2 Jahre lang kreuz & quer durch die Americas
Mexico Festland ab 31.03.2014: 03–1 Zentral Mexico – ab 06.04.2014 1470km
Ziel: Ausgehend von Zacatecas bereisen wir das Zentrum von Mexico vor allem zum Besuch der alten Kolonialstädte;
die dabei besuchten Staaten waren: Zacatecas, Aguascalients, Jalisco, Michoacan, Guanajuato.
Wetter: heiter bis sonnig, oft strahlend blauer Himmel, im Hochland < 30º.
Wir fahren weiter auf der Mex 45 Libre bis kurz vor Zacatecas, dem der morgige Tag gewidmet sein wird.
Zacatecas, eine Stadt, die uns vom ersten Augenblick an gefällt, in Bann zieht. Selten habe ich bisher eine relativ neue (die kann nicht älter als 300 Jahre sein) und doch in rein gotische Stil erbaute Kirche gesehen wie den Temple de Fatima
wäre nicht das rote Mauerwerk, dieses Prachtstück könnte seit fast 1000 Jahren irgendwo in Frankreich stehen. Wir entdecken ein Aquädukt, das die Spanier einst gemäß ihren römischen Vorbildern aus Segovia hier zur Wasserversorgung der südlichen Stadtteile bauten.
Der ganze historische Stadtkern macht auf uns einen ausbalancierten, harmonischen Eindruck,
wir ziehen staunend von Bauwerk zu Bauwerk und bekommen nebenbei noch den Eindruck, dass man hier auch mit Schuhputzen noch Geld verdienen kann, denn anders lässt sich diese nahezu vollbesetzte Reihe von 8 Schuhputz-Bänken nicht erklären.
Am Hauptplatz hält der Friedensengel die gesprengten Ketten noch in der Hand, ein paar Schritte weiter hinter dem Markt-Labyrinth mit seinen leckeren Essensständen diese idyllische Brunnenmotiv,
die Basilica mit ihrem reich verzierten Portal ist leider seit 5. April wegen Renovierung geschlossen,
in der ehemaligen San Augustin Kirche wird eine Skulptur-Ausstellung vorbereitet,
die auf dem Vorplatz bereits erste Schatten vorauswirft. Hier gäbe es noch so viel zu tun, zu sehen, die Stadt kommt auf unsere Bucket List und wir fahren weiter Richtung Aguascalientes. Auch hier hat der Staat den gleichen Namen wie seine Hauptstadt und auch hier an der Grenze eine Militärkontrolle, die anscheinend von Langeweile geplagt war, wollte der doch heute echt mal (wie einst seien türkischen Kollegen) 'hinten rein schauen'. Nachdem unser Bettenbau kurz beäugt wurde und anscheinend allen Vorschriften entsprach durften wir mit einem 'gute Reise' weiterfahren.
Die Stadt Aguascalientes will mehr entdeckt werden, sie hat nicht diesen Charme, diese ins Auge springende Schönheit wie Zacatecas. Der Plaza de la Patria
ist Rathaus und Regierungsgebäude gesäumt,
in dem Wandmalereien die Geschichte Mexicos und den Weg zur Verfassung von 1917 beschreiben,
die in diesen geschichtsträchtigen Räumen konzipiert wurde. Ebenfalls an Rande diese Platzes das Teatro Morelos
und die Cathedral.
Weiter südlich der Jardin de San Marcos
in dem über 15000 Leute bei den allsommerlichen Musikveranstaltungen Platz finden.
Durch die Partyzone Andador Pani der führt uns der Weg vorbei an dieser Skulptur
zum Plaza de Torres, der alten Stierkampfarena,
in der und um die herum alljährlich so im April/Mai die Fiesta de San Marcos gefeiert wird. Gemessen an den Standen, die derzeit aufgebaut werden muss das eine echte Grossveranstaltung sein, für die wir leider wieder einmal ein paar Tage /Wochen zu früh hier sind. Fahren wir halt zum Übernachten noch auf der Mex 70 Richtung Südwest bis Calville. Zu sehen gab es hier nichts, aber geschlafen haben wir dafür ruhig.
Gleich nachdem wir die Grenze zum Staat Jalisco überqueren, sehen wir die ersten Felder mit 'blauen Agaven' am Strassenrand.
Aus diesen wird vor allem hier in dieser Provinz der berühmte Agavenschnaps hergestellt, dessen geschützte Herstellungsart und Bezeichnung eng mit der Stadt Tequila verbunden ist. Nach einer kräftigen Berg- und Talfahrt hier angekommen erst einmal eine rumpelnde Fahrt über präkolumbianisches Strassenpflaster, ein kurzer Bummel zum Hauptplatz,
entlang der Hauptstrasse
und über den Markt, wo wir lernen, dass Tortillas nicht gewalzt, sondern gepresst werden.
Vor die Wahl gestellt, bei welcher der beiden grossen Brennereien rechts und links vom Hauptplatz wir unsere Tour machen sollen, bei Jose Cuevo oder beim weniger durchgestylt erscheinenden Casa Sauza, entscheiden wir uns letzteren, was sich letztendlich für uns als die richtige Wahl erweist. Wir sind um 15h die einzigen englisch sprechenden Gäste und so bekommen wir eine Privatführung. Da wir für M$150 die grosse Tour mit Agavenfelder und Brennerei gewählt haben (nur Brennerei M$100) fahren wir mit Fahrer und 2 Führerinnen erst einmal ein kleines Stück raus aus der Stadt zu einer Mischung aus Botanischer Garten und Agavenplantage.
Hier lernen wir den Unterschied zwischen Kakteen und Agaven kennen, bekommen etliche Agavenpflanzen im Vergleich zusehen, lernen wie junge Agavensetzlinge gepflanzt werden, dürfen sogar jeder selbst eine pflanzen und sehen dann noch wie 6-8 Jahre alte Agaven geerntet werden. Die Blätter sind Abfall,
nur die 20 - 60kg schweren, Ananas-förmigen, stärkehaltigen Herzen
werden erst geröstet, dann fein gemahlen, bevor mittels Wasser und Wasserdampf Zucker und Stärke extrahiert wird. Wenn kein '100% Agave' produziert werden soll wird für den sogenannten 'normalen' Tequila bis zu 49% Fremdzucker zugesetzt, bevor die Maische eingekocht und dann 26 Std. lang fermentiert wird. Die dabei entstehende, ca. 8% Alkohol enthaltende Flüssigkeit, wird je nach zu erzielender Qualität bis zu 3* destilliert und bis zu 12 Jahre in Eichenfässern gelagert.
Zurück in der Brennerei wird uns erst nochmals an Hand dieses Murals der ganze Prozess erklärt,
bevor wir dann über Fasslager, Rohwarenlager, Röste- Schrot und Extraktionsanlage sowie der Destillationsanlage wieder am Ausgangspunkt ankommen, wo uns ausreichend Gelegenheit gegeben wird die unterschiedliche Qualität- und Altersstufen vom frischen Most bis hin zu 100% Agave, 12Jahre im Eichenfass, hmmmm zu vergleichen. Noch ein paar km bis El Arenal und dann schau mer mal was der morgige Tag uns bringen wird.
Seit ein paar Tagen haben wir neue 'Problemchen' mit unserem Auto, unter Last raucht er wie ein dicker Brummer und den Berg hoch zieht er auch nicht mehr richtig. Gestern haben wir in der Stadt ein paar seiner kleineren Brüder (Modell Partner) und bei der Suche nach einem Vertragshändler sind wir doch echt erfolgreich. Die führen zwar nicht unser Modell, sondern nur eine Nummer kleiner und grösser, aber trotzdem hier wird uns geholfen. Die Schadensursache ist schnell entdeckt - geplatzter Schlauch am Turbolader,
ein Ersatzteil wird irgendwo organisiert, ein paar kleine Wartungsarbeiten werden auch gleich mit erledigt und ein paar Stunden später sind wir wieder fahrbereit. Wir verschieben die Besichtigung von Guadalajara und bleiben in der Nähe.
Heute besichtigen wir die Altstadt von Guadalajara, ein wirklich wunder schöner, gut erhaltener / renovierter Stadtkern.
In dieser 1,5 Mio Einwohner Stadt parken nahe dem Zentrum in einem Parkhaus mit Valet Service, also Schlüssel abgeben und das Auto wird von Angestellten geparkt, kein Fremder kommt eigentlich an die Fahrzeuge ran, wir fühlen uns eigentlich sicher und ziehen los. Am Plaza Tapatia finden wir neben diesen Kunstwerken
eine Tourist Info wo wir neben einem Innenstadtplan genug Info bekommen um die nächsten Tage hier zu verbringen.
Wir gehen an zahlreichen alten Gebäuden vorbei Richtung Dom,
der von 4 grossen Plätzen umrundet ist, die wir natürlich alle besichtigen müssen, denn jeder sieht unterschiedlich aus
Nahebei im Mercado Corona machen wir kurz Mittagspause bei Mariachi Musik
und der Koch hatte es sich verdient auch mal im Bild zu sein.
Ein kurzer Blick in die Universitätsbibliothek und dann im für Besucher komplett offenen Regierungsgebäude u.a. das berühmte Bild von Hilgado
der das Ende der Sklaverei verkündet. Von dort noch ein letzter Blick zurück auf den Dom,
schnell mal kurz ins Teatro Degollado, das mit seinen 8 Rängen manchem europäischem Opernhaus Konkurrenz machen könnte und dann zurück über den Plaza Tapatia zum Mercado Libertad.
Unterwegs noch diese von Dali inspirierte Bronze Sitzgruppe,
bevor wir uns ins Getümmel des angeblich weltgrößten überdachten Marktes stürzen. Kann man, muss aber nicht sein, zumindest wir haben außer etwas Gemüse da eigentlich nichts kaufenswertes gefunden. Wir holen unser Auto wohlbehalten wieder ab, betrachten die M$50 (= EUR 3,5 für 3 ½ Stunden) als gut angelegt und fahren am Lago de Chapala vorbei Richtung Süd-Osten bis kurz vor Los Reyes.
Unser nächstes Ziel ist Angahuan, in dessen Nähe der Vulkan Paricutin bei seinem Ausbruch 1943 und in den folgenden 9 Jahren die ganze Gegend teilweise meterhoch mit Asche bedeckte,
mit seinen Lavaströmen die Dörfer zu seinen Füssen zerstörte, wobei einer der Lavaströme quer durch diese Kirche verlief.
Während wir über grob gepflasterte Straßen durch Angahuan rumpeln, werden wir von 3 Reitern überholt, die uns unbedingt ihre Dienste als Guide, bzw. Ihre Pferde als Reittiere andienen wollen. Wir lehnen dankend ab, da wir heute nicht zum Kraterrand wollen und auch auf ihre Pferde allergiebedingt verzichten müssen. Wir parken dafür am Ortsende am Tourist Center und machen uns an den 30 Minuetigen Abstieg zur Kirchenruine. Schon im Dorf sind uns festlich gekleidete Frauen aufgefallen
und während des Abstieges überholen wir weitere Gruppen davon. Drunten vor der Kirche des Rätsels Lösung - hier ist Party angesagt. Vom Nachbardorf San Juan aus Pilgern die Bewohner immer am Freitag vor dem Karfreitag ca.5 km weit bis zur zerstörten Kirche und um diese müden Pilger dann entsprechend empfangen zu können sind hierunten Verpflegungsstände aufgebaut, Partystimmung eben. Wir schauen bei der Herstellung blauer Tortillas zu, wobei der blaue Mais noch von Hand gemahlen wird,
steigen über die Lavafelder, die einst quer durchs Kirchenschiff flossen,
und doch wunderbarerweise direkt am Altar Halt machten.
Auch für den Rückweg müssen wir wieder auf die Dienste der Pferdeführer verzichten
und steigen eben die150 Hm zu Fuss nach oben. Droben beim Auto treffen wir auf ein Schweizer Camper-Pärchen, das soeben hellauf begeistert vom 7 stündigen Ausritt zum Kraterrand zurückkommt. Wir tauschen noch für eine Weile Erlebnisse und Erfahrungen aus, bevor wir uns wieder auf den Weg machen. In Angahuan schauen wir uns noch kurz die Kirche an,
deren Portal sehr an die maurischen Steinmetzarbeiten in Granada erinnert. Auf dem Weg nach Uruapan stehen wir erst wegen gesperrter Strasse für eine Stunde im Stau und finden in der Stadt selbst dann nichts Sehenswertes. Dafür ist in Timgambato heute die Eröffnung des 3- tägigen Geranien Festes, als wir ankommen formiert sich soeben der Festzug,
so was buntes, farbenfrohes können wir uns doch nicht entgehen lassen, wir laufen mit,
und machen fleissig Fotos.
Die Reden sind geschwungen, das Fest ist eröffnet, wir fahren weiter. Kurz vor Patzcuaro wieder eine dieser eigenartigen mit bewaffneter Militia besetzten Strassen-Halbblockaden
von denen wir, seit wir hier in Michoacan sind, nun schon etliche gesehen und ungeschoren passiert haben. In den Städten, ja selbst bei dieser Party an der Kirchenruine hohe Polizei- und Militärpräsenz und dafür an den Stadteinfahrten und grossen Überlandkreuzungen solche 'Kontrollpunkte' mit bewaffneten T-Shirt Trägern für ein unabhängiges xxx.
Wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen, besichtigen Patzcuaro mit 50.000 Ew. eine relativ kleine Kolonialstadt, dafür aber mit einem fantastisch erhaltenen Stadtkern.
Irgendwie fühlt man sich ins Hinterland von Spanien zurückversetzt,
und dann bringen uns die buntgekleideten indogenen Frauen an ihren Marktständen zurück nach Mexico. Vorbei an der Basilika,
und an der alten Bibliothek
geht es weiter zum Markt, wo wir lernen wie Tortillas maschinell in Kleinserien hergestellt werden. Oben kommt ein Batzen Teig rein, der wird gewalzt und gestanzt, die rohen Teigfladen wandern auf einem Förderband viermal durch den Backofen
und am Ende fallen hinten verkaufsfertig gebackene Tortillas raus. Die lokale Spezialität von hier, den White Fish, können wir leider nur roh bewundern,
an Marktständen wird er nicht serviert und deswegen in ein Hotelrestaurant wollen wir auch nicht, da er uns doch on Form und Aussehen sehr an einen Fisch erinnert, den wir vor zwei Jahren in Albanien am Ovid See gegessen haben, war lecker aber wir ziehen bissfestere Sorten vor. Noch ein bisschen durch Gassen bummeln
und dann fahren wir weiter zu den Ruinen von Tzintzuntzan. Von der einstigen Hauptstadt der Tarasken mit über 40.000 Einwohnern sind leider nur noch die Sockel der Pyramiden zu erkennen.
Die Weiterfahrt nach Morelia, der Hauptstadt von Michoacan sperrenfrei / ereignislos. Die Stadt selbst mit 800.000 Ew. eine Grossstadt mit riesigem Dom,
einem alten Stadtkern
und einem Aquadukt mag zwar sehenswert sein,
aber so richtig ins Herz schliessen konnten wir sie nicht, da haben uns andere Städte bisher besser gefallen. Mit Ziel Leon verlassen wir die Stadt Richtung Norden und bald danach überqueren wir die Grenze zu Guanajuato, wo wir uns sofort vom Bauchgefühl her wohler, sicherer fühlen.
Aufbruch: | Mai 2013 |
Dauer: | 24 Monate |
Heimkehr: | 08.05.2015 |
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