Peru, Bolivien und Ecuador
Otavalo
Otavalo
Auf dem Weg nach Otavalo haben wir den Äquator überschritten und sind für die nächsten Tage auf der Nordhalbkugel. Und es war diesmal eine angenehme Busfahrt; zum erstenmal ohne gewalttätigen Film in Kopfschmerzlautstärke. In den Bussen sitzen immer viele Kinder aber ohne 5 grauslig hingemetzelte Tote in der ersten halben Stunde kommt kein Film für die Busbetreiber in Betracht.
Die Otavalenos gelten als die wirtschaftlich erfolgreichste Indiogemeinschaft in Südamerika. Viele wohnen in den umliegenden Hügeln in großen Villen aber leben trotzdem noch mit Stolz ihre alten Traditionen. Die Kinder wachsen mit Quichua und Tracht auf aber die Eltern achten auch auf eine gute Schulbildung, viele studieren an renommierten ausländischen Universitäten. Die Otavalenos nehmen sehr aktiv am politischen und wirtschaftlichen Leben in Ecuador teil und das ist immer noch nicht selbstverständlich.
Es werden auch heute alte indianische Feste gefeiert an denen sogar Vertreter der katholischen Kirche teilnehmen.
Der Samstagsmarkt in Otavalo war früher ein kleiner indigener Markt und gilt heute, dank der Geschäftstüchtigkeit der Otovalenos, als "der" Indiomarkt zu dem fast alle Touristen in Scharen strömen.
Und Rassismus funktioniert auch in die andere Richtung. Jose der Hostelbesitzer, ein sehr stolzer Otavaleno, erklärte uns gleich am ersten Abend dass wir auch spät nachts ohne Angst den Berg zum Hostel erklimmen können da hier nur Indigene leben. Also übersetzt -Verbrecher gibt's nur bei den "weißen" Ecuadorianern-.
Wir sind die Tage hier gewandert, waren zum einkaufen am Markt und haben endlich mal wieder einen guten Kaffee bekommen. Meist gibt es nur lösliches Pulver und das hat mit Kaffee nicht wirklich was zu tun.
Die 3-spurige Panamericana an der wir auf unseren Bus nach Otavalo warteten, es war schwierig bei den vielen Bussen Richtung Quito dem richtigen zu winken
Ein Bauwerk das nach Kolonialzeit aussieht, an dem ein Schild mit dem Datum 1829 hängt und das am Hauptplatz mit der Stadtverwaltung belegt ist.
Beim Blick von der unverputzten Seite erkennt man dann dass nur die Fassade Kolonialstil hat, dahinter ist die typische Bauweise aus Betongerippe mit Ziegelfüllung und diese ist sicher nicht von 1829.
Viele bunte moderne Häuser und auch dieser Treppenaufgang mit kleinen Zwischenterassen zeigen die Farbenfreude der Bewohner Otavalos
Typische Tracht der Indiofrauen hier in der Umgebung, es fehlt nur das schwarze Wolltuch mit weißem Rand das meistens den Kopf bedeckt. Ganz wichtig sind die mehrreihigen Halsketten und Armbänder aus Glasperlen.
Auch viele junge Frauen sieht man noch in der kompletten Tracht.
Die Tracht der Männer - Pferdeschwanz oder Zopf, doppelseitiger dunkler Poncho, weiße Hosen, einen weißen Hut (hier als Regenschutz garniert mit Plastiktüte), die Schnürsandalen traditionell gefertigt aus dem Cabuya Kaktus tragen beide Geschlechter.
Junge Männer tragen die Tracht kaum noch aber fast alle haben einen Pferdeschwanz oder Zopf um ihre indigene Zugehörigkeit zu demonstrieren. Hans würde hier überhaupt nicht auffallen
Verkauft wird hier alles an Web- und Strickwaren heute industriell gefertigt und nur noch wenig echte Handarbeit.
Die Gegend um Otavalo war immer bekannt für ihre guten und ideenreichen Kunsthandwerker die man in den kleinen Dörfern ringsum auch noch findet.
Babys und Kleinkinder stecken in weißen Tüchern und scheinen sich dabei wohlzufühlen, man hört nur selten Kinder in den Tüchern weinen
Selbst Panamahüte die in der Gegend Manabi und Cuenca und nicht hier in der Gegend hergestellt werden sind im Verkauf.
Der ecuadorianische Hut wird bereits seit 1630 aus Toquillastroh den Fasern einer Palmpflanze geflochten und je feiner das Stroh umso teurer der Hut. Er wird auch heute noch häufig in Handarbeit hergestellt.
Die Herstellung des Panamahutes zählt zu den Immateriellen Kulturgütern Ecuadors.
Dass sich der Begriff Panamahut eingebürgert hat liegt unter anderem an alten Zollbestimmung der USA und dass Roosevelt einen bei der Besichtigung des Panamakanales getragen hat.
Am Abend nach dem Big-Poncho-Business ist der Platz wieder geräumt und nur ein paar Warensäcke warten noch auf den Abtransport.
An etlichen abends aufgebauten Essensständen gibt es lokale Spezialitäten wie Fleisch und Würstchen auf Spießen dazu Llapingachos (gewürzter Kartoffelbrei zu Pflanzerln geformt und angebraten).
Llapingachos gabs auch bei meiner Großmutter, da hieß es "Geditschde-Gedatschde und sie wurden mit Apfelbrei gegessen.
Heute sind wir noch am San Pablo See etwas gewandert und waren in einem teuren Hotel zum Kaffee trinken und mein Cappuccino war aus Fertigpulver und nicht trinkbar
Das Tal von Otavalo ist durch die Ablagerung von viel Vulkanasche sehr fruchtbar und bringt gute Ernten
Aufbruch: | 14.05.2017 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 16.10.2017 |
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