Auszeit für eine große Reise-Teil 1: Afrika
31.03.2022: Virunga Np/ Dian Fossey- Trek
7.00 Uhr - frühes Aufstehen (5 Uhr) und Frühstück (6 Uhr) sind angesagt und auf geht es zum Center des Virunga Mountain National Parks.
Hier erhalten wir unsere Permits für den heutigen Tag: Dian Fossey Trekking - auf den Spuren der Dian Fossey.
Wir sind die einzigen Gäste, die diesen Hike heute wahrnehmen. Daher haben wir eine Privat-Tour. Gleichzeitig mit uns starten einige andere Besuchergruppen: zum Gorilla-Trekking oder auch zum Besteigen der Vulkane.
Wir erhalten ein kurzes Briefing und lernen unseren Guide des Tages kennen: die junge Dame heißt Jolie und sie informiert uns, dass wir ca. 45 Minuten Anfahrt zum Startpunkt des Hikes haben..
Auf gehts um 9.00 Uhr -wir starten in einer Höhe von 2.300 Meter und bis zur Forschungsstation sind es ca. 6,5 km.
Der erste Kilometer geht durch Felder, auf denen die ersten Bauern schon aktiv sind.
Hier sehen wir nach ca. 2 km Kästen in der Landschaft stehen. Es handelt sich hierbei um Bienenkästen.
Im Hintergrund sehen wir zwei der insgesamt 6 Vulkane im Virunga Nationalpark. Diese beiden stehen auf der Landesgrenze zu Uganda. Alle Vulkane in dieser Region sind nicht mehr aktiv.
Nach ca. 2 km treffen wir auf eine Gruppe Soldaten. Diese haben auf uns gewartet. Vier bewaffnete Soldaten werden uns heute begleiten. Wir betreten jetzt den Nationalpark, in dem auch eine Vielzahl wilder Tiere leben: Elefanten, Buffalos, etc. - vor diesen sollen uns die Soldaten beschützen. Wir bewegen uns aber auch unmittelbar (ca. 1-2 km) von der Grenze zum Kongo entfernt. Die Sicherheit der Besucher ist dem Nationalpark und der Regierung sehr wichtig. Aus dem Kongo sind schon mal Rebellen und Wilderer in dieses Gebiet gekommen. Unsere Eskorte soll uns beschützen.
Zwei Bewaffnete vorweg - zwei hinterher - zum Teil haben wir sie gar nicht mehr gesehen - die pirschen manchmal voraus und checken die Umgebung.
Was anfänglich wir ein gemütlicher Spaziergang anmutete, entwickelt sich als kräftezehrendes Hiking. Aufgrund der starken Regenfälle (zurzeit ist Regenzeit) ist der Boden durchweicht und teilweise müssen wir durch Knöchel- bzw.kniehohen Schlamm. Immer wieder kommen wir auch auf Sumpfgebiete und wir bleiben trotz Wanderstöcke immer mal wieder stecken.
Auf der Hälfte der Strecke sehen unsere Schuhe nur noch wie ein Schlammklumpen aus. Bei mir ist sogar Schlamm in die Schuhe gelaufen und ich laufe den Rest der Strecke mit nassen Füßen.
Das hier ist Theo: unser Porter. Er ist sehr hilfsbereit, zieht uns manchmal aus dem Schlamm und trägt außerdem Thomas Fototasche. Er ist dankbar für diesen Auftrag. Zurzeit gibt es hier kaum Touristen und das Einkommen des heutigen Tages hilft ihm und seiner Familie.
Und immer wieder unsere Bewacher: selbst als Thomas mal hinter den Baum geht, steht ein Bewacher in Lauerstellung
Die Vegetation verändert sich - die Bäume sind moosbewachsen und alles sieht aus wie in einem Märchenwald.
Und weiter geht es durch den Schlamm - schließlich wollen wir ja ankommen. Wir wollen ja auch nicht aufgeben.
Ein Feenwald - jetzt noch ein wenig Nebel. Vielleicht hat Dian Fossey an dieser Stelle die Inspiration für den Namen ihres Films bekommen: Gorilla im Nebel
Am Ziel: auf 3.100 Meter erreichen wir nach knapp drei Stunden das Ziel: die Forschungsstation von Dian Fossey.
Dian war US Amerikanerin, 1932 in San Francisco geboren, gelernte Ergotherapeutin und wurde später Zoologin und Verhaltensforscherin. Sie besuchte 1963 zum ersten Mal den afrikanischen Kontinent und hatte damals im Kongo die erste Begegnung mit Gorillas. 1966 kam sie dann für Forschungszwecke hier in den Virunga Nationalpark. Sie erhielt als einzige Person eine Genehmigung, innerhalb des NP zu leben und zu wohnen. Sie baute hier zunächst ein Zelt und begann mit ihrer Arbeit. Sie ging - in Begleitung einiger Männer aus der hiesigen Community - zu den Gorillas und hat sich ihnen - in monatelanger mühsamer Arbeit - genähert. Nur ihr war es erlaubt, direkten Kontakt aufzunehmen. Als ihr dies gelungen war, haben z.B. Gorilla-Mütter ihre Jungen in die Arme von Dian gelegt.
Dian Fossey hat ihre Forschungen ausgeweitet und vielen Forschern aus der ganzen Welt die Möglichkeit gegeben, für einige Tage oder Wochen in ihr Camp zu kommen. So unter anderem auch dem deutschen Forscher Dieter Steklis. Steklis hat nach dem Tod von Fossey die Arbeit noch fortgesetzt. Heute lebt er in den USA und hat dort eine Professur.
Dian Fossey hat sehr viele Artikel in National Geographics verfasst und verschiedene Filme gedreht. Sehenswert - weil dieser Film das Leben und Wirken dieser großartigen Forscherin beschreibt - der Film „Gorilla im Nebel“
Wir schauen uns in dem Camp verschiedene Stationen an. Sicherlich am eindrucksvollsten ist der Friedhof „ihrer Freunde“. Auf diesem sind viele Gorilla begraben, die während Ihrer Zeit und Arbeit hier verstorben sind. Und anderem Digit. Er wurde von Wilderern getötet. Es war ein Auftragsmord. Ein Hutu Händler hat 20 USD für diverse Körperteile gezahlt - den Kopf als Trophäe, die Hände als Aschenbecher. Dieses hat Dian sehr stark betroffen gemacht und sie hat sich mehr und mehr dafür stark gemacht, dass Wilderern das Handwerk gelegt wird und das Zuhause der Gorilla nicht zu stark kommerzialisiert wird. Nach diesem Ereignis hat sie den Digit-Fund gegründet. Dieser Fund hat unter anderem Patrouillen finanziert, die die Fallen der Wilderer aufgespürt und vernichtet hat.
Es wurden später weitere Gorilla von Wilderern getötet. Aus diesem Grunde hat Dian diesen Friedhof angelegt und sie hat zu Lebzeiten bereits verfügt, dass sie nach ihrem Tod neben ihren Freunden beigesetzt werden möchte.
Fossey hat sich durch ihre Arbeit und ihr Engagement nicht nur Freunde gemacht.
Wer Dian Fossey hier besuchen wollte, benötigte eine von ihr vorher ausgestellte Genehmigung. Sie hat auch Besuchswünsche abgelehnt, wenn sie den Eindruck hatte, dass es nicht um wissenschaftliche Aspekte ging.
Für ihre Mitarbeiter hat sich Fossey jedoch immer sehr stark gemacht. Es waren immer 10 Männer aus dem Dorf in dem Camp. Sie hatten hier Unterkunft, eine Küche, ein Restaurant und Gemeinschaftsräume. Jeden Morgen hat sie ein Briefing mit den Männern abgehalten, dann ist man in den Wald zu den Gorilla. Außer ihr durfte aber niemand sonst ganz nah an die Gorilla heran und sie schon garnicht berühren. Die Forschungsarbeit sollte die Gorilla nicht zu sehr habituieren.
Am 27.12.1985 wurde Dian Fossey getötet in ihrem Haus aufgefunden. Die Männer haben morgens vergebens auf sie gewartet. Sie brachen ihre Hütte auf und fanden sie erschlagen mit einer Machete in ihren Räumlichkeiten.
Bis heute gibt es viele Spekulationen über diesen Mord. So gibt es Theorien, dass es Wilderer gewesen seien. Eher unwahrscheinlich, weil sie hatten Dian im Wald erschießen können. Es gibt auch Theorien, dass es Locals gewesen sein: eher unwahrscheinlich, schließlich gab sie ihnen Arbeit und warum hat man so viele Jahre gewartet.
Eine Theorie, die sich immer wieder verfestigt ist, dass auch die Regierung die Finger im Spiel hatte. Als Dian Fossey erneut einen Visumsantrag stellte, wurde dieser abgelehnt. Dank eines einflussreichen Mitarbeiters in der Regierung wurde dann das Visum doch ausgestellt: man sagt, dies sei ihr Todesurteil gewesen.
Vermutlich wird diese Tat niemals aufgeklärt. Natürlich mögen auch wirtschaftliche Interessen eine Rolle gespielt haben. Man hat erkannt, dass Gorilla eine Einnahmequelle sein können.
In diesem Kontext sei noch erwähnt, dass Dian Fossey in ihrer Hand vermutlich Haare ihres Mörders hatte. Diese wurden nach Frankreich und in die USA zu Untersuchungen gesandt. In Frankreich kamen die Haare nie an. In den USA hat man die Haare untersucht, konnte sie aber bisher keiner Person zugeordnet werden.
Nach Dian Fossey wurde niemanden mehr eine Genehmigung erteilt, innerhalb des Nationalparks zu wohnen. Glücklicherweise hat man verstanden, dass es wichtig ist, die Spezies Gorilla zu schützen. Der jetzt praktizierte sanfte Tourismus schützt die Gorilla, da die Besucherströme stark reglementiert sind und über die hohen Permit-Preise auch die Anzahl von Besuchern gesteuert werden. Das Geld wird genutzt, entsprechend viele Ranger einzustellen, die die Gorilla vor Wilderern schützen. So hat sich die Population der Gorilla in Ruanda - wie auch in Kongo und Uganda - in den letzten 30 Jahren wieder stark vergrößert. Auch dank Dian Fossey.
Hier hat das Haus von Dieter Steklis gestanden. Steklis war häufiger hier und deshalb hat Fossey ein Haus für ihn bauen lassen.
An dieser Stelle stand ein Gebäude, in dem Forscher bereits zum damaligen Zeitpunkt Untersuchungen zum Klima vorgenommen haben.
Un an dieser Stelle hat das Restaurant der Männer gestanden. Es gab auch eine Küche und Vorratsräume.
Bevor wir den Rückweg antreten lassen wir unseren Blick noch einmal über das Gelände der Forschungsstation schweifen.
Es ist so traurig, dass Dian Fossey so früh und jäh sterben musste.
Vor uns liegen noch 6,5 km - und wieder durch den Schlamm.
Um 15:30 Uhr waren wir dann fast wieder an unserem Ausgangspunkt. Wir unterhalten uns noch ein wenig mit den Bauern, die gerade dabei sind, die Zwiebel-Setzlinge in den Boden zu bringen - und das alles von Hand. Die Bauern sind erstaunt, dass bei uns in Deutschland so etwas mit Maschinen gemacht wird.
Auf dem Rückweg stoppen wir und bestaunen die dicken Kartoffeln, die hier geerntet werden.
Als wir im Hotel ankommen, stürmen direkt einige Mitarbeiter des Hotels auf unser Auto zu, reißen die Türen auf und uns die Schuhe aus den Händen. Die gehen zur Grundreinigung. Die nehmen wir auch vor, bevor wir müde aber glücklich zum Abendessen gehen.
Beim Abendessen machen wir die Bekanntschaft mit zwei jungen Männern aus Ruanda. Einer der Beiden ist Guide und hat eine eigene Agentur. Der andere arbeitet für das Tourismus-Ministerium. Beide begleiten gerade eine Delegation des Außenministeriums aus Sierra Leone. Die Delegation bereist Uganda auf der Suche nach Kooperationsmöglichkeiten im Tourismus.
Es entfacht sich eine lebhafte Unterhaltung. Auf die Frage, woher wir in Deutschland kommen antworten wir Wolfsburg. Daraufhin Brian: ja, VFL Wolfsburg - kenne ich.
Überraschend, dass Fussball bekannter ist als zum Beispiel der VW-Konzern mit mehr als 60.000 Mitarbeitern in Wolfsburg.
Trotz Müdigkeit wird über Fußball und Reisen gesprochen. Die Kontaktdaten wurden ausgetauscht und Brian hat sich begeistert von diesem Blog gezeigt, obwohl er kein Deutsch spricht.
Und bei Thomas verabschiedet er sich am nächsten Morgen noch mit einer WhatsApp Nachricht: „The guy that thought Wolfsburg was Most know for ist Football Team“
Es war ein sehr nettes und herzliches Kennenlernen.
Leider- oder zum Glück - funktioniert das Internet mal wieder nicht. So kommen wir mit dem Blog nicht weiter und wir müssen ins Bett.
Aufbruch: | 26.02.2022 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | 28.06.2022 |
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