wir spielten Karten und genossen die Zeit im Refugio. Am nächsten Tag gings wieder zurück. Durch die starken Regenfälle waren die Flusspegel stark gestiegen. Wir mussten in Unterhosen durch das eiskalte Wasser. Meine Beine waren einfach nur noch taub. Am anderen Ufer fand eine chilenische Familie das ganz schön lustig. Aber was soll man machen, wenn es keine Brücken gibt. Auf dem Hinweg hatten wir gesehen, dass man ein Stück mit dem Bus zurückfahren konnte. So verabschiedeten wir uns schweren Herzens von Loco und nahmen den Bus. Insgeheim hatten ihn auch mittlerweile Rahan und Diego ins Herz geschlossen. Ich war aber froh, dass wir ihn wieder an seinen Ursprungsort zurückbringen konnten.
Nach diese schönen Tour verbrachten wir noch eine Nacht auf der Insel Chiloe und verließen sie dann wieder in Richtung Norden.
Aufbruch: | 07.08.2016 |
Dauer: | 11 Monate |
Heimkehr: | 10.07.2017 |
Island
Kanada
Vereinigte Staaten
Costa Rica
Panama
Chile
Argentinien
Bolivien
Peru