Peru, Bolivien und Ecuador
Tingo
Die Fahrt von Cajamarca nach Tingo war bis Celendin ganz in Ordnung, der Bus zwar alt und viele Kurven im Straßenverlauf aber machbar. In Celendin vorm umsteigen gabs Caldo de Gallina (Hühnersuppe mit Nudeln und Kartoffeln) zum Frühstück und dann ging es mit einem kleinen 8-Sitzer weiter. Über 4 ,5 Std. enge Serpentinen erst einen Pass hoch, dann ganz runter ins Tal über den Rio Maranon und danach wieder auf 3.300m hoch und weils so schön war nochmal 1.000m runter. Ohne Pause und auf schlechter Piste, selbst als es einem Mitfahrer schlecht wurde, reichte der Fahrer im fahren ganz cool Tüten nach hinten und fuhr unvermindert schnell weiter.
Wir fuhren durch eine grandiose Landschaft und vor lauter schaun kam ein Angstgefühl erst gar nicht hoch, so gings mir auch im Canon del Pato.
Hier in Tingo sind wir für 6 Nächte in einem kleinen Hotel abgestiegen und waren die ersten 3 Nächte, wie in Caraz, die einzigen Gäste. Das Hotel hat große Wald- und Grünflächen und liegt am Rio Utcubamba. Es hat unglaublich viele Vögel hier, täglich entdecken wir wieder eine Art wir noch nie gesehen haben. Nachts ist es totenstill aber Tingo hat auch nicht mal 150 Bewohner.
Wir sind viel gewandert und waren auch mit Perus einziger Seilbahn in Kuelap, der Bergfestung der Chachapoyas (Wolkenmenschen) die vor den Inkas hier große Bereiche besiedelt haben und von den Inkas dann doch besiegt wurden.
Beim Ticketkauf für die Seilbahn mussten wieder alle Angaben inklusive Passnummer angegeben werden. Bei Eintritten in größere Anlagen, bei längeren Bus- und Zugfahrten, bei Bankbesuchen, bei Ämtern immer wird jeder, auch die Peruaner, mit sämtlichen Angaben in einer Liste festgehalten. Manchmal mit 3-fachem Durchschlag, es ist uns schleierhaft was mit den Unmengen an beschriebenem Papier passiert. Wir kennen jetzt unsere Passnummer auch schon auswendig
Müllabfuhr mal anders in Celendin - der Minilaster macht laute Musik und der Arbeiter mit Gasmaske tänzelt dazu und sammelt die Mülltüten ein.
Morgennebel steigen aus den Andentälern auf die weit über 2.000m tiefer liegen und gigantische Ausblicke liefern.
In einem Kleinbus mit 7 Passagieren plus Fahrer über Serpentinen von ca, 2.600m auf 3.000m, dann runter auf fast 1.000m und wieder hoch auf über 3.300m und dann nochmal auf 2.200 runter, das ist wie mehrere Stunden Achterbahn fahren. Die tollen Ausblicke können nicht alle wirklich genießen.
Weggebrochene Straßenstücke werden großzügig mit Plastikband abgesperrt, davon gibt es auf den Passstraßen nach den Herbstunwettern viele und nachdem es da hunderte Meter in die Tiefe geht ist uns nicht klar wie die Pässe instand gesetzt werden sollen. Wenn keine Absperrmarkierungen zur Hand sind werden einfach Felsbrocken als Begrenzungen hingelegt.
Bei Gegenverkehr ist zentimetergenaues manövrieren gefragt. Darin sind die peruanischen Fahrer und hier speziell die Bus- und LKW Fahrer Meister.
Wahlwerbung gibt's hier nicht auf Hochglanz gedruckt, sondern groß auf die Häuserwände gemalt, so weiß jeder für wen sein Nachbar bei der Wahl stimmt. Hier gibt es auch eine Wahlpflicht und wer nicht geht muss spätestens wenn er was von einem Amt braucht die Strafe zahlen. Und die liegt bei umgerechnet etwa 80 Euro, das ist in Peru viel Geld.
Vögel gibt es in allen Farbschattierungen, mit orangenem Bauch und blauem Kopf, Rote Rücken- und weiße Schwanzfedern, leuchtend rot, gelb oder grün.
Die kleinsten Kolibris hier sind nicht größer wie eine dicke Hummel, bei der ersten Sichtung waren wir uns auch nicht sicher ob es tatsächlich ein Vogel oder ein Insekt ist.
Unser Fahrzeug über den Fluss kommt gerade an. Ganz wohl ist mir nicht dabei, Konrad nimmts ganz locker.
Bei der Hinfahrt mit Senora Felix mussten wir alle beide auf einmal und auch noch stehend übersetzen. Senor Felix fand das zu gefährlich und hat uns einzeln, sitzend über den Utcubamba gebracht, das war weniger wackelig und hat dann sogar Spaß gemacht.
Auf der anderen Flussseite sind wir ein wenig auf dem alten "Camino del Inca" gewandert, der aber von den Chachapoyas angelegt wurde und die Incas benutzten und bauten ihn nur aus. Er geht über 80 km am Berg entlang und mittendrin liegt "Macro" eine Anlage von Totentürmen der Wolkenmenschen. Da kuelap gegenüber oben am Berg liegt konnten auch Feuersignale vom Weg an die Festung übermittelt werden.
Die Zickzackverzierung symbolisiert die Schlange und war zusammen mit dem Kondor eines der wichtigsten Symbole der Chachapoyas
Auch wenn die Rabengeier uns bei der Überfahrt nicht bekommen haben müssen sie nicht hungern. Sie haben ein totes Huhn gefunden.
Die Seilbahn geht erst runter ins Tal des Rio Tingo, überquert es und dann geht's an der anderen Talseite nach oben.
Wer das nicht will oder kann darf auch mit dem Pferd hochreiten, der Pferdeweg ist aber so steil, dass die meisten lieber laufen.
Die Festung Kuelap erstreckt sich auf einem Felsplateau in 3.000m Höhe über 7 Ha. Sie ist 584m lang und 150m breit und komplett umfasst von einer fast 20m hohen Mauer.
Nach der Außenmauer im äußeren Ring waren dann über 450 Rundhäuser und boten einigen Tausend Menschen ein Zuhause. Hier wohnte und arbeitete das Volk
In den inneren Ring wo die Verwaltung, die Führer und Priester wohnten ist der Zugang dann so eng dass nur noch ein Mensch durchkommt. Dadurch wurde die Verteidigung der Festung erleichtert
Die Bäume sind dick mit Moosen, Bromelien, Orchideen und anderen Neophyten überwachsen. Das gibt der Anlage étwas fast mystisches
Im Tempel wurden Keramiken der Chachapoyas, der Inka und der Wari gefunden, das legt nahe dass die Anlage nacheinander von verschiedenen Kulturen benutzt wurde. Die Spanier haben Kuelap nicht gefunden.
Wegen solchen Idioten, die jede Absperrung missachten und überall raufklettern, alles anmalen und Initialen einritzen müssen, darf Macchu Picchu ab Juli nur noch in Kleingruppen mit Guide besichtigt werden.
Aufbruch: | 14.05.2017 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 16.10.2017 |
Bolivien
Ecuador