Einmal um die Welt
Patagonien: Torres del Paine 03.04. - 06.04.14
Aller Anfang ist schwer - oder: Am Ende wird alles gut
Von Ushuaia aus ging es wieder die 600 km gen Norden und zurück über die Grenze nach Chile. Unser nächstes Etappenziel sollte der Torres del Paine Nationalpark sein, ein absolutes Highlight, auf das wir uns sehr gefreut haben. Die Reiseplanung gestaltete sich zunächst jedoch nicht ganz so einfach. Mindestens einen Tag lang hatten wir im Internet recherchiert, mehrmals das Touristenbüro befragt, wie man am besten welche Wanderungen kombiniert und möglichst viel sieht, und haben dann doch alles wieder umgeworfen und von Vorne geplant.
Die Übernachtungsmöglichkeiten im Park waren für uns begrenzt und teuer. Schließlich hatten wir fürs Zelten weder die passende Ausrüstung noch die entsprechende Lust. Und viele Wanderungen sind so konzipiert, dass sie eine Übernachtung auf der Hälfte der Strecke erfordern. Viele Wege beginnen auf der anderen Seite eines Sees, den man nur mittels Zubringerboot erreicht und welches aufgrund der Nebensaison nur einmal täglich fährt - sprich man kommt hin, aber leider nicht mehr zurück.
Die Erleichterung war schließlich groß, als endlich eine Entscheidung getroffen war. Die Wettervorhersage las sich großartig und auch in unserem Übernachtungsdomizil vor dem Park, Puerto Natales, lachte die Sonne nur so vom Himmel. Im dunklen Morgengrauen ging es am nächsten Tag los Richtung Park, das Auto vollgepackt mit Toastbrot, Wurst und Käse, um wenigstens die Brotzeit für die Wanderungen nicht zu den überzogenen Preisen im Park kaufen zu müssen.
Mit Sonnenaufgang stellte sich ein wenig Enttäuschung ein, nachdem die Sonne sich hinter einer tiefhängenden, dichten Wolkendecke versteckte. Kurzzeitig war die Stimmung ein klein wenig am Boden (bei dem einen mehr, bei der anderen weniger ), sehen die Fotos bei grauem Himmel schließlich nur halb so schön aus und so früh hätten wir schon mal gar nicht aufstehen müssen.
08:00 - Das klart bestimmt noch auf, da kommt ja schon die Sonne!
11:00 - Hmmm, irgendwie zieht es mehr zu als auf...
Ab Nachmittag meinte es Petrus aber gut mit uns und pustete die Wolkendecke nach und nach hinfort. Bei einer kleinen aber dennoch schweißtreibenden Wanderung eröffnete sich ein wunderschöner Rundum-Blick auf den ganzen Park mit seinem beeindruckenden Felsmassiv und den vielen leuchtend türkisen Gletscherseen. Doch ganz schee hier
Zu unseren Füßen der Lago Grey - die hellen Tupfer sind Eisberge vom Grey Gletscher, die wie kleine Schiffchen über den See treiben. Im Hintergrund der Lago Peohe und die Cuernos del Paine.
Da wir auf jeden Fall eine Bootsfahrt über den Lago Grey machen und anschließend auf dem Gletscher selbst wandern möchten, haben wir uns nach reiflicher Überlegung für die luxeriöse Unterkunft direkt am See entschieden inklusive Panormafenster zum Gletscher. Und auch wenn das echt teuer war, der tolle Blick auf den Gletscher hat uns reichlich entschädigt.
Die ersten Sonnenstrahlen des nächsten Morgens zaubern einen rosa Schimmer auf den Gletscherberg. Aber warum versteckt der sich denn an einem so strahlenden Tag unter einem Tischtuch aus Nebel?
Als wir mit dem Boot in den Nebel eintauchen, wird es schlagartig unheimlich kalt und man sieht keine 5 Meter weit. Das ist bei den vielen vorbei treibenden Eisschollen gar nicht so ohne und einmal musste der Captain auch heftig den Rückwärtsgang einlegen, damit wir nicht enden wie die Titanic.
In der Nähe des Gletschers sollten wir beide dann aussteigen, um unsere Gletscherwanderung zu machen. Allerdings konnte unser Boot in diesem Dunst überhaupt nicht die Anlegestelle finden und wir haben bestimmt für 45 Minuten planlos auf dem See gecruised, bis uns das kleine Beiboot der Kletter-Crew nach vielen Versuchen der Ortung über Pfiffe und Rufe gefunden hatte. Da hartnäckiger Nebel hier wohl äußerst ungewöhnlich ist, waren Alle guter Dinge, dass wir noch ein Stündchen warten und dann auf den Gletscher aufbrechen könnten.
Allerdings war dann wohl heute einer der ungewöhnlichen Tage und der Nebel blieb und blieb. Nach einer Stunde des Wartens gingen wir dann unverrichteter Dinge wieder zurück auf unser Ausflugsboot, welches immer noch vor dem Gletscher in der Hoffnung verharrte, dass sich der Nebel verziehen und den Blick auf das Eis freigeben würde.
Kaum biegen wir um die nächste Ecke und da tut er sich vor uns auf, der Gletscher. Und erstrahlt in seiner vollen Schönheit
Am nächsten Tag wollen wir natürlich nochmal unser Glück mit dem Gletscher versuchen, aber noch mal direkt am See zu übernachten, diesen Luxus können wir uns nicht erneut gönnen.
Und das ist auch gut so, denn so landen wir in einer ganz idyllisch gelegenen kleinen Unterkunft am Rande des Parks.
Nachdem wir uns morgens auf dem Boot fast die Zehen abgefroren haben, sitzen wir Nachmittags in T-Shirt und nackten Füßen auf unserer Veranda und schwitzen immer noch.
Dass uns das in Patagonien passieren könnte, wer hätte das wohl gedacht?! Wir jedenfalls nicht
Während wir gemütlich bei unserem Nachmittagsbierchen auf der Veranda sitzen, kommen Wildpferde den Weg entlang geschlendert - wie viel Landidylle will man denn mehr?
Blick aus der Vogelperspektive auf unsere im Tal des Rio Serrano gelegene Unterkunft und Aussicht von unserer Veranda.
Am nächsten Morgen geht es wieder in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett, um den zweiten Versuch auf dem Gletscher zu starten.
Sogar unsere Gastgeber sind aufgrund der unchristlichen Frühstückszeit etwas pikiert. Hierzu muss man wissen, dass man in Patagonien den Tag wirklich gemächlich startet. Die Sonne geht erst gegen 8 Uhr morgens auf und vorher passiert wirklich nichts. Aber es hilft ja nichts, wir wollen schließlich aufs Eis.
Wach sind zu dieser Zeit wohl nur die Hasen, die im Dämmerlicht Haken vor unserem Auto schlagen und alles darauf anlegen, unbedingt unter die Räder zu kommen. Zum Glück haben wir einen wendigen Jeep und können der misslungenen Akrobatik der Hoppels ausweichen und kein Tier kommt zu Schaden.
Schon halb verschwitzt am Lago Grey angekommen, dürfen wir feststellen, dass diesmal nicht nur der Gletscher im Nebel steckt, sondern gleich der ganze See. Man sieht rein gar nichts und es fährt noch nicht einmal das Boot raus. Somit ist auch heute wieder die Gletschertour gestorben. Da wir auf unserem Weg gen Norden noch den ein oder anderen Gletscher sehen werden, sind wir nicht zu sehr bedrückt.
Bevor wir unsere Tour durch den restlichen Park fortsetzen, vertreiben wir uns zunächst ein bisschen die Zeit in einem Cafe und warten, dass sich der Nebel verzieht. Nachdem er nach zwei weiteren Stunden immer noch bombenfest an den Berghängen klebt, machen wir uns auf den Weg, schließlich wollen wir heute noch das nächste Etappenziel erreichen.
Als wir eine der nächsten Hügelkuppen überfahren, man mag es kaum glauben, ist der Nebel plötzlich verschwunden und wir bekommen eine weitere Portion einer der schönsten Landschaften zu Gesicht, die wir jemals gesehen haben.
Auch wenn wir nicht auf den Gletscher konnten, müssen wir im Nachhinein wirklich sagen, was wir für ein Glück mit dem Wetter hatten. Eisige Winde und Schneestürme sind hier keine Seltenheit und können auch gut und gerne in der von uns bereisten Jahreszeit vorkommen.
Wir durften strahlenden Sonnenschein und sommerliche Temperaturen genießen und der Effekte durch Nebel und Wolken haben auf einer Seite ein sehr interessantes und mystisches Bild geschaffen. Wir behalten Torres del Paine als eine grandiose Landschaft in Erinnerung, die man auf jeden Fall besuchen sollte, wenn man in Patagonien ist.
Über dieses Wunder der Natur kann man einfach nur staunen und sich freuen.
Aufbruch: | Dezember 2013 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | August 2014 |
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