Einmal um die Welt
Peru: Manu Nationalpark 11.06. - 14.06.14
Grenzerfahrung im Dschungel
In Cusco angekommen wollten wir neben Machu Picchu auch noch ein echtes "Abenteuer" erleben und buchen. Wir wollten für ein paar Tage die Zivilisation, wie wir sie kennen, hinter uns lassen und eins mit der Natur werden. So leben, wie es Generationen vor uns getan haben.
Ist natürlich kompletter Blödsinn! Wir wollten einfach die Möglichkeit nutzen, das Amazonas-Gebiet und viele exotische Tiere zu sehen. Und genau diese Möglichkeit wir von Cusco aus mit dem nahegelegenen Manu Nationalpark angeboten.
Also wieder mal im Internet recherchiert und unseren Wunschanbieter dann persönlich aufgesucht. Dort hatten wir auch ein nettes Gespräch und schließlich die 4 Tages / 3 Nächte Tour ins Auge gefasst.
Das Ganze wollten wir uns beim Abendessen endgültig überlegen, bis uns dann anhand der Visitenkarte aufgefallen ist, dass wir in einem ganz anderen Laden waren. Gut, kann passieren... die heißen ja auch alle irgendwie "Manu Peru Travel", "Peru Manu Travel" oder ganz verrückt "Peruvian Manu Travel"...
Ärgerlich war jetzt nur, dass unser Anbieter sage und schreibe zwei Bewertungen bei Tripadvisor hatte, davon eine mit "Sehr gut" und eine mit "Ungenügend"... Was will man mehr...
Wir hörten auf unser Bauchgefühl und buchten den Trip.
Mit uns zusammen fuhr dann noch ein ganz junges Ding aus Amerika und so waren wir zusammen mit unserem Guide, dem Koch, dem Fahrer, dem später noch dazu stoßenden Bootsfahrer und dessem Gehilfen dann komplett. Ein absoluter Wahnsinn, wie viele Menschen bei diesem Trip involviert waren, um uns Vier Stadtmenschen den Dschungel nahe zu bringen.
Morgens um 5:30 Uhr ging es dann los und das sollte auch die Aufsteh-Zeit für die nächsten Tage bleiben.
Aber bevor es in den Dschungel geht noch ein paar Worte zum Nationalpark:
Der Park ist rund 19.000 km2 groß und seit 1987 hat er bei der UNESCO Weltnaturerbe-Status. Interessant ist, dass 4/5 der Fläche gar nicht betreten werden dürfen. Hier leben noch Ur-Indianer, die keinen Kontakt mit der heutigen Zivilisation möchten. Weitere 13% des Areals sind Forschern vorbehalten und die restlichen 5%, so pi mal Daumen, sind für touristische Expeditionen geöffnet.
Bevor es los geht, wird noch schnell getankt.
Vor lauter Aufregung haben wir ganz vergessen, die wirklich tolle Landschaft zu fotografieren, durch die man auf dem Weg zum Park kommt.
Menschen mit Höhenangst vergessen das Fotografieren hier sowieso ganz schnell...
Auf dem Weg dorthin von Cusco fährt man auch durch drei unterschiedliche ökologische Zonen: Hochgebirge, Bergregenwald und Regenwald. Also ging es zunächst noch mal ein Stück weiter nach oben auf etwas über 4.000 Meter. Und dann... Gott sei Dank wieder runter... .
Was es so in dem Park grundsätzlich alles zusehen gibt, wollen wir gar nicht erwähnen, denn davon die Highlights mit den eignen Augen zu Gesicht zu bekommen, kommt fast einem 6er im Lotto gleich. Theoretisch kann man den Jaguar sehen und in den Bergen den Puma - theoretisch, oder bei einer längeren Tour sogar recht realistisch.
Aber auch hier wieder der Verweis auf Wikipedia, wen es interessiert, denn es gibt schon eine Menge vom Aussterben bedrohter Tiere hier noch in ausreichender Zahl.
Mal wieder zurück zur Tour:
Gestartet sind wir ja recht früh und wir brauchten auch den ganzen Tag, um in unserer ersten "Lodge" anzukommen. Die Fahrt ging hoch und runter und hoch und runter durch eine sehr abwechslungsreiche und schöne Landschaft. In den unterschiedlichen Höhenlagen leben unterschiedliche Tiere, wie zum Beispiel eben der Puma oder auch der wunderschöne Vogel Quetzal.
(Kleiner Exkurs: Für diesen Vogel haben wir schon mal 5 Stunden vor einem Baumloch in Costa Rica gesessen, nur um für gefühlte 10 Sekunden den Wechsel zwischen Männchen und Weibchen bei der Kindespflege zu sehen...)
Wen wir dann aber auch live zu sehen bekamen, war der Nationalvogel von Peru, der Andenklippenvogel, und eine ganz schöne Flora.
Der Andenklippenvogel, oder was man von ihm erkennt. Der war aber auch echt weit weg...
Auf unserem Weg machten wir an einer Pre-Inka Stätte halt (Mitte rechts).
Was für ein Kontrast zu den tiefgrünen Landschaften auf der anderen Seite des Berges.
In unserer Lodge wurden dann sämtliche Batterien für die nächsten Tage aufgeladen, für den Rest des Trips sollte es nämlich keinen Strom mehr geben.
Um unser obligatorisches Feierabend-Bierchen zu trinken, mussten wir durch tiefsten Dschungel (kleine Übertreibung) in den nächsten Ort wandern. Leider gab es kein kaltes Bier, aber egal, dann trinken wir eben lauwarmes. 3 Flaschen à 1 Liter durch den Dschungel zurück geschleppt. Warum wir das alles schreiben? Weil unserem lieben Freund Oliver bei dieser Extrem-Wanderung ein bzw. kein Licht aufgegangen ist. Seine frisch in Cusco erworbene Stirn-Überlebenslampe hatte nämlich noch nicht mal die Power, um von seinem Kopf auf den Boden vor ihm zu leuchten. Und wer Oliver kennt, er ist jetzt auch kein ausgemachter Riese...
3 Liter waren dann doch ne ganze Menge und so teilten wir die Flaschen mit einer Familie aus Frankreich/Kanada, die mit ihren drei Kindern für über 1 Jahr die Welt bereisen...Hut ab!
Am nächsten Morgen ging es für unsere lustige Truppe dann wirklich in den Dschungel.
Generell bestanden die Tage dann aus diversen Wanderungen, in aller Herrgottsfrühe ging es los, den ganzen Tag über und abgerundet durch eine Nachtwanderung. Schön war, dass die Wanderungen immer wieder durch leckeres Essen oder mal einen Snack unterbrochen wurden. Überhaupt muss man sagen, dass es eine tolle Leistung des Koch und des ganzen Teams war, mitten im Nirgendwo ein leckeres, warmes Essen zur Verfügung zu stellen.
Oberes Bild:
Fer-de-Lance und Kapuzineräffchen.
Die Bisse der Lanzenotter ist hochgiftig und sie ist für viele Unfälle in Südamerika "verantwortlich". Unser Exemplar war zwar noch ein Baby, aber auch die sind schon giftig, von daher haben wir respektvoll Abstand gehalten.
Unteres Bild:
Titi-Monkey und Hoatzin.
Aufgrund seiner Merkmale wurde der Hoatzin lange Zeit für das Bindeglied zu einem bereits ausgestorbenen Urvogel gehalten. Aufgrund seines Geruchs hat er noch einen weiteren, nicht sehr schmeichelhaften Namen: Stinkvogel.
Das "Highlight" der zweiten Nacht bestand darin, dass wir in einem Baumhaus schlafen sollten mit Nichts als den Geräuschen der Natur um uns herum.
Nichts heißt dann auch in diesem Fall Nichts. Also auch kein Wasser, nicht mal ein Kanister, kein Klo und schon gar kein WIFI
Man muss im Nachhinein schon zugeben, dass die Stimmung beim Anblick unserer Schlafstätte nicht unbedingt Purzelbäume geschlagen hat.
Um es vorweg zu nehmen, es hat die ganze Nacht über nicht geregnet, sondern geschüttet! Geräusche im Dschungel?!?! Neeeeee, nur Regentropfen so groß wie Tischtennisbälle, die auf den Boden und unser Dach klatschen.
Sehr verehrte Frau Angelika E., was halten Sie denn von unserer heutigen Unterkunft?
Man stelle sich also folgendes vor:
Es ist dunkel, es schüttet aus Kübeln, man liegt unter einem Moskitonetz in 5 Metern Höhe mitten im Dschungel. Um einen herum kann so ziemlich alles kreuchen und fleuchen. Von Spinnen über Schlangen bis hin zum Jaguar oder sogar eine Horde Wildschweine, die wohl fast am gefährlichsten im Dschungel sind.
Und plötzlich das...
...ein erstes Grummeln regt sich im Bauch und schnell überschlagen sich die Gedanken: was tun, wenn ich jetzt noch auf Toilette muss?!?
Im Laufe der Nacht wird es dann zur Gewissheit!
Es gibt wohl kaum einen "beschisseneren" Ort (Verzeihung) auf diesem Planeten für einen Moment, in dem der Körper sämtliche Inhaltsstoffe von sich geben möchte.
Und das dann auch noch ohne funktionierende Taschenlampe...
Nein, im Ernst. Das war kein schöner Moment. Und wir schreiben das auch nur hier rein, weil am nächsten Tag alles fast wieder komplett gut war und der Tag drauf wieder das Bierchen getrunken wurde. Aber so bleibt ein Besuch bei uns in ewiger Erinnerung...
Nach dieser Nacht war unser Abenteuerdrang aber schon auf normales Maß zurecht gestutzt und wir freuten uns alle wieder auf eine warme Dusche und sonstige Annehmlichkeiten.
Unsere letzte Unterkunft hatte dann auch zumindest wieder vier Wände um das Bett herum und eine Tür, aber leider auch zusätzliche Bewohner in einer Matratze.
Trotz Dusche musste sich der andere männliche Part unserer Gruppe am Tag drauf häufiger als üblich kratzen...
...man ahnt es schon und genau so kam es auch...Zum ersten Mal war der Kontakt mit Bettwanzen hergestellt und wir können absolut sagen:
Hätte es unserer Meinung nach nicht gebraucht...
So wurde der Dschungel-Trip dann auch wirklich irgendwie noch zum Abenteuer-Trip, nur anders, als gedacht...
Oben:
Sieht lässig aus, wie Annika da am Strand entlang läuft. Kurz darauf wurden wir von Sandfliegen AUFGEFRESSEN. Diese Biester sind äußerst aggressiv und die Bisse bleiben teils über Wochen sichtbar. Einfach ätzend, auch gerade, da man die Bisse zuerst gar nicht spürt. Merkt man es, dann ist bereits das halbe Bein angefressen...
Mitte:
Sieht idyllisch aus, Bettwanzen als Zugabe...
Nachdem es ja bekanntlich wie aus Kübeln gegossen hatte, war es schier unmöglich, die Straße zurück nach Cusco zu passieren. Der Dschungel wollte uns wohl noch ein wenig behalten.
Erst mussten Gesteinsbrocken, die der entstandene Fluss mit sich geführt hat, beiseite geräumt werden.
Mini Fazit
Würden wir so einen Trip wieder machen oder weiterempfehlen?
Schwierig. Es waren coole Sachen dabei, aber auch Dinge, die man so nicht unbedingt braucht. Wenn man vorher schon mal im Dschungel war und dort viele Tiere gesehen hat, wird man von Manu eher enttäuscht sein - zumindest bei der Vier-Tages-Tour. Dann sollte man eher eine längere Tour in die Reserve Zone buchen. Will man mal etwas Abenteuer-Luft schnuppern und eine schöne Landschaft mit ein paar exotischen Tieren sehen, für den könnte der Trip was sein.
Wir würden ihn so nicht mehr buchen, bereuen aber auch nicht, dass wir ihn gemacht haben (abgesehen von Bettwanzen, Sandfliegen und Magenproblemen).
Schließen möchten wir aber mit ein paar schönen Bildern von dem Trip:
Trinken- und Nahrungsbeschaffung im Dschungel.
Zuerst wird der Bambus angeschnitten und dann muss man aufpassen, dass man den Mund nicht zu voll nimmt...
Ein Fisch sollte gefangen werden - es blieb bei dem Versuch...
Aufbruch: | Dezember 2013 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | August 2014 |
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