Einmal um die Welt
Patagonien: El Chalten 11.04. - 13.04.14
Besuch bei Onkel Fitz
Am Rande des gleichen Nationalparks "Los Glaciares", etwas nördlich von El Calafate, liegt das kleine Dörfchen El Chalten. Hier gibt es nur rund 1.000 Einwohner und das auch nur im argentinischen Sommer.
Im Winter, wenn der Tourismus aufgrund der unwirtlichen Jahreszeit zum Erliegen kommt, reduziert sich die Einwohnerzahl dann sogar auf sage und schreibe 300.
Gefühlt hat jeder Bewohner von El Chalten entweder eine Hosteria, ein Restaurant oder ein Lädchen mit vielerlei handwerklichem Gedöns und lebt voll und ganz vom Tourismus.
Auf dem Weg dorthin haben wir mal wieder unserem neusten Hobby gefrönt und ein paar Tramper mitgenommen, dieses Mal zwei Jungs aus Hamburg bzw. Manchester. Die Fahrt verging wie im Fluge, da man sich gegenseitig über das bislang Erlebte austauscht und auch den ein oder anderen Tip absahnt.
Die Sympathie für die Tramper geht schon so weit, dass ein Teil von uns am liebsten Alles und Jeden von der Straße aufsammeln würde. Zur Demonstration hier mal ein Auszug eines Dialogs bei einer Fahrt durch den Nationalpark - die Namen wurden von der Redaktion anninymisiert
A: Oh, guck mal, da laufen Zwei.
A: Hm.
A: Ja komm, halt an, wir nehmen die mit.
A: Die halten doch nicht mal den Daumen raus...
A: Ja macht doch nix, wir fragen sie mal, wo sie hin wollen.
A: Mensch, die wandern!!!! Die wollen laufen!!!! Denen macht das Spaß!!! Lass doch jetzt mal die Leute in Ruhe!
A: ((((
So wie die "Las Torres" das Markenzeichen des Torres del Paine Nationalparks sind, ist hier der Fitz Roy das markante "Gesicht" der Stadt. Dieses Felsmassiv kann innerhalb einer Tageswanderung besucht werden, was uns sehr entgegen kommt. Wir haben uns ja bekanntermaßen noch nicht unter die Camper getraut
Zuerst dachten wir, dass uns nun endlich das typische patagonische Herbstwetter erreicht hätte, als es morgens in Strömen regnet. Wir haben ja sozusagen täglich darauf gewartet Aber noch während wir unser Frühstück etwas länger ausdehnen, klart es draußen immer mehr auf und wir können doch noch zu unserer Wanderung aufbrechen.
Am Ortsschild wird man schon direkt vom Fitz empfangen - in doppelter Ausfertigung natürlich nur bei gutem Wetter.
Die Kombination von bunt gefärbten Laubbäumen und Schnee & Eis ergibt ein irres Bild und haben wir so bislang auch noch nicht gesehen. In Deutschland sind die Bäume eben schon kahl, bevor der erste Schnee kommt
Wir rücken näher und langsam verkrümeln sich auch die letzten Wolken. Da wir gerne so nah wie möglich an den alten Fitz ran wollen, müssen wir zunächst noch einen sehr steilen und anstrengenden Aufstieg antreten...
Alle Anstrengung hat sich gelohnt, denn oben angekommen werden wir mit diesem wunderschönen Panorama belohnt.
Uns gefällt's hier! Und wäre es nicht doch a bisserl frisch und lägen nicht noch 4 Stunden Fußmarsch zurück vor uns, würden wir glatt noch ein bisschen bleiben.
Und wer hat das Bild gemacht?! Claro, der Tramper aus Hamburg
Bei einem kurzen Stop auf der Rückfahrt ins Dorf werden wir von zwei freundlichen Wanderern darauf hingewiesen, dass wir einen Platten haben. Wir denken, das kann jetzt nur ein Scherz sein, ist doch der Kleber vom letzten Platten in Punta Arenas gerade erst trocken.
Aber nun gut, wir fahren hier mal wieder auf Schotterpisten mit vielen, kleinen, spitzen Steichnchen und einer muss sich wohl leider in unseren Reifen gebohrt haben.
Aber wir sind ja mittlerweile Profis und ab geht's zur nächsten "Gomeria", ein prosperierender Wirtschaftszweig in Patagonien - zu Recht! Dort wird der Übeltäter entfernt und das Loch in Nullkommanix geflickt. Und weiter geht's!
Kaum zu glauben, aber das ist er, der kleine Fiesling!
Geschäftstüchtig - Oder: Wer hat schon einen Gletscher im eigenen Garten?
Nach unserer 8-stündigen Wanderung verspürten wir für den nächsten Tag einen nicht allzu großen Drang, wieder ein so großes Stück zu laufen. Ein kleiner Spaziergang zum Humuel Gletscher kam uns da gerade gelegen.
Die Aussicht dort sollte "muy lindo" sein, so unsere hiesiege Herbergs-Muddi, also machten wir uns auf den Weg. Da wir bei unseren Wanderungen ja aber schon den ein oder anderen Gletscher am Wegesrand gesehen hatten, versprachen wir uns nicht allzu viel Neues und sahen es einfach als netten Zeitvertreib.
Aber Patagonien hält doch immer wieder Überraschungen bereit
Der Gletscher selbst liegt zwar im Nationalpark und ist daher "staatliches Eigentum", allerdings kann man ihn nur betrachten, wenn man zuvor über das Privatgrundstück einer argentinischen Familie läuft.
Diese ist ganz und gar nicht dumm, sondern sehr geschäftstüchtig, und knöpft jedem Besucher einen Wegzoll von knapp 5 Euro ab. Pro Jahr kommen gemäß der Eigentümer ca. 10.000 Besucher vorbei und so werden mal ganz nebenbei 50.000 Euro verdient. Nicht sooo schlecht - aber mal ehrlich, wer kann auch schon von sich behaupten, dass er einen Gletscher in seinem Garten hat?!
Oben angekommen war nicht der Gletscher selbst das eigentliche Highlight, sondern die von ihm gespeiste Lagune, die in einem fast unwirklichen türkis-grün schimmerte.
Und weil die Familie eben geschäftstüchtig ist, wird man beim Abstieg schon vom unwiderstehlichen Geruch des Grills angelockt und kann gar nicht anders, als sich ein Würstchen gönnen. Zumal der nette Herr Grillmeister optisch exakt dem Bilderbuchargentinier entspricht, wie man ihn sich so vorstellt.
Beim stolzen Preis von rund 4 Euro müssen wir erstmal schlucken, aber beim Probieren stellen wir fest, dass die Würstchen jeden Cent wert sind. Selten so leckere gegessen! Und um frechen Kommentaren vorweg zu greifen: Nein, das Foto ist nicht entstanden, nachdem Anni noch 10 weitere Würstchen verinnerlicht hat - da versteckt sich nur die Tasche drunter
Als wir El Chalten verlassen, lassen wir wohl den landschaftlich dramatischsten Teil Patagoniens hinter uns. Wir sind super happy, dass wir dank des tollen Wetter die Gelegenheit hatten, diesen beeindruckenden Teil Südamerikas zu besuchen.
Nun kann kommen, was wolle, das für uns Wichtigste haben wir gesehen und wir können es uns nun auch mal gönnen, einen Gang runter zu schalten. Wir werden es locker angehen und auch zwischendrin ein paar Tage mal einfach nichts tun.
Also seht es uns bitte nach, wenn die nächsten Berichte wohl nicht mehr ganz so spannend sind. Aber man braucht auch mal ein bisschen Urlaub vom Abenteuer, um die vielen Eindrücke sacken zu lassen
Aufbruch: | Dezember 2013 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | August 2014 |
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