Auszeit für eine große Reise-Teil 1: Afrika
29.03.2022: Kigali
Ruanda hat a eine traurige Vergangenheit:
Den „Genocid“ = Völkermord
Ich sah die grausigen Schauplätze in anderen Reiseberichten, die denen von Kambodscha zur Zeit des Pol Pot sehr ähnlich sind.
Vom 07.April -15.Juli 1994 -das sind 100 Tage - töteten Angehörige der Hutu-Mehrheit ca 800.000 Tutsi - also etwa 75 Prozent der in Ruanda lebenden Tutsi-Minderheit- sowie Hutu, die sich am Völkermord nicht beteiligten oder sich aktiv dagegen einsetzten. Die Täter kamen aus den Reihen der ruandischen Armee, der Präsidentengarde, der Nationalpolizei (Gendarmerie) und der Verwaltung.
În diesen 100 Tagen entlud sich eine Jahrhunderte andauernde Rivalität der Tutsi und Hutu. Seit Ende der 50er Jahre gab es bereits viele Morde und immer wieder politische Auseinandersetzungen. Zu dieser Zeit besetzten die Tutsi alle wichtigen politischen Ämter und waren eindeutig die tonangebende Bevölkerungsschicht. Hutus waren in der Minderheit und auch der Zugang zur Bildung war den Tutsi vorbehalten. Das änderte sich und es wurden mehr und mehr Hutus auch in verantwortliche Positionen gesetzt.
Von 1990 an hat dann die Hutu Gruppe die Tutsi immer mehr diskriminiert und ausgegrenzt. Sie wurden öffentlich als Kakerlaken, Ungeziefer, Unrat, etc. bezeichnet. Ein von der Regierung etablierter Radiosender hat die Diskriminierung unterstützt. Die zu dieser Zeit in Ruanda stationierten UN Truppen aus Belgien und Frankreich haben in keinerlei Weise eingegriffen bzw. es thematisiert. Den Franzosen wird nachgesagt, dass sie sich an der Vorbereitung des Genocid beteiligt haben und auch die Garden der Regierung aúsgebildet haben..
Die Welt hat zugeschaut, wie sich die Regierung eines Landes auf einen Völkermord vorbereitet. 100Tausende von Macheten wurden in China bestellt und geliefert. Lieferpapiere aus damaliger Zeit belegen die Lieferung von 581.000 kg Macheten nach Ruanda.
Es gibt immer wieder Diskussionen darüber, ob dieser Völkermord geplant war, oder als unausweichliches Ereignis passierte. Jahre später tauchten Listen in der Regierung Ruandas auf, die als sog. Todeslisten bezeichnet werden. Auf ihnen standen die Namen von Personen sowohl Tutsi als auch Hutu, die den Völkermord verhindern wollten. Die Listen bezeugen die Gräueltaten und dass Schlächter systematisch durchs Land gereist sind und gemordet haben.
Ein Beweis dafür, dass der Völkermord von langer Hand geplant war.
Die Welt hätte diesen Genocid an den Tutsi verhindern können. 2500 Blauhelm Soldaten der UN waren genau zu dieser Zeit im Land. Ihr Mandat lautete: Überwachung des brüchigen Friedens zwischen Armee und Rebellen. Der Bevölkerung durften (und wollten?) sie nicht helfen. Und obwohl auch 10 belgische Blauhelme ermordet wurden, schloss man die Augen, zog die Soldaten ab und überließ die Tutsi ihrem Schicksal.
1994–da war meine Tochter Xenia 4 Jahre alt.
Ich erinnere mich, dass es ein Ritual war , mit meiner Freundin immer Donnerstags zum Markt zu gehen, um frischen Victoria-Barsch zu kaufen. Den haben wir dann gebraten und mit unseren Kindern gemeinsam gegessen.
Bis es irgendwann hieß, man sollte darauf verzichten, weil der Victoriasee von den Leichen verseucht sei.
Damals ging die Geschichte an mir vorbei. Heute weiß ich, dass so viele Tutsi bei der Flucht ermordet und in den See geworfen wurden.
Das 1973 eröffnete Hotel bot während des Völkermordes für mehr als 1200 Menschen Zuflucht und damit Rettung vor dem sicheren Tod.
Einst gehörte das Hotel der belgischen Fluggesellschaft Sabena, die den damaligen europäischen Manager gegen einen Ruandischen Manager eingewechselt hat.
In diesem Hotel war auch der Propaganda-Radiosender der Regierung ansässig. Trotzdem gelang es dem Manager zusammen mit seiner Frau mittels Geld und Ausschank von Alkohol die mordenden Hutus davon abzuhalten, die Bewohner seines Hotels zu ermorden.. So rettete er 1268 Menschen das Leben.
Er versorgte die Menschen mit dem Wasser aus dem Schwimmbecken und mit Lebensmitteln.
Es wird aber auch vermutet, das hochrangige Hutu auch ihre tutsistämmigen Angehörigen dort versteckten.
Um 10 Uhr starten wir mit Steven und Arthur um 2 Kirchen zu besuchen, in denen damals die Tutsi geflohen sind, sich versteckt haben , aber trotzdem alle ermordet wurden.
Wir gehen zur Rezeption und dort sitzt ein junger Mann, der uns in Empfang nimmt, einen zweiten Stuhl organisiert und uns vor seinen Schreibtisch platziert.
Daraufhin folgt ein ca. einstündiger Vortrag des Völkermordes an den Tutsi. Das Thema an sich ist schon schwierig und umfangreich. Und dann in englischer Sprache mit französischen Akzent - das hat selbst Thomas gefordert.
Nach dem theoretischen Teil ging es dann zur Praxis - doch zunächst eine Ernüchterung. Fotografieren in den Gebäuden nicht erlaubt. Der Guide gibt uns an verschiedenen Stellen ein Okay für Fotos. Daher können wir hier nur sehr wenige Bilder einstellen.
Hier an dieser Stelle ist eine junge Frau beerdigt, die sich hier in der Kirche verschanzt hatte. Ihr Mann war während des Massakers nicht hier und als er zurück kam, war seine Frau ermordet. Er hat sich dafür stark gemacht, dass sie dort direkt neben der Kirche beerdigt wird und auch ein Grabstein mit Bild aufgestellt wird. Er wollte, dass die Opfer auch ein Gesicht bekommen. (Mit Rücksicht auf das Opfer haben wir den Stein nicht aus der Nähe fotografiert)
Hier hatten wir die Gelegenheit eine Aufnahme im Innenraum der Kirche zu machen. Am Originalschauplatz findet sich heute eine Ausstellung mit Original-Reliquien und Gebeinen der Opfer. Die Ausstellung zeigt nur ansatzweise, welches Leid hier Menschen zugefügt wurde. Details möchten wir uns ersparen. Interessierte werden entsprechende Literatur und Bildmaterial finden.
Die nächste Kirche und Gedenkstätte die wir aufsuchen heißt Nyamata. Wir werden von einer sehr freundlichen jungen Dame in Empfang genommen, die uns durch die Ausstellung und durch die verschiedenen Gebäude führt. Sie versteht es, uns im sehr gutem verständlichem Englisch die Bedeutung der Gedenkstätte zu erläutern und geht auf alle unsere Fragen ein.
Die hier dargestellten Schautafeln beschreiben den Genocid von der Entstehung bis zur Zeit 25 Jahre danach. Bei Interesse senden wir gerne Fotos weiterer Tafeln (sie würden hier den Rahmen sprengen)
Wir kommen zum Eingang der Kirche. Dieser ist in Originalzustand, wie er seit dem Sturm der „Schlächter“ auf die Kirche sich darstellt. Am Boden sieht man die Spuren der Handgranaten, die geworfen wurden, um die verbarrikadierte Tür zu öffnen. Mehr als 1000 Tutsis - vornehmlich Frauen und Kinder - haben hier Schutz gesucht. Doch sie konnten sich nicht retten,
Diese Aufnahme ist abfotografiert von den Schautafeln der Ausstellung. Sie zeigt, wie es in der Kirche nach dem Sturm durch die Hutu aussah.
Und so sieht es in der Kirche heute aus. Wir hatten die Gelegenheit hineinzugehen und uns die Zeugen des Gräuels anzuschauen. Auf den Bänken liegt die Kleidung der Opfer. Als Gedenken und als Mahnung an das was geschehen ist.
Auf der anderen Seite in der Kirche stehen viele Särge aufgebahrt. Sie enthalten die Gebeine der Opfer.
Es gib einen Treppenabgang zu weiteren Grabkammern und Vitrinen mit Schädeln und Gebeinen,. Hier durften wir nicht fotografieren. Wir respektieren dies selbstverständlich.
Wir verlassen die Kirche und gehen über das Gelände. Auch hier sieht man Grabkammern, zu denen wir Zugang hatten. Auch auf diesem Gelände liegen ca. 40.000 Gebeine der Opfer.
Ein starker Kontrast zu unserem bisherigen Programm. Aber ein lohnenswerter Besuch.
Der Besuch der 2. Gedenkstätte hat uns wesentlich besser gefallen. Die junge Frau hat einen guten Job gemacht und dieses „schwere“ Thema sehr emphatisch vermittelt.
Am Abend setzen wir uns noch mit Arthur zum Dinner zusammen. Arthur reist Morgen wieder ab und gibt uns in gute Hände seiner Partner. Er wollte es sich aber nicht nehmen lassen, uns in Ruanda zu begrüßen und den ersten Tag hier gemeinsam zu verbringen.
Wir wünschen Arthur Morgen eine gute Rückfahrt nach Uganda - wieder 15 Stunden mit dem Bus. Aber das macht ihm nichts aus, sagt er. Er wollte uns unbedingt sehen. Wir haben uns ebenfalls sehr gefreut und freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen.
Aufbruch: | 26.02.2022 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | 28.06.2022 |
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